zum Inhalt springen

Fachbereich Veterinärmedizin


Service-Navigation

    Publikationsdatenbank

    Echokardiografische Untersuchung zur Myokardfunktion bei Pferden mit Kolik (2017)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Rentz, Annabel (WE 17)
    Quelle
    Berlin, 2017 — 127 Seiten
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/11935
    Kontakt
    Pferdeklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62299 / 62300
    pferdeklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Akute gastrointestinale Erkrankungen spielen in der Pferdemedizin, sowohl aufgrund des häufig progressiven Verlaufs, als auch aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung eine große Rolle. Eine genaue Einschätzung der Herz-Kreislauffunktion ist für die Einschätzung der Schwere und die Prognose wichtig. Ziel dieser Arbeit war es, die Beeinträchtigung der Herzmuskelfunktion während einer Kolik mithilfe nicht-invasiver Gewebedopplertechnik zu erfassen. Hierfür wurden 36 Pferde untersucht, die wegen akuter Kolik an der Pferdeklinik der FU Berlin vorgestellt wurden. Die Pferde wurden bei Einlieferung, also mit akuter Kolik (U1) und vor der Entlassung (U2) untersucht (bei konservativ therapierten Kolikern Tag 2 und bei chirurgisch versorgten Tag 7). Außerdem wurden die Pferde mittels Scoring System hinsichtlich der Schwere der Erkrankung in drei Gruppen eingeteilt. Neben der kompletten klinischen Untersuchung wurden Blutuntersuchungen (Hämatologie und Blutgasanalyse), inklusive der Bestimmung des kardialen Troponin I (cTnI) durchgeführt und das Herz in der kurzen kranialen Achse transthorakal von rechts sonografisch untersucht. Hierfür wurden die echokardiografischen Techniken B-Mode, M-Mode, Farbgewebedoppler, Spektralgewebedoppler und Speckle Tracking eingesetzt. Für alle Messungen wurden drei Herzzyklen jeweils dreimal aufgezeichnet. Die weitere Auswertung geschah offline mittels Echopac Software. Gemessen wurden jeweils für LVW, RVW und IVS die maximalen Myokardgeschwindigkeiten Sm, Em und Am und die Zeitintervalle Ed, ET und IVCT. Strain und Strain Rate wurden für 6 Segmente des Querschnitts gemessen, es wurden jeweils Sr und Sc, sowie SRrE, SRrA, SRrS, SRcE, SRcA und SRcS bestimmt. Insgesamt waren die Messungen auch in der Notfallsituation gut durchführbar. Die Blutuntersuchungen lieferten signifikant höhere Werte für Hämatokrit und Laktat in Gruppe 3 (schwere Kolik) im Vergleich zu Gruppe 1 (leichte Kolik). Mithilfe des cTnI konnte eine Myokarditis ausgeschlossen werden, es wurden jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt. Im Vergleich der akuten Kolik (U1) zur Entlassung (U2) zeigte sich eine nicht signifikante Zunahme der Werte. Die Geschwindigkeiten mittels PWGewebedoppler waren zwischen den Gruppen während der Kolik (U1) signifikant unterschiedlich. Vor allem die maximalen Myokardgeschwindigkeiten Sm (Systole), Em (Frühdiastole) und Am (Spätdiastole) in der linken Ventrikelwand, aber auch Am in der RVW und dem IVS waren bei Pferden mit schwerer Kolik (Gruppe 3) signifikant erniedrigt im Vergleich zu Pferden mit leichter Kolik (Gruppe1). Im Farbgewebedoppler zeigten sich auch Trends zu niedrigeren Werten bei höherem Schweregrad der Kolik, während der U1, jedoch waren diese Unterschiede nicht signifikant. Die niedrigeren Werte im Zusammenhang mit dem Schweregrad der Kolik bzw. Kreislaufsituation bestätigen zum Teil die Ergebnisse vorangegangener Studien. Beim Speckle Tracking konnte bei der radialen Strain in 2 Segmenten (ant, antsept) eine signifikante Abnahme (während U1), abhängig von der Schwere der Erkrankung, festgestellt werden. Viele der Einzelwerte waren während der U1 in Gruppe 1 höher als in Gruppe 2 oder Gruppe 3, die Unterschiede waren jedoch nicht signifikant. Beim Vergleich der Untersuchungstage zeigte die circumferentielle Verformung im lateralen Segment (Sc lat) in Gruppe 2 eine signifikante Abnahme zwischen der Untersuchung während der akuten Kolik und dem Tag der Entlassung. In der vorliegenden Studie konnte gezeigt werden, dass Gewebedoppler und Verformungsparameter auch in Notfallsituationen einsetzbar sind. Eine quantitative Beurteilung der globalen und regionalen systolischen und diastolischen Herzfunktion während der Kolik kann mit diesen Techniken nicht-invasiv durchgeführt werden, was für die Prognosestellung und Therapie wichtig ist. Weitere Studien mit größerer Fallzahl sind nötig, um genauere Referenzwerte für den klinischen Gebrauch zu ermitteln.