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Fachbereich Veterinärmedizin


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    ACTH-Messungen bei verschiedenen Schmerzzuständen des Pferdes (2020)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Jaburg, Nina (WE 17)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag Berlin, 2020 — VIII, 168 Seiten
    ISBN: 978-3-96729-074-5
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/28842
    Kontakt
    Pferdeklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62299 / 62300
    pferdeklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Schmerz verursacht Stress und führt unter anderem zur Ausschüttung von Stresshormonen sowie zur Aktivierung des sympathischen Nervensystems. Um Schmerzen beim Pferd in ihrer Art und Intensität beurteilen zu können, wird das Verhalten beobachtet, klinische Parameter wie die Herzfrequenz gemessen und oft auch die Blutkonzentrationen von ACTH und/oder Kortisol bestimmt. Für eine möglichst objektive Schmerzevaluierung werden immer neue Methoden getestet. Dabei wird auch die Analyse der Herzfrequenzvariabilität (HFV), die eine nicht-invasive Methode zur Erfassung der Aktivität des autonomen Nervensystems darstellt, als Schmerzparameter diskutiert. Die Pituitary Pars Intermedia Dysfunction (PPID) ist eine endokrine Erkrankung älterer Pferde und Ponys. Durch eine Hyperplasie der Pars intermedia der Hypophyse kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung ihrer Hormone, darunter auch von ACTH. Die Diagnose erfolgt anhand der Messung des basalen ACTH-Wertes oder des TRH-Stimulationstests, bei dem die ACTH-Ausschüttung durch TRH stimuliert wird. Da Schmerz ebenfalls zu einer Sekretion von ACTH führen kann, herrscht unter Tierärzten oft Unsicherheit, ob ein Pferd auf PPID getestet werden kann, wenn dieses an einer schmerzhaften Erkrankung wie z.B. Hufrehe leidet. Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, die Auswirkungen verschiedener Intensitäten und Arten von Schmerz auf die basalen ACTH- und Kortisolwerte sowie den TRH-Stimulationstest bei Pferden ohne PPID zu bestimmen. Es sollte die Frage beantwortet werden, ob Schmerzen zu einer starken Erhöhung der ACTH-Werte führen, sodass es zu einem falsch-positiven Ergebnis bei der PPID-Diagnostik kommen würde. Zusätzlich wurde geprüft, ob sich die Analyse der Herzfrequenzvariabilität (HFV) zur Schmerzbeurteilung eignet. Untersucht wurden 15 schmerzbelastete Pferde, die als ihre eigenen Kontrollen dienten, sobald sie wieder schmerzfrei waren. Die Pferde wurden nach ihrer Erkrankung in drei Krankheitsgruppen eingeteilt (Krankheitsgruppe 1 = Kolik, Krankheitsgruppe 2 = Hufrehe, Krankheitsgruppe 3 = orthopädische Erkrankung). Die Beurteilung der Schmerzintensität wurde anhand einer zusammengesetzten Schmerzskala durchgeführt, die einen allgemeinen Teil sowie spezifische Parameter für die jeweilige Erkrankung enthielt. Im Anschluss erfolgte die Messung von ACTH und Kortisol, vor und nach der intravenösen Applikation von 1 mg TRH. Aus einem angefertigten Kurzzeit-EKG wurden 2-minütige Sequenzen zur frequenzbezogenen Analyse der HFV herausgeschnitten. Mithilfe einer Spektralanalyse wurden die niederfrequente Komponente (low frequency, LF) und die hochfrequente Komponente (high frequency, HF) sowie der Quotient aus LF und HF (LF/HF-Ratio) berechnet. Für alle gemessenen Parameter erfolgte ein Vergleich zwischen Schmerzzustand und Kontrolluntersuchung sowie zwischen verschiedenen Schmerzintensitäten und Krankheitsgruppen. Zudem wurde ein eventueller Einfluss der Schmerzintensität auf die Höhe der verschiedenen gemessenen Werte evaluiert. Die Pferde wiesen gering- bis mittelgradige Schmerzintensitäten auf. Diese führten weder zu einem signifikanten Anstieg der basalen ACTH- und Kortisolkonzentrationen, noch zu einer Beeinflussung des TRH-Stimulationstests. In der deskriptiven Statistik zeigte sich jedoch, dass Schmerz die Wirkung des TRHs auf die ACTH-Ausschüttung tendenziell vermindert. Zwischen den verschiedenen Schmerzintensitäten konnten bezüglich der ACTH- und Kortisolwerte keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden. Die Schmerzintensität hatte somit auch keinen Einfluss auf die Höhe der Stresshormone. Zwischen den verschiedenen Krankheitsgruppen gab es ebenfalls keine signifikanten Unterschiede zwischen ACTH und Kortisol. Lediglich die bei den Pferden mit Kolik im Vergleich zu den anderen Krankheitsgruppen am höchsten gemessenen Kortisol-Basalwerte, erreichten beinahe Signifikanzniveau (p = 0,052). Bezüglich der Parameter der HFV lag nur die LF/HF-Ratio während des Schmerzzustand signifikant höher als bei der Kontrolluntersuchung (p = 0,028). Dies deutet auf eine durch den Schmerz verstärkte Sympathikusaktivität hin. Unterschiede zwischen verschiedenen Schmerzintensitäten oder zwischen den Krankheitsgruppen konnten jedoch für keinen der frequenzbezogenen Parameter festgestellt werden. Auch gab es keine Korrelation mit der Schmerzintensität. Eine Messung des ACTH-Basalwertes und die Durchführung des TRH-Stimulationstests zur PPID-Diagnostik ist somit bei Pferden mit gering- bis mittelgradigen Schmerzen möglich. Dabei sollten die je nach Labor und Jahreszeit variierenden Referenzwerte beachtet werden. Daneben scheint die frequenzbezogene Analyse der HFV beim Pferd kein geeigneter Parameter zur Beurteilung der Schmerzintensität zu sein. Limitationen der Studie waren im Wesentlichen die geringe Patientenanzahl und die nicht bekannten Auswirkungen der verschiedenen, aufgrund der Grunderkrankung verabreichten Medikamente auf die basalen und stimulierten Stresshormone sowie die HFV. Weitere Untersuchungen an einer größeren Anzahl von schmerzbelasteten Pferden ohne vorherige Medikation wären sinnvoll, wenn dies mit dem Wohl der Tiere vereinbar ist. Zudem war dies die erste Studie zu den Auswirkungen von Schmerz auf den TRH-Stimulationstest. Dies sollte weiterhin Gegenstand der Forschung sein. Daneben ist die Etablierung einer standardisierten Methode zur Analyse der HFV beim Pferd nötig, um ihren potenziellen Nutzen in der Schmerzbeurteilung besser evaluieren zu können.