jump to content

Fachbereich Veterinärmedizin


Service-Navigation

    Publication Database

    Röntgenologische Untersuchung zur Osteochondrosis dissecans an Fessel-, Sprung- und Kniegelenken bei 85 Dülmener Wildpferden (2011)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Beckmann, Simone (WE 17)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2011 — [7], 240 Seiten
    ISBN: 978-3-86664-907-1
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/2869
    Kontakt
    Pferdeklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62299 / 62300
    pferdeklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Die „Osteochondrosis dissecans“ (OCD) ist eine seit ca. 50 Jahren in der Pferdemedizin bekannte Gliedmaßenerkrankung. Sie gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die OCD ist eine Störung multifaktoriellen Ursprungs, die bis heute noch nicht eindeutig geklärt werden konnte. Einfluss haben ernährungs-, haltungs- und managementbedingte Faktoren, sowie auch genetische Komponenten spielen eine maßgebliche Rolle auf die Entwicklung der OCD. Bei einer „Osteochondrosis dissecans“ handelt es sich um eine spezielle Form der Osteochondrose, bei der sich ein Knochen- bzw. Knorpelfragment bildet, welches mit dem Knochen in Verbindung steht oder sich frei im Gelenk bewegen kann. OCD kommt bei Warmblut-, Vollblut-, Kaltblut- und Trabrennpferden vor. Die Gelenkerkrankung OCD stellt ein wirtschaftliches Problem dar: zum einen führt es zu finanziellen Verlusten im Hinblick auf Eigenleistung und Gewinngelder, zum anderen ist auch der Handel von Pferden, die röntgenologische Veränderungen im Sinne der „Osteochondrosis dissecans“ zeigen, von Absatzschwierigkeiten und Mindereinnahmen betroffen. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden 85 männliche Dülmener Wildpferde radiologisch untersucht. Diese Pferde durften bis zu ihrem ersten Lebensjahr, im Besitz des Herzogs von Croÿ, im Merfelder Bruch, Dülmen, weitestgehend unter ihren primitiven Lebensbedingungen aufwachsen: ohne jeglichen menschlichen Eingriff in ihren natürlichen Lebensraum, ohne Auswahlkriterien für Zuchttiere zur Rassenerhaltung bzw. zur Erlangung eines bestimmten Zuchtzieles. Von tierärztlichen Behandlungen, wie Impfungen, Verabreichung von Antipararsitika, Versorgung von Verletzungen oder Geburtshilfe wird strikt abgesehen. Von jedem der ausgewählten 85 Dülmener Wildpferde, dessen Lebensalter zum Untersuchungszeitpunkt zwischen einem Jahr und maximal fünf Jahren lag, wurden 10 Röntgenaufnahmen angefertigt (4 x Zehe, 90°-Aufnahme; 4 x Sprunggelenk, je 70° und 110°-Aufnahmen; 2 x Kniegelenk, 90°-Aufnahme). Demgegenüber wurden archivierte Röntgenaufnahmen (Fessel-, Sprung- und Kniegelenke) der Rasse des Islandpferdes beurteilt bzw. Kniegelenkbilder dieser Rasse angefertigt, um eine Kontrollgruppe zu erstellen, da bei dieser Rasse das Zuchtgeschehen, die Zuchtziele, die Aufzucht- und Haltungsbedingungen der meisten Islandpferde denen der Dülmener Wildpferde ähnlich sind. Zielsetzung dieser Arbeit war es, das Auftreten bzw. die Häufigkeit der Gliedmaßenerkrankung „Osteochondrosis dissecans“ bei dieser einzigartigen natur belassenen Wildpferderasse „Dülmener Wildpferde“ zu ermitteln und einen Vergleich mit der aus Islandpferden bestehenden Kontrollgruppe sowie mit bisherigen OCD-Studien aufzustellen. Es konnte bewiesen werden, dass keines dieser 85 untersuchten Dülmener Wildpferde eine „Osteochondrosis dissecans“ in Fessel-, Sprung- oder Kniegelenke zeigte. Bei den Fesselgelenk-Archivbildern (n=238) der Rasse des Islandpferdes wurde eine OCD-Häufigkeit von 0,840% festgestellt. Für das Sprunggelenk (n=381) konnte bei einem Tier eine Veränderung im Sinne der OCD (0,262%) diagnostiziert werden. OCD´s konnten in den Kniegelenken (n=72) der Islandpferde nicht gefunden werden. Wird die prozentuale Verteilung der „Osteochondrosis dissecans“ beim Warmblutpferd betrachtet, so ist festzuhalten, dass das Fesselgelenk eine Befundhäufigkeit von 10% aufweist, die Sprunggelenke erkranken zu 16% und die Kniegelenke sind zu 5-8% betroffen (HERTSCH, 2009 1). Der Vergleich dieses 0%-OCD-Ergebnisses der Dülmener Wildpferde mit den OCDBefunden anderer Pferderassen zeigte, dass es immens wichtig ist, die ursprünglichen Rassen zu erhalten, „dessen Erbgut vielleicht eines Tages von Nöten sein wird, um die überzüchteten Hauspferdebestände des Menschen mit dem natürlichen Erbgut in seiner ganzen Fülle „aufzubessern““ (Herzog von Croÿ`sche Verwaltung, 2009). Großer Dank gilt der Familie von Croÿ und dessen Traditionsbewusstsein, dass diese für den Natur- und Artenschutz so kostbare und einzigartige Dülmener Wildpferdherde noch heute existieren darf.