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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Einfluss von Haltungssystemen auf das Auftreten von Cysticercus bovis in ökologisch wirtschaftenden Landwirtschaftsbetrieben mit Rinderhaltung (2017)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Theobald, Pascale Kyle (WE 8)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2017 — XXIX, 75 Seiten
    ISBN: 978-3-86387-855-9
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/7358
    Kontakt
    Institut für Lebensmittelsicherheit und -hygiene

    Königsweg 69
    14163 Berlin
    +49 30 838 62551 / 52790
    lebensmittelhygiene@vetmed.fu-berlin.de / fleischhygiene@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Seit Jahrzehnten wird in der Schlachttier- und Fleischuntersuchung auf den zoonotischen Parasiten Cysticercus bovis (Rinderfinne) geprüft. Dazu werden die gesetzlich vorgeschriebenen „Finnenschnitte“ angelegt (VO (EG) 854/ 2004). Es handelt sich um eine visuelle Untersuchungsmethode, die eine deutliche Unterschätzung der Prävalenz und der gesundheitlichen Folgen für den Menschen zulässt. Die vorliegende Arbeit versucht, aus unterschiedlichen Haltungssystemen und Umgebungen, Risiken für das Auftreten von Cysticercus bovis zu identifizieren, und auch umgekehrt Faktoren zu ermitteln, die sich risikominimierend auswirken können. Hierzu wurde ein Fragebogen entwickelt und insgesamt 38 ökologisch geführte Betriebe, die teilweise durch Finnenfunde auffielen (11 Betriebe), angefahren und Daten aufgenommen. Es handelte sich um Milch- und Mutterkuhhaltungen (teils mit Nachtzucht) und gemischte Betriebe. Die Betriebsdaten wurden mit dem Programm IBM SPSS Statistics 23 untersucht (Ermittlung von Häufigkeiten, Kreuztabellen, Chi-Quadrat-Tests, Odds Ratios, Zusammenfassung ausgewählter Variablen und Logistische Regression). Mittels der Cluster-Analyse (Spearmans Rangkorrelationskoeffizient, Distanzmaß, Fusionierungsalgorithmus mit Hilfe des Ward-Verfahrens und Scree-Plot) wurden Strukturen ermittelt, die bestimmten Betrieben gemeinsam waren und als Basis dienten, um Betriebs-Kategorien zu erstellen. Die tierärztliche Bestandsbetreuung stellte sich als risikominimierender Faktor für das Auftreten von Cysticercus bovis dar (p-Wert 0,031). Danach wurde untersucht, ob weitere Faktoren/ Betriebsstrukturen mit der Bestandsbetreuung korrelierten. Dabei erwiesen sich die Anwendung von Hygiene(regeln) und die Reinigung von Ställen (besenrein) als signifikante Faktoren, die mit einer tierärztlichen Bestandsbetreuung einhergingen. Das prophylaktische Anwenden von Antiparasitika war zwar nicht signifikant, aber mathematisch gesehen führten Betriebe mit einer Bestandsbetreuung deutlich häufiger eine prophylaktische Behandlung gegen Parasiten durch als Betriebe ohne Bestandsbetreuung. Ähnliche Betriebsstrukturen und/ oder Umweltbedingungen: Die ermittelten Cluster wurden auf ihre Finnenfunde geprüft. Cluster 1 wies 14,3 % Finnenfund auf, Cluster 2 50 % Finnenfunde, Cluster 3 30 % Finnenfunde und Cluster 4 0 % Finnenfunde. Hauptcharakteristika des Clusters 2 waren unter anderem erhöhte Risiken in den Bereichen Fremdenverkehr und Wasserreservoir, die des Cluster 4 waren verringerte Risiken in Bezug auf Überschwemmungen und Dunglagerung. Die generelle Analyse von Ähnlichkeiten von Betrieben samt ihrer Betriebsabläufe, Hygienestrukturen und der Ermittlung medizinischer Daten (Finnenfunde in Rinder haltenden Betrieben, Taeniose bei Menschen) könnte eine Basis bieten, um prinzipiell gefährdete Betriebe zu ermitteln und damit über die post mortem Untersuchung im Rahmen der Schlachttier- und Fleischuntersuchung hinauszugehen. Dieses würde eine Grundlage bieten - in Zusammenarbeit mit der Humanmedizin – bestehende Daten zu definieren und erhobene Datenstrukturen zu vernetzen oder ein eigenes Datenaustauschsystem zu generieren. So könnten Ausbrüche von Cysticercus bovis und Neuerkrankungen von Taeniosen ermittelt werden und in Folge risikoreichere Betriebe erfasst werden. Mit Hilfe des bestandbetreuenden Tierarztes könnten so risikobehaftete Betriebe intensiver untersucht und etwa prophylaktisch behandelt werden. Eine risikobasierte Ermittlung von gefährdeten Betrieben könnte in Zusammenarbeit mit der tierärztlichen Bestandsbetreuung eine Ergänzung zur gegenwärtig angewandten Schlachttier- und Fleischuntersuchung darstellen.