jump to content

Fachbereich Veterinärmedizin


Service-Navigation

    Publication Database

    Auftreten, Häufigkeit, Lokalisation und Ursachen von Magenschleimhautläsionen beim American Quarter Horse (2019)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Reimer-Diesbrock, Stefanie (WE 17)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag Berlin, 2019 — V, 114 Seiten
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/25659
    Kontakt
    Pferdeklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62299 / 62300
    pferdeklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Die Magenschleimhautkrankheiten gehören zu den häufig auftretenden Erkrankungen des Pferdes. Magenschleimhautläsionen (EGUS) kommen je nach Pferderasse, Nutzung, Trainingslevel und Lokalisation der Veränderungen mit einer Prävalenz von 11% bis 100% vor. Die erkrankten Tiere zeigen häufig keine oder nur sehr unspezifische Symptome. Der überwiegende Teil der bisher erfolgten Untersuchungen wurde an Vollblütern durchgeführt. Das Ziel dieser Arbeit war es, eine verbreitete Pferderasse aus einem anderen Nutzungsbereich zu untersuchen. Hierfür wurde das American Quarter Horse gewählt, da es sich im Temperament und der Nutzung von anderen Pferderassen unterscheidet. Es sollten neben der Prävalenz, dem Schweregrad und der Lokalisation von Veränderungen der Magenschleimhaut mögliche Risikofaktoren aus Haltung und Nutzung identifiziert werden. Für die Studie wurden 48 Pferde untersucht. Bei 38 Pferden konnte eine Nachuntersuchung erfolgen. Eine Untersuchung wurde im Sommerhalbjahr durchgeführt und eine Untersuchung erfolgte im Winterhalbjahr. Zum Zeitpunkt der Untersuchung waren die Pferde seit mindestens vier Wochen in der typischen Sommer- oder Winterhaltung untergebracht. Alle Pferde waren nicht in medizinischer Behandlung. Von den Besitzern oder Betreuern wurde ein Fragebogen zu den Daten der Tiere, deren Haltung, Fütterung, Training, charakterlichen Eigenschaften sowie dem sozialen Umfeld beantwortet. Die Untersuchungen erfolgten im Heimatstall. Die Anamnese der Pferde und die beobachteten Veränderungen der Magenschleimhaut wurden in einem Befundbogen dokumentiert. Die Bewertung der Magenschleimhautbefunde erfolgte auf Grundlage des vom Equine Gastric Ulcer Councils (EGUC) empfohlenen Klassifizierungssystems mit 5 Graden nach ANDREWS et al. (1999c). Eine Unterscheidung der Schleimhautregionen erfolgte bei diesem System nicht. Die Befunde mit einem Score ≥2 wurden als klinisch relevant eingestuft. In Ermangelung eines Bewertungssystems für die glanduläre Schleimhaut wurden die Befunde dieser Schleimhautregion mit einem eigenen System in 5 Grade zwischen 0 und 4 eingeteilt. Bei 79% der Untersuchungen lagen Veränderungen der nonglandulären Magenschleimhaut vor, die in 57% der Fälle als klinisch relevant eingestuft wurden. Die glanduläre Schleimhaut war in 59% der Fälle betroffen. Beide Schleimhautbereiche zugleich zeigten bei 43% der Untersuchungen Veränderungen. Die Veränderungen der Magenschleimhaut befanden sich bei 53% der Untersuchungen am Margo plicatus, bei 56% an der Curvatura ventriculi minor, bei 29% der Untersuchungen im Bereich der Kardia und bei 48% am Pylorus. Die Schleimhaut des Saccus caecus ventriculi und des Oesophagus wies bei keiner Untersuchung besondere Befunde auf. Die Veränderungen der nonglandulären Schleimhaut wurden zu 40% mit dem Schweregrad 2 bewertet, 17% der Pferde hatten schwerwiegendere Befunde. Die glanduläre Schleimhaut wurde in 40% der Fälle mit dem Grad 1 bewertet, 20% der Veränderungen wurden als 2 oder 3 bewertet. Die ermittelten Befundscores für die Pars glandularis lagen somit deutlich niedriger als die der Pars nonglandularis. In der gesamten Studienpopulation waren Stuten seltener von Veränderungen der Magenschleimhaut betroffen als Wallache. Die Haltung auf dem Land stand mit einem geringeren Erkrankungsrisiko in Verbindung, die Haltung in der Stadt erhöhte das Erkrankungsrisiko hingegen. Eine ad libitum Fütterung mit Heu und eine Heugabe zur ersten Mahlzeit des Tages senkten das Erkrankungsrisiko. Der im Magensaft gemessene pH-Wert stand in signifikantem Zusammenhang mit Veränderungen der Magenschleimhaut. Je niedriger er war, desto geringer war auch das Erkrankungsrisiko. Die Teilnahme an Wettkämpfen führte zu einem erhöhten Erkrankungsrisiko. Die Daten der Turnierteilnehmer wurden aufgrund der besonderen Relevanz des Einsatzes im Sport für diese Erkrankung näher untersucht. Bei den Sportpferden erhöhten eine hohe Kraftfuttermenge, der Status „Freund“, ein sympathischer Charakter und die Turnierdisziplinen Pleasure und Horsemanship/Showmanship das Risiko an Magenschleimhautläsionen zu erkranken. Ein ruhiges Temperament ging hingegen mit einem geringeren Erkrankungsrisiko einher. Die Daten aller Untersuchungen wurden zudem getrennt nach der Lokalisation der Läsionen und der Jahreszeit weiter ausgewertet. Im Sommer zeigten sich für die nonglanduläre Schleimhaut ein negativer Einfluss von Kraftfutter zur zweiten Mahlzeit, Stroh als Einstreu, einem BCS von sechs und einem höheren Gewicht, einem hohen Galoppanteil im Training und längere Zeit in der Gesellschaft von Menschen. Ein sehr guter Appetit und Weidegang senkten das Erkrankungsrisiko. Die glanduläre Schleimhaut wurde durch den Einsatz der Pferde im Amateur- oder Profisport, die Nutzung im Freizeit- oder Sportbereich, Turnierteilnahmen und eine längere Zeit in der Gesellschaft von Menschen negativ beeinflusst. Positiv wirkte sich die Fütterung von Hafer aus. Für beide Schleimhautbereiche gemeinsam betrachtet stieg das Erkrankungsrisiko durch einen sehr guten Appetit, Transporte und die Turnierteilnahme. Es sank durch die Fütterung von Hafer. Im Winter steigerten die Gabe von Saftfutter, die Gabe von Kraftfutter zur zweiten Mahlzeit, das tägliche Training und ein hoher Galoppanteil im Training das Erkrankungsrisiko für die nonglanduläre Schleimhaut. Gesenkt wurde es durch die Gabe von Raufutter zur ersten Mahlzeit. Die glanduläre Schleimhaut wurde durch die Gabe von Kraftfutter zur zweiten Mahlzeit negativ beeinflusst. Für beide Schleimhautbereiche gemeinsam betrachtet senkte die Fütterung von Raufutter zur zweiten Mahlzeit das Erkrankungsrisiko. Insgesamt lag die Prävalenz von Magenschleimhautläsionen in der Studienpopulation mit 57% im Bereich der für Sport- und Freizeitpferde bereits bekannten Daten. Sie lag jedoch deutlich über der für American Quarter Horses im Wettkampfeinsatz ermittelten Prävalenz von 40%. Die Lokalisationen der Magenschleimhautläsionen entsprachen den Erwartungen aus der Literaturrecherche. Auch verschiedene bereits vermutete Risikofaktoren für EGUS standen in signifikantem Zusammenhang mit Läsionen der Magenschleimhaut. Beispielsweise die Fütterung von Raufutter, Weidegang und ein Standort auf dem Land senkten das Erkrankungsrisiko. Das Training und der Einsatz im Turniersport führten hingegen häufiger zu Veränderungen der Magenschleimhaut. Für die Pars glandularis konnten weniger Risikofaktoren beschrieben werden als für die Pars nonglandularis. Hier sollten weitere Untersuchungen erfolgen, um die Auslöser von Veränderungen im Bereich der Pars glandularis zu identifizieren. Es bedarf für die Befunderhebung eines international einheitlichen Bewertungssystems, das auch die Befunde der glandulären Schleimhaut erfasst. Unter den gewonnenen Informationen ist der Einfluss sozialer Faktoren auf die Magenschleimhaut besonders hervorzuheben. Ein als sympathisch beschriebener Charakter der Pferde, ein Status als „Freund“ bei den Besitzern oder Betreuern und die in der Gesellschaft von Menschen verbrachte Zeit standen in einem signifikanten Zusammenhang mit dem Befundscore der Magenschleimhaut. Diese Erkenntnisse liefern einen neuen Ansatz bei der Untersuchung der Äthiopathogenese dieser Erkrankung. Der Einfluss des Kontakts zu Menschen auf die Entstehung von Magenschleimhautläsionen sollte in weiteren Untersuchungen näher beleuchtet werden.