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In der vorliegenden Arbeit wurde das Hornwachstum bei 117 an chronischer Hufrehe erkrankten Pferdehufen beurteilt. Untersucht wurde ein möglicher Zusammenhang zwischen einer Lageveränderung des Hufbeins (Hufbeinrotation oder Senkung) und dem Auftreten von Veränderungen im Hornwachstum im Bereich der dorsalen und der seitlichen Hufwand. Es erfolgte eine Beurteilung der angefertigten Röntgenaufnahmen nach dem Winkel der palmaren/plantaren und der medialen/lateralen Hufbeinrotation sowie einer Hufbeinsenkung. Die Mehrzahl der Hufe zeigte eine Hufbeinrotation, während eine Senkung des Hufbeins nur in geringer Zahl auftrat. Es konnte ein Zusammenhang zwischen dem Grad der palmaren/plantaren Hufbeinrotation und dem Auftreten einer Störung des Hornwachstums festgestellt werden. Weiterhin konnte ein Rotationswinkel von 8° als Grenzwert bestimmt werden, bei dem mit dem Auftreten einer Richtungsänderung des Röhrchenhorns sowohl im Bereich der dorsalen als auch im seitlichen Bereich der Hufwand zu rechnen ist. In dieser Studie zeigten 75% aller Hufe, bei denen ein Rotationswinkel von mindestens 8° gemessen wurde, eine Faltenbildung der Kronhornröhrchen im Wandsegment. Weiterhin konnte eine Korrelation zwischen dem palmaren/plantaren Rotationswinkel des Hufbeins und dem äußerlich sichtbaren Längenwachstum des Hufes festgestellt werden. Je größer der Winkel der Hufbeinrotation, umso größer ist das Verhältnis der äußerlich erkennbaren Länge der Trachten zur äußerlich erkennbaren Länge der Dorsalwand. Somit ist bei einem großen Rotationswinkel des Hufbeins auch mit einer stärkeren Beeinflussung des Hornwachstums der dorsalen Hufwand zu rechnen, während das Hornwachstum im Trachtenbereich unbeeinträchtigt zu sein scheint. Es konnte keine Korrelation zwischen der seitlichen Hufbeinrotation und dem sichtbaren Längenwachstum der Hufe hergestellt werden. Möglicherweise stellt die Richtungsänderung der Kronhornröhrchen eine Ursache für das verminderte äußerlich sichtbare Längenwachstum eines chronischen Rehehufes dar. Scheinbar ist die Hornbildungsrate an der dorsalen Hufwand und an den Trachten gleich groß. Die Hornröhrchen liegen an der Dorsalwand bei einer mittelgradigen Hufrehe in Falten, was sich in einem verminderten äußerlich erkennbaren Längenwachstum äußert. Die Menge des produzierten Horns und auch die tatsächliche Länge der Hornröhrchen scheinen sowohl im Trachtenbereich, als auch im Bereich der Dorsalwand gleich groß zu sein. Nur die Faltenbildung der Hornröhrchen reduziert das äußerlich sichtbare und messbare Längenwachstum im Bereich der dorsalen Hufwand. Eine Faltenbildung der Hornröhrchen an den Trachten konnte nicht festgestellt werden. Das Röhrchenhorn verläuft hier gestreckt proximodistal. Dieser Unterschied zur Dorsalwand des Hufes könnte eine Ursache für ein scheinbar schnelleres Hornwachstum im Trachtenbereich sein. Ein Zusammenhang zwischen dem Grad der seitlichen Hufbeinrotation und dem Auftreten einer Veränderung im Hornwachstum konnte ebenfalls ermittelt werden. So wurde bei einem geringeren Rotationswinkel eine Faltenbildung der Hornröhrchen im Bereich der dorsalen und der seitlichen Hufwand beobachtet. Grenzwerte für beides konnten in dieser Studie nicht bestimmt werden. Allerdings bleibt zu beachten, dass nicht sicher ist, ob eine seitliche Hufbeinrotation ausschließlich im Rahmen einer Hufreheerkrankung auftreten kann.