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Primäre Pankreastumoren sind bei Menschen und Tieren selten. Die veterinärmedizinische Literatur beschreibt vor allem makroskopisch solide Neoplasien, wohingegen beim Menschen schon lange zystische Varianten bekannt sind. Zystische Pankreastumoren sind in der veterinärmedizinischen histologischen Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation nicht aufgeführt und es gibt keine Studien über klinische Daten oder Laborwertveränderungen. Ziele der vorliegenden Untersuchungen waren daher eine detaillierte makroskopische und histologische Beschreibung der felinen exokrinen Pankreastumoren sowie die Beurteilung des Einflusses von nodulären Hyperplasien, Pankreatitis und Pankreastumoren auf die feline Pankreaslipase Immunreaktivität (fPLI). Hierzu wurden Gewebe und korrespondierende Blutproben untersucht, die routinemäßig zu LABOKLIN GmbH & Co. KG zwischen 2011 und 2019 eingesandt wurden. Die erste Studie beschrieb Pankreastumoren von 70 Katzen, und die zweite Studie schloss 80 Katzen mit unverändertem Pankreas (n = 19), nodulärer Hyperplasie (n = 9), Pankreatitis (geringgradig: n = 23, ausgeprägt: n = 11) und Pankreastumor (n = 18) ein, wobei die Tumorgruppe der zweiten Studie aus dem Teil der Katzen der ersten Studie bestand, bei denen ein klinischer Vorbericht und die fPLI-Konzentration vorhanden waren. Das fPLI wurde mittels ELISA gemessen (< 3,6 µg/l normal, 3,6 – 5,3 µg/l Graubereich, > 5,3 µg/l passend zu Pankreatitis). Die Pankreastumoren waren entweder solide (Studie 1: n = 45; Studie 2: n = 12) oder zystisch (Studie 1: n = 25; Studie 2: n = 6) und gutartig (Studie 1: n = 20 (5x solide, 15x zystisch); Studie 2: n = 6 (2x solide, 4x zystisch)) oder bösartig (Studie 1: n = 47 (40x solide, 7x zystisch); Studie 2: n = 12 (10x solide, 2x zystisch)). Mikroskopisch zeigten die soliden Tumoren überwiegend eine azinäre Morphologie (Studie 1: n = 22 (5x Adenom, 17x Karzinom); Studie 2: n = 8 (2x Adenom, 6x Karzinom)) und die zystischen Neoplasien vor allem eine tubuläre Struktur (Studie 1: n = 19 (12x Adenom, 7x Karzinom); Studie 2: n = 5 (4x Adenom, 1x Karzinom)). Von 57 Katzen war der weitere klinische Verlauf bekannt. Die meisten Katzen wurden während oder kurz nach der Operation euthanasiert oder starben (32 / 57). Katzen mit zystischem Adenom hatten eine Überlebenszeit von bis zu fünf Jahren und selbst 2 / 7 Katzen mit zystischem Karzinom zeigten Überlebenszeiten von sieben Monaten bzw. einem Jahr. Bei 74 % der Katzen mit unverändertem Pankreas (14 / 19) und 78 % mit nodulärer Hyperplasie (7 / 9) war die fPLI Konzentration normal. Katzen mit geringgradiger oder ausgeprägter Pankreatitis oder Pankreastumor zeigten signifikant höhere fPLI-Werte als Katzen mit unverändertem Pankreas. Die meisten Katzen mit Pankreastumor (1x solides Adenom, 4x zystisches Adenom, 9x solides Karzinom, 2x zystisches Karzinom) hatten erhöhte fPLI Konzentrationen (4,1 bis > 40 µg/l, Median 16,3 µg/l), passend zu der begleitenden Pankreatitis. Da jedoch kein Zusammenhang der Höhe des fPLI-Wertes mit Charakter und Grad der begleitenden Entzündung gefunden werden konnte, besteht die Vermutung, dass auch die entarteten Epithelzellen selbst zur Erhöhung des fPLI-Wertes beitragen können. Es können also sowohl solide als auch zystische Pankreastumoren eine Erhöhung des fPLI Wertes bewirken. Je nach klinischem Bild sollte differentialdiagnostisch zur Pankreatitis daher auch eine Neoplasie des Pankreas in Betracht gezogen werden. Aufgrund der verhältnismäßig langen Überlebenszeit der zystischen Tumoren wird zu einer kompletten Resektion und histologischen Untersuchung der verdächtigen Strukturen geraten. Die Diagnose eines Pankreastumors ist also weiterhin mit den aktuellen Methoden aufwendig. Ergänzende Untersuchungen, wie Immunhistologie oder auch Tumormarker im Blut, sind bislang nur wenig beschrieben, würden aber gegebenenfalls therapeutischen und prognostischen Wert besitzen.