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Das Ziel der vorliegenden Arbeit war, bei hochleistenden Milchkühen (Deutsche Holstein) über den Zeitraum der ersten 15 Wochen der Laktation die Effekte einer Zulage von 240 g/d Natriumhydrogenkarbonat (NaHCO3) zu einer Ration zu prüfen, die vorwiegend auf Grassilage und Getreide basierte. Hierzu wurden 40 Kühe und Färsen in zwei Gruppen aufgeteilt und mit einer Mischration zur freien Aufnahme gefüttert, deren Grobfutteranteil auf Basis der Trockenmasse (TM) zu ca. 70 % aus Grassilage und zu 30 % aus Maissilage bestand und zur freien Aufnahme vorgelegt wurde. Leistungsabhängige Kraftfutterzuteilungen erfolgten während des Melkens inder automatischen Einzelmelkanlage. Der Pufferzusatz für die Versuchsgruppe wurde über das Kraftfutter verabreicht. Die TM-Aufnahmen aus Grob- und Kraftfutter, sowie die Milchleistungen wurden täglich von jedem Tier ermittelt. Im Rahmen der Milchleistungsprüfungen wurden die Inhaltsstoffe analysiert. Im Laufe des Beobachtungszeitraumes wurde von jedem Tier viermal eine Probe von Pansensaft, Harn und Kot gewonnen, sowie die Lebendmassen ermittelt. Von allen Proben wurden die pH-Werte bestimmt. Der Pansensaft wurde zudem gaschromatographisch auf sein Fettsäuremuster analysiert, der Harn einer fraktionierten Analyse der Netto-Säuren-Basen- Ausscheidung (fNSBA) unterzogen. Nach Bestimmung des Rohprotein-(XP)- und Rohasche-(XA)-Gehaltes der Kotproben wurde über die Kot-Stickstoffmethode die Verdaulichkeit der organischen Masse der verfütterten Ration geschätzt. Am Ende des Versuches wurden die Fruchtbarkeitsdaten ermittelt. Folgende Ergebnisse bezogen auf den NaHCO3-Einsatz wurden festgestellt: 1\. TM- Aufnahmen und Milchleistungen blieben durch NaHCO3 unbeeinflusst. 2\. Energiebilanzen blieben über den gesamten Beobachtungszeitraum negativ. 3\. Lebendmassen und Rückenfettdicken nahmen unter NaHCO3 in geringerem Umfang ab. 4\. Signifikant höhere Azetat-Konzentration im Pansensaft, signifikant differentes ruminales Azetat-Propionat-Verhältnis bei übereinstimmendem pH- Wert. 5\. Signifikant differente fNSBA und Basen-Säuren-Quotient (BSQ) im Harn bei übereinstimmendem pH-Wert. 6\. NaHCO3 hatte keinen Einfluss auf den Kot-pH und die Verdaulichkeit der organischen Masse, die insgesamt auf einem hohen Niveau lag. 7\. Rastzeit, Zwischentragezeit und Zwischenkalbezeit waren indifferent, während der Besamungsindex um 0,6 Punkte geringer und der Erstbesamungserfolg um 30 Prozentpunkte höher war. Vorangegangene Untersuchungen konnten zeigen, dass der Einsatz von NaHCO3 in Rationen mit hohen Maissilageanteilen deutliche Effekte hatte. Der vorliegende Versuch mit einer Ration, deren Grobfutteranteil vorwiegend aus Grassilage bestand, untermauert demgegenüber die Aussage, dass der NaHCO3-Zusatz bei Nicht- Maissilage-Fütterung weitgehend effektfrei bleibt. Dennoch konnten durch den vorliegenden Versuch signifikante Unterschiede in den Ergebnissen der Harn- und Pansensaftuntersuchungen zwischen NaHCO3-supplementierten Kühen und nichtsupplementierten Tieren festgestellt werden. Diese Unterschiede werden aber trotz statistisch gesicherter Differenzen nicht als biologisch bedeutsam eingeschätzt. Die vorliegende Untersuchung läßt eine vorteilhafte Einflussnahme auf Fertilitätsdaten unter NaHCO3-Supplementierung vermuten. In Folgeuntersuchungen sollten mit größerem Stichprobenumfang und/oder längeren Beobachtungszeiträumen derartige Langzeiteffekte geprüft werden.