Oertzenweg 19 b
14163 Berlin
+49 30 838 62299 / 62300
pferdeklinik@vetmed.fu-berlin.de
Ziele der Arbeit waren die Evaluation des Ausbildungsangebotes in der Radiologie an den acht deutschsprachigen veterinärmedizinischen Ausbildungsstätten und die Untersuchung der radiologischen Fachliteratur auf Vorgehensweisen bei der radiologischen Befundung. Weiterhin wurden die radiologischen Kenntnisse von Studierenden der Veterinärmedizin anhand der Berichtsqualität von konventionellem Freitext versus Strukturiertem Report verglichen. In der Humanmedizin wird kritisiert, dass die Ausbildungssituation in der Bildgebung im Missverhältnis zur herausragenden Bedeutung der Radiologie im klinischen Alltag steht. Besonderer Fokus muss auf die Lehre der Befundung gelegt werden, da die korrekte Auswertung von Röntgenbildern im späteren Praxisalltag unverzichtbar ist. Abschließend zu jeder bildgebenden Untersuchung wird die Erstellung eines Berichts empfohlen. In der Humanmedizin konnten Studien zeigen, dass sich die Berichtsqualität, wenn ein festes Schema für die Befundung vorgegeben wird, verbesserte. Im Jahr 2013 wurden an den acht radiologischen Abteilungen verantwortliche Tierärzte/ -innen zur Lehrsituation befragt. Außerdem wurden aus radiologischen Lehrbüchern und einschlägigen Veröffentlichungen Methoden zur Befundung eruiert. In einer Cross-Over-Studie unter Studierenden der Veterinärmedizin im fünften Semester (n = 76) wurde die Befundungsarbeit bewertet. Anhand von Röntgenbildern wurden zwei Krankheitsfälle beurteilt, indem Befunde als frei formulierter Text festgehalten wurden und zwei Fälle, in denen für die Beurteilung ein radiologisches Berichtsformat vorgegeben war. Die Ergebnisse wurden auf Vollständigkeit und Korrektheit hin ausgewertet. Abschließend evaluierten die Studierenden beide Vorgehensweisen. In den radiologischen Abteilungen gab es durchschnittlich 9,9 ± 2,9 Vollzeitstellen (5,7 ± 2,1 akademische und 4,2 ± 1,9 nicht-akademische Fachkräfte). Die radiologische Lehre umfasste insgesamt 67 ± 26,1 Lehreinheiten. Bei der obligatorischen Ausbildung, den fakultativen Lehrangeboten und der radiologischen Ausbildung im praktischen Jahr bestanden beträchtliche inhaltliche Unterschiede. Die Literaturrecherche ergab, dass 40 von 73 ausgewerteten Fachbüchern (54,8 %) und elf Veröffentlichungen radiologische Befundungstechniken und 19 Arbeiten Befundungsleitschemata aufzeigten. In der Studie führte der Strukturierte Report zu signifikant vollständigeren Berichten und lieferte eine signifikant höhere Anzahl an korrekten Angaben. Befunde wurden besser erkannt und beschrieben, aber falsch-positive Befunde auch vermehrt erhoben. Durch ein sehr heterogenes radiologisches Lehrangebot und wenig praktischem Befundungstraining sind die praktischen Röntgenkenntnisse bei Studiumsabschluss sehr unterschiedlich und teilweise gering. Die Fachliteratur hilft nur bedingt weiter, da wenige und uneinheitliche Leitschemata zum Vorgehen bei der Befundung publiziert sind. Der Strukturierte Report war im Lehreinsatz dem konventionellen Freitext überlegen.