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Das Equine Herpesvirus vom Typ 1 (EHV-1) stellt die häufigste virale Abortursache beim Pferd dar und ruft außerdem respiratorische Erkrankungen sowie selten eine besondere Form der Myeloenzephalopathie hervor (Kydd et al. 2006). Zur Minimierung wirtschaftlicher Schäden wurden daher diverse Impfstoffe entwickelt, die jedoch bis heute die offenbar protektiv wirksame zelluläre Immunantwort nicht ausreichend stimulieren (Minke et al. 2004). Infolgedessen wurde in dieser Studie die Wirksamkeit von zwei kommerziell erhältlichen Impfstoffen gegen EHV-1-Aborte miteinander verglichen, um zu überprüfen, welcher eher eine zellvermittelte Immunität induziert und somit eine bessere Schutzwirkung erzielt. Die Probanden unterlagen bereits vor der Untersuchung einem regelmäßigen Impfmanagement mit dem inaktivierten Kombinationsimpfstoff Duvaxyn®EHV1,4. Im Rahmen der Studie wurden 150 Stuten weiterhin mit Duvaxyn®EHV1,4 immunisiert, eine andere Gruppe mit 192 Tieren erhielt hingegen den Lebendimpfstoff Prevaccinol®. Die mit Prevaccinol® geimpften Stuten wurden dabei in zwei Gruppen unterteilt, nämlich die Stuten, die nur in einem Jahr Prevaccinol® erhielten (Duvaxyn-Prevaccinol-Stuten - DPS) und solche, die in zwei aufeinander folgenden Jahren mit Prevaccinol® immunisiert wurden (Prevaccinol- Prevaccinol-Stuten - PPS). Die zu bestimmten Zeitpunkten entnommenen Blutproben wurden zum quantitativen Antikörpernachweis mittels des Serumneutralisationstests untersucht. Die mit dem Lebendimpfstoff Prevaccinol® immunisierten Stuten, besonders die PPS-Gruppe, erreichten deutlich höhere mittlere Antikörpertiter über den gesamten Verlauf der Studie als die mit Duvaxyn®EHV1,4 geimpften Tiere. Die Fohlen der immunisierten Stuten zeigten eine ähnliche Verteilung. Auffällig war jedoch, dass die SNT- Titer der Fohlen im dritten Lebensmonat unabhängig vom verwendeten Impfstoff rapide abfielen. Im Vordergrund stand auch der Nachweis der IgG-Isotypen der EHV-1-spezifischen Antikörperantwort - IgG1, IgG3/5 und IgG4/7 - mittels eines ELISA-Tests. Die Ergebnisse können entweder als Surrogat einer Th1- (IgG1 und IgG4/7) oder Th2-Zell (IgG3/5) gerichteten Immunantwort betrachtet werden. Der ELISA sollte also Aufschluss darüber geben, welcher Impfstoff eine vermehrt zelluläre Immunantwort induzierte. Das Isotypen-Verhältnis der drei Impfgruppen zeigte jedoch annähernd identische Ergebnisse, sodass mit diesem Verfahren kein Unterschied zwischen den beiden Impfstoffen bezüglich der induzierten Immunität festgestellt werden konnte. Weiterhin wurden die Abortzahlen der Zuchtsaison 2009/2010 auf dem Gestüt betrachtet. Unabhängig von der Impfung abortierten insgesamt 55 von 775 tragenden Stuten. Mittels PCR konnte bei neun Stuten ein EHV-1 induzierter Abort diagnostisch nachgewiesen werden. Sieben dieser EHV-1-Abortstuten wurden zuvor mit Duvaxyn®EHV1,4 immunisiert, die restlichen zwei mit Prevaccinol® (PPS). Der Unterschied war statistisch nicht signifikant, aber das Ergebnis führte trotz allem zu der Schlussfolgerung, dass insbesonders bei regelmäßiger Anwendung der Lebendimpfstoff Prevaccinol® klinisch einen besseren Schutz vor EHV-1-Aborten bietet als der inaktivierte Kombinationsimpfstoff Duvaxyn®EHV1,4.