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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Karpalgelenksstabilität und -instabilität bei der Katze - eine experimentelle und röntgenologische Studie (2017)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Meinck, Philipp Anders (WE 20)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2017 — IV, 145 Seiten
    ISBN: 978-3-86387-905-1
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/25130
    Kontakt
    Klein- und Heimtierklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62422
    kleintierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    In dieser Studie wurde die Stabilität intakter und iatrogen verletzter Karpalgelenke an 30 toten Katzen (60 Karpalgelenke) in Extension, Abduktion und Adduktion in Ruhe und unter 20 Newton Stressbedingungen untersucht. War die orthopädische Unversehrtheit festgestellt, wurden die Gliedmaßen im Rumpf-Schultergelenk amputiert und Haut und Unterhaut entfernt. Die verbleibenden Weichteilstrukturen wurden zunächst nicht beschädigt. Es wurden der seitliche und palmare Bandapparat des Gelenkes und dessen palmar verlaufende muskuläre und fasziale Strukturen durchtrennt und der dadurch entstandene Stabilitätsverlust gemessen. Dazu wurde eigens eine Einspannvorrichtung konstruiert. In den einzelnen Positionen wurden die Gliedmaßen röntgenologisch abgebildet und vermessen. Die Funktionalität der Einspannvorrichtung wurde im Hinblick auf die Reproduzierbarkeit der Vermessungen überprüft, in dem der Versuchsablauf jeweils viermal pro Karpalgelenksposition nach den Vorgaben von BOONE et al. (1978) durchgeführt wurde. Die Inter-Tester-Reliabilität war > 0,96. Es wurde eine Messfehlertoleranz festgesetzt, ein Winkelzuwachs, der keiner Traumatisierung sondern Variationen im Versuchsablauf zuzuordnen war. Dieser durfte statistisch den Variationskoeffizienten von 6% nicht überschreiten. Dieser betrug in Varus 3,5°, Valgus 6,4° und in Extension 6°. Der Bewegungsumfang von der Varus- zur Valgus-Position des Karpalgelenks betrug 14,7-50,9° (Mittelwert=34,12°). Der Extensionswinkel betrug 16-42° (Mittelwert=26,46°). Die Gelenkwinkel an Karpalgelenken von Katzen waren individuell sehr different. Das Ligamentum collaterale mediale stabilisiert medial und palmar die proximale Gelenketage des Karpalgelenks. Nach Durchtrennung war weder röntgenologisch noch messtechnisch eine Instabilität festzustellen. Die Desmotomie des Ligamentum radiocarpeum palmare führte zu Varus-, Valgus- und Hyperextensionsinstabilitäten. Die Stabilisierung der proximalen Gelenketage, die für 63% der Beweglichkeit des Karpalgelenks verantwortlich ist (ROOS et al. 2000), hängt im Wesentlichen von der Integrität des Ligamentum radiocarpeum palmare und des Retinaculum palmare ab. Nach Traumatisierung des Ligamentum radiocarpeum palmare kam es zu einer Subluxation der Articulatio radiocarpea und einer Hyperextension, nach Durchtrennung des Retinaculum palmare zur Subluxation der proximalen und mittleren Gelenketage. Die Desmotomie mit gleichzeitiger Fasziotomie vergrößert den Extensionswinkels um 27,88°, die alleinige Fasziotomie um 19°. Wurde zusätzlich zum Retinaculum das Ligamentum collaterale mediale desmotomiert, erweiterte sich der Extensionswinkel von 19° auf 26° und eine Luxation der Articulatio antebrachiocarpea war die Folge. Lateral wird das Karpalgelenk durch die Ligamenta collaterale laterale, ulnocarpeum palmare und accessorioulnare stabilisiert. Die Desmotomie führte zur Subluxation der Articulatio ulnocarpea. Ist eine Seiteninstabilität messbar (Vergrößerung des Varuswinkels im Experiment um durchschnittlich 16,83°, p=0,02), muss das Ligamentum collaterale laterale traumatisiert worden sein. In Extension kommt diesen Bändern keine Aufgabe zu. Die Articulatio ossis carpi accessorium wird durch mehrere Bänder stabilisiert. Erst nach Durchtrennung des Ligamentum accessorioquartale stellte sich eine Subluxation ein. Die Durchtrennung der Ligamenta accessoriometacarpeum und accessorioulnare und die Tenotomie im Ansatz des Musculus flexor carpi ulnaris hatte keinen darstellbaren Effekt auf die Stabilität. Die Ligamenta carpometacarpea palmaria stabilisieren die distale und die mittlere Gelenketage. Nach Desmotomie waren diese Gelenke in Form einer Subluxation und Hyperextension instabil. Der Extensionswinkel vergrößerte sich um durchschnittlich 12,29° (p=0,01). Die Tenotomie der Zehengelenks- und Karpalgelenksbeuger führte nicht zur Instabilität im Karpalgelenk. Die Röntgenaufnahmen wurden dazu genutzt, die Kaliber der Metakarpalknochen zu vermessen, um ein wohldimensioniertes Arthrodeseimplantat zu entwickeln. Der Durchmesser des MC III betrug 2,7-4 mm. Die in der Literatur empfohlenen Arthrodeseimplantate für Katzen (SIMPSON et al. 1994) sind großkalibiger (NUNAMAKER et al. 1986). Dem Karpalgelenk der Katze wurde bisher klinisch wenig Aufmerksamkeit im Hinblick auf Verletzungen und daraus folgenden Instabilitäten gewidmet. Auf der Grundlage dieser Arbeit, können die Indikationen zur rekonstruktiven Chirurgie und die zur Arthrodese mit angepassten Implantaten besser standardisiert werden. Entsprechende klinische Studien werden das belegen.