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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Zusammenhang zwischen Tiergerechtheit und Lahmheit in neun Milchkuh haltenden Betrieben des Freistaates Sachsen (2018)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Englisch, Annemarie Mady (WE 18)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag Berlin, 2018 — XIII, 108 Seiten
    ISBN: 978-3-86387-944-0
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/23796
    Kontakt
    Nutztierklinik

    Königsweg 65
    14163 Berlin
    +49 30 838 62261
    klauentierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Eine der derzeit größten Herausforderungen für das Tierwohl und die Wirtschaftlichkeit auf milcherzeugenden Betrieben ist die hohe Lahmheitsprävalenz. Ziel der vorliegenden Studie war es, Zusammenhänge zwischen Tiergerechtheit und Lahmheit aufzuzeigen. Darauf basierend sollten Maßnahmen zur Verringerung der Lahmheitsprävalenz zur Anwendung in der integrierten tierärztlichen Bestandsbetreuung vorgeschlagen und ein Benchmarking anhand der ermittelten Risikoindikatoren durchgeführt werden. 605 Tiere, welche 18 Haltungsgruppen der Laktationsstadien Frischmelker und Hochleistung aus neun konventionellen Milchkuh haltenden Betrieben in Sachsen, Deutschland, angehörten, wurden im Sommer 2013 der fünfstufigen Bewegungsanalyse nach Sprecher et al. (1997) unterzogen. Tiere mit Bewegungsnoten ≥ 3 wurden als lahm eingestuft. Zur Bewertung der Tiergerechtheit in diesen Haltungsgruppen wurden der Tiergerechtheitsindex (TGI) 200/1994 nach Sundrum et al. (1994) sowie weitere umweltbasierte Kriterien und ein Fragebogen herangezogen. Aus insgesamt 119 Variablen wurden anhand eines vierstufigen Auswahlverfahrens fünf Kandidatenvariablen identifiziert und ihr Zusammenhang mit Lahmheit uni- und multivariabel getestet. Die Datenauswertung erfolgte mit Hilfe eines gemischten logistischen Regressionsmodells mit Lahmheit auf Tierebene als Zielvariable. Vier Variablen bildeten das finale multivariable Modell: der Liegeflächenbelag, der hygienische Zustand der Liegeflächen, die Liegeboxendiagonale (Distanz von der Nackenbegrenzung bis zur Kotkante) und die Beschaffenheit der Laufflächen in Kombination mit der Verkehrsfläche pro Tier. Tiefstreu war im Gegensatz zu Gummimatten nicht signifikant mit einer geringeren Tendenz zu Lahmheit verbunden. Sauberere Liegeboxen (mäßiger und guter hygienischer Zustand) traten in Verbindung mit einem signifikant verringerten Lahmheitsrisiko im Vergleich zu stärker verschmutzten Liegeflächen (mittlerer hygienischer Zustand) auf. Bei eine Liegeboxendiagonale von 195–200 cm war die Tendenz zu Lahmheit verglichen mit kürzeren oder längeren Liegeboxendiagonalen am geringsten, jedoch nicht signifikant. Lahmheit kam seltener bei Tieren vor, welche auf Laufflächen mit teilweiser oder vollständiger Gummiauflage gehalten wurden, im Vergleich zu Tieren, welche auf hartem Boden (Beton oder Asphalt) gehalten wurden. Diese Beziehung war in Kombination mit einer Verkehrsfläche von 2,12–3,21 m² pro Tier signifikant, in Kombination mit einer Verkehrsfläche von 4,08–6,90 m² bestand lediglich eine Tendenz. Basierend auf diesen Ergebnissen wurden beispielhaft Maßnahmen zur Verbesserung der Tiergerechheit vorgeschlagen, mit dem Ziel die Lahmheitsprävalenz zu verringern. Die Studie kombinierte Punktzahlen eines Indexsystems, welches für die Bewertung von Biobetrieben in Deutschland bereits Anwendung findet, sowie dessen Einzelkriterien mit weiteren management- und tierbezogenen Indikatoren für Tiergerechtheit in einer Risikoindikatoranalyse für Lahmheit. Das entwickelte System bietet einen praxisorientierten Ansatz zur gesetzlich vorgeschriebenen betrieblichen Eigenkontrolle. Gleichzeitig ermöglicht es ein Benchmarking und bietet evidenzbasierte Lösungsansätze für die Prävention von Lahmheit. Weiterer Forschungsbedarf besteht, um die vorgeschlagenen Risikoindikatoren in longitudinalen Studien zu validieren, sowie Maßnahmen in breit angelegten Interventionsstudien zu testen und zu überprüfen, ob sich mittels kontinuierlichen Benchmarkings und kontinuierlicher Beratung der Betriebe eine betriebsübergreifende Verbesserung der Tiergerechheit und Verminderung der Lahmheitsprävalenz erzielen lässt.