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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Bordetella pseudohinzii:
    ein neues Infektionsmodell zur Untersuchung von Atemwegsinfektionen (2021)

    Art
    Vortrag
    Autoren
    Ferner, Franziska Vanessa
    Heydel, Carsten
    Hoppe, Judith (WE 12)
    Kershaw, Olivia (WE 12)
    Aurich, Sophie
    Hoffmann, Christiane
    Ewers, Christa
    Gruber, Achim (WE 12)
    Hain, Torsten
    Kummer, Wolfgang
    Perniss, Alexander
    Kongress
    127. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin
    Wiesbaden, 17. – 20.04.2021
    Quelle
    Der Internist : Organ des Berufsverbandes Deutscher Internisten, Organ der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin
    Bandzählung: 62
    Heftzählung: Supplement 2
    Seiten: S180
    ISSN: 1432-1289
    Verweise
    URL (Volltext): https://link.springer.com/article/10.1007/s00108-021-01036-7
    DOI: 10.1007/s00108-021-01036-7
    Kontakt
    Institut für Tierpathologie

    Robert-von-Ostertag-Str. 15
    14163 Berlin
    +49 30 838 62450
    pathologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    WB 59
    Zielsetzung:
    Herkömmliche Atemwegsinfektionsmodelle in der Maus nutzen an den Menschen adaptierte Pathogene (Pseudomo-nas aeruginosa, S. pneumoniae). Diese verursachen in der Maus nur milde Krankheitssymptome oder kolonisieren die Atemwege kaum, daher müssen hohe Infektionsdosen verwendet werden. Dies spie-gelt jedoch kein typisches Infektionsgeschehen wider. B. pseudohin-zii hingegen kolonisiert die Atemwege von Mäusen und Ratten und führt dort zu einer chronischen Entzündung. Im Rahmen dieser Ar-beit wurden Mäuse intranasal mit B. pseudohinzii infiziert und die Atemwegs- und Lungenentzündung sowie die lokale Immunantwort charakterisiert. Ziel dieser Arbeit war es ein neues, an die Maus adap-tiertes Infektionsmodell zu etablieren.

    Methoden:
    C57BL/6J-Mäusen wurden entweder 20 μl PBS oder B. pseudohinzii in 20 μl PBS (ca. 1200 CFU pro Tier) intranasal verabreicht und Tiere nach 7 und 14 Tagen untersucht (n=5-10 pro Gruppe). Zudem wurde eine chronisch infizierte Gruppe untersucht (n=4). Die Bakteri-enlast in Trachea und Lunge wurde bestimmt und eine semiquanti-tative, quantitative und qualitative histopathologische Beurteilung der Atemwegsinfektion durchgeführt. Hierzu wurden H&E-Färbungen von Lungen und Tracheen hergestellt und die nachweisbaren Immunzellaggregate zusätzlich mittels immunhistochemischer Mar-kierungen (B220/45R: B-Zellen, CD3: T-Zellen) klassifiziert. Diese lassen sich in 3 Typen einteilen; Typ 1: BALT (Bronchus-assoziiertes lymphati-sches Gewebe) mit Follikelform und klar erkennbarer T- und B-Zellzo-ne, Typ 2: hauptsächlich dicht gepackte B-Zellen, vereinzelt T-Zellen und Typ 3: hauptsächlich T-Zellen.

    Ergebnisse:
    7 Tage post infectionem (p.i.) konnten pro 100 mg Ge-webe 5,5x10-5 CFU in der Trachea und 4,4x10-5 CFU in der Lunge nachgewiesen werden (n=10). Die Bakterienanzahl erhöhte sich nach 14 Tagen nur geringfügig. In der Gruppe der Tiere mit chronischer B. pseudohinzii-Infektion lag die Keimzahl bei 5x10-6 in der Trachea und bei 3,7x10-4 in der Lunge (n=6, pro 100 mg Gewebe). Sowohl in den in-tranasal infizierten, als auch in den chronisch infizierten Tieren konn-ten Hinweise auf Entzündungen der Atemwege und Lunge beobachtet werden. 7 Tage p.i. zeigten 80% der Tiere eine Infiltration von Immunzellen, allerdings war diese immer unorganisiert (Typ 2 und 3). 14 Tage p.i. wurde bei allen Tieren eine Infiltration von Immunzellen festgestellt, 60% der Tiere wiesen Typ 1, 100% Typ 2 und 60% Typ 3 auf. In chronisch infizierten Tieren konnte am meisten organisiertes BALT (Typ 1; 100% der Tiere) beobachtet werden. In den PBS-Gruppen war keine Infiltration von Immunzellen sichtbar.

    Zusammenfassung:
    Eine Infektion mit B. pseudohinzii führt in der Maus zu einer Besiedlung und chronischen Entzündung der Atemwe-ge und Lunge. Dabei bildet sich Bronchus-assoziiertes lymphatisches Gewebe aus. B. pseudohinzii eignet sich daher als naturnahes Infekti-onsmodell zur genaueren Untersuchung der Erreger-Wirt-Interaktion.