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Die chronisch-entzündlichen Enteropathien des Hundes sind multifaktorielle Erkrankungen, deren Ätiopathogenese bisher nicht vollständig aufgeklärt werden konnte. Durch das Ansprechen auf eine bestimmte Therapie wird eine Unterscheidung in Futter-responsive Enteropathie (FRE), Antibiotika-responsive Enteropathie (ARE) und Inflammatory Bowel Disease (IBD) möglich. Diese Erkrankungsformen lassen sich klinisch teilweise schwer voneinander unterscheiden. Daher ist es das Ziel verschiedener Studien, Biomarker zu etablieren, deren Bestimmung die Aussagekraft bezüglich der Diagnostik und Prognostik der Erkrankung frühzeitig erhöht. Diese prospektive, unizentrische Studie sollte untersuchen, ob eine gleichzeitige Messung der Biomarker S100A12, Calprotectin, C-reaktives Protein (CRP) und N-Methylhistamin (NMH) in Serum und/ oder Kot das Monitoring der chronisch-entzündlichen Enteropathien des Hundes verbessern kann. Es sollten jene Marker identifiziert werden, die allein oder in Kombination von diagnostischem und/oder prognostischem Nutzen sein könnten. Dazu wurden von März 2015 bis März 2018 an der Klinik für kleine Haustiere der Freien Universität Berlin 32 Hunde mit chronisch intermittierenden oder persistierenden gastrointestinalen Symptomen in die Studie eingeschlossen. Daten zu Anamnese, Signalement, der klinischen Aktivität der Erkrankung (Canine Inflammatory Bowel Disease Activity Index (CIBDAI)), Laborparametern sowie bildgebender Diagnostik und Endoskopie wurden ausgewertet. An Hand des Ansprechens auf eine bestimmte Therapie wurden die Tiere in die Gruppen FRE (n= 11), ARE (n= 9) und IBD (n= 12) eingeteilt. Die Messung der Biomarker erfolgte wenn möglich zum Zeitpunkt der Erstvorstellung, im Verlauf und bei Letztvorstellung. Das Ansprechen auf die Therapie bzw. die Besserung der klinischen Anzeichen wurde eingeteilt in klinische Remission, partielle Remission oder keine Remission. Die Daten der drei Diagnosegruppen wurden miteinander verglichen. Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Diagnosegruppen hinsichtlich der Anamnese, des Signalements oder der Klinik. Der CIBDAI war zum Zeitpunkt der Erstuntersuchung bei Hunden mit IBD gegenüber Hunden mit FRE oder ARE deutlich erhöht (p= 0,015). Hunde der IBD- Gruppe erreichten seltener eine vollständige klinische Remission (p= 0,046). Auch für das im Serum gemessene Calprotectin zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen den Erkrankungsgruppen (p= 0,048). Hunde mit IBD wiesen deutlich höhere Calprotectinkonzentrationen im Serum auf als Hunde mit FRE oder ARE. Auf Grund der stark positiven Korrelation zwischen S100A12 und Calprotectin im Serum (rs = 0,810; p <0,0001) scheint eine alleinige Messung von Calprotectin im Serum ausreichend. Die fäkalen Marker S100A12 und Calprotectin zeigten bei Erstvorstellung die höchsten Konzentrationen in der FRE-Gruppe. Im Verlauf erreichten beide Marker die höchsten Konzentrationen in der IBD-Gruppe. Somit könnte eine Verlaufsmessung dieser Marker hinweisend für die Aktivität der Erkrankung sein. Da beide Marker auch im Kot sehr stark miteinander korrelierten (rs = 0,934; p <0,0001), scheint die Messung eines der beiden Marker, Calprotectin oder S100A12, im Kot ausreichend. Das im Serum gemessene NMH scheint zudem eine prognostische Aussage hinsichtlich des Therapieansprechens bei Erstuntersuchung zu ermöglichen. Hunde mit partieller oder ausbleibender klinischer Remission zeigten deutlich höhere Serum NMH-Konzentrationen (p= 0,007) als Hunde mit kompletter Remission. Hunde mit IBD wiesen zudem sowohl bei Erstvorstellung als auch im Verlauf höhere NMH-Werte im Kot als Hunde mit FRE oder ARE auf. Basierend auf den Ergebnissen dieser Studie scheinen NMH in Serum und Kot sowie Serum Calprotectin nützlich in der Diagnostik der chronisch- entzündlichen Enteropathie des Hundes zu sein. Kotmarker scheinen hinweisend für eine erneute klinische Verschlechterung zu sein. Daher eignen sich die Biomarker im Kot vor allem für Verlaufsuntersuchungen, während die Biomarker im Serum eine Aussage bezüglich der Diagnose und Prognose bei Erstuntersuchung ermöglichen sowie die klinische Aktivität im Verlauf anzeigen können. Die kleine Studienpopulation stellt die größte Limitation dieser Studie dar. Größere prospektive Studien sollten sich anschließen, um die hier festgestellten Zusammenhänge zu verifizieren.