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Zecken und von diesen übertragbare Krankheitserreger stellen weltweit ein Problem in der Nutztierhaltung dar. Vor wenigen Jahren berichteten verschiedene Autoren (AbouLaila et al. 2010; Altangerel et al. 2011; Sivakumar et al. 2012; Ybanez et al. 2013) erstmalig über den molekularbiologischen Nachweis von den durch Zecken übertragbaren Erregern (Babesia bovis, Babesia bigemina, Anaplasma marginale und Theileria orientalis) in Vollblutproben von Rindern aus den Regionen Khentii, Uvs und Uvurkhangai der Mongolei. Im Falle von T. orientalis konnte dieser Nachweis auch in Zecken der Art Dermacentor nuttalli geführt werden. Dieser Nachweis war insofern überraschend, als dass das Vorkommen der für diese Erreger verantwortlichen Vektoren in der Mongolei bisher nicht geführt wurde. Ziel der vorliegenden Untersuchungen war es daher abzuklären, ob sich die eher in tropischen Regionen vorkommenden Hauptvektoren der Gattung Rhipicephalus oder andere Vektorzecken inzwischen auch in die Mongolei ausgebreitet haben, oder ob in der Mongolei heimische Zeckenarten mit den gesuchten Erregern infiziert sind und diese potentiell auf Rinder übertragen können. Es sollten daher Zecken und Rinder auf diese und weitere Erreger untersucht werden. Von Mai bis Juli 2013 wurde eine epidemiologische Studie in dem Aimag Khentii der Mongolei in den 6 Somonen Tsenkhermandal, Dschargaltchaan, Delgerchaan, Binder, Dadal und Bajan-Adarga durchgeführt. Diese Somone wurden als Untersuchungsort ausgewählt, da hier die gesuchten Erreger bereits nachgewiesen wurden. Es wurden adulte Zecken aus der Vegetation, juvenile Zeckenstadien von Nagern sowie EDTA-Blutproben von Rindern gesammelt. Außerdem wurden Zecken von den beprobten Rindern in die Untersuchung mit einbezogen. Die Zeckenarten wurden mittels eines geeigneten Identifikationsschlüssels und im Falle der juvenilen Zecken molekularbiologisch bestimmt. Die Zecken aus der Vegetation, die juvenilen Zeckenstadien und die Rinderblutproben wurden mit dem PCR basierten Reverse Line Blot Hybridization Assay (RLB) molekularbiologisch auf die Präsenz von Babesien-, Theilerien-, Anaplasmen-, Ehrlichien-, Rickettsien-, Neoehrlichien-, Midichloria- und Borrelien- DNS untersucht. Zur Bestätigung der RLB-Ergebnisse wurden Sequenzierungen bestimmter Zielgene von einigen gefundenen Erregern durchgeführt. Es konnten insgesamt 2318 (778 m/1540 w) adulte Zecken von Rindern, 310 (169 m/141 w) adulte Zecken aus der Vegetation und 249 Zeckenlarven von 23 Nagern gesammelt werden. Alle adulten Zecken konnten der Art Dermacentor nuttalli zugeordnet werden. Die RLB Untersuchung der Zecken aus der Vegetation zeigte das Vorkommen von DNS einer bislang uncharakterisierten Anaplasma sp. (26/310; 8,4 %), Theileria orientalis (1/310; 0,3 %), Theileria equi (16/310; 5,2 %), Babesia caballi (5/310; 1,6 %), Rickettsia raoultii (252/310; 81,3 %), Borrelia afzelii (1/310; 0,3 %), Midichloria sp. (18/310; 5,8 %) und Neoerhlichia mikurensis (1/310; 0,3 %). In den 28 Pools der Zeckenlarven konnte im RLB die DNS von Rickettsia raoultii (27/28; 96,4 %) und Midichloria sp. (2/28; 7,1 %) nachgewiesen werden. Die DNS der uncharakterisierten Anaplasma sp. konnte im RLB in 153 (31,8 %) der 481 gesammelten Rinderblutproben detektiert werden. Eine phylogenetische Analyse dieser Anaplasma sp. zeigte eine nahe verwandtschaftliche Beziehung zu Anaplasma ovis. Babesia bovis, Babesia bigemina und Anaplasma marginale konnten mittels RLB weder in den Vollblutproben der Rinder noch in den Zecken nachgewiesen werden. Die nomadischen Tierhalter hatten bei ihren Rindern keine klinischen Zeichen einer bovinen Babesiose, Theileriose oder Anaplasmose beobachten können, die hinweisgebend für eine akute Erkrankung gewesen wären. Die Ergebnisse können das Auftreten der beschriebenen Erreger nur im Fall von Theileria orientalis bestätigen. Aufgrund der Vielzahl und Vielfalt der gefundenen Mikroorganismen und der Befunde aus anderen kürzlich erschienen Studien sollten in Zukunft weiterführende Untersuchungen des mongolischen Tierbestandes auf durch Zecken übertragbare Krankheitserreger erfolgen, um eventuell auftretende Risiken für die Gesundheit des mongolischen Tierbestandes schnell erkennen zu können.