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Dieser Fallbericht beschreibt die Folgen einer vermutlich iatrogen bedingten Harnblasenperforation mit resultierender, generalisierter Peritonitis bei einer zweieinhalb Jahre alten Charolais Kuh. Nach einer Zwillingsgeburt entwickelte das primipare Tier eine Retentio secundinarum, die sich im weiteren Verlauf zu einer klinischen Metritis ausweitete. Nach mehreren erfolglosen Behandlungsversuchen, welche über den Zeitraum von drei Wochen durch verschiedene Tierärzte unternommen wurden, beobachtete der Tierhalter bei seiner Kuh eine Verschlechterung des Allgemeinbefindens sowie einen zugenommenen Leibesumfang. Unzufriedenheit über ausbleibende Behandlungserfolge veranlasste den Tierhalter dazu, seinen Tierarzt zu wechseln. Die vorangegangenen Behandlungen der Kollegen beinhalteten insbesondere wenige Tage post partum die Spülung des Uterus. Der zuletzt herbeigerufene Tierarzt bewirkte die Einweisung der Kuh in die Klinik für Klauentiere der Freien Universität Berlin. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Kuh etwa drei Wochen post partum. Aufgrund der Befunde der klinischen Untersuchung, einschließlich der Ergebnisse der weiterführenden Diagnostik, wurde die Diagnose einer gastrointestinalen Passagestörung infolge einer generalisierten, adhäsiven Peritonitis gestellt. Eine konservative Therapie (Verabreichung von Infusionen, Antibiotika und Antiphlogistika) über drei Tage führte nicht zur Besserung des Allgemeinbefi ndens der Kuh. Aufgrund der ungünstigen Prognose für eine Wiederherstellung wurde das Tier auf Wunsch des Besitzers euthanasiert. In der anschließenden pathologisch-anatomischen Untersuchung zeigte sich eine 2 mm große, kreisrunde perforierende Läsion der Blasenwand im Bereich des Blasenpols, welche vermutlich den Ausgangspunkt der Peritonitis darstellte. Die Läsion entstand vermeintlich bei dem Versuch, eine Uterusspülung durchzuführen, welche mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch durchgeführt wurde.