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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Entwicklung und Optimierung von Verfahren zur Bruteidesinfektion und Bruteihygiene gegen ESBL-bildende E. coli (2019)

    Art
    Vortrag
    Autoren
    Motola, Gerzon (WE 15)
    Tebrün, Wiebke
    Brüggemann-Schwarze, Sarah (WE 15)
    Bachmeier, Josef
    Pees, Michael
    Hafez, Hafez M. (WE 15)
    Kongress
    Abschluss-Symposium des Verbundforschungsvorhabens EsRAM
    Berlin, 13.06.2019
    Quelle
    Abschluss-Symposium des Verbundforschungsvorhabens EsRAM - Entwicklung stufenübergreifender Reduktionsmaßnahmen für Antibiotikaresistente Erreger beim Mastgeflügel : Abstract-Band — Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (Hrsg.)
    Berlin, 2019 — S. 3–6
    Verweise
    URL (Volltext): https://docs.wixstatic.com/ugd/81ef56_3d11b0b3ef1a4263bc420fdffd4ab82c.pdf
    Kontakt
    Nutztierklinik: Abteilung Geflügel

    Königsweg 63
    14163 Berlin
    +49 30 838 62676
    gefluegelkrankheiten@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Hintergrund:
    Es ist bekannt, dass ESBL bildende Bakterien sowohl vertikal, als auch horizontal in Mastherden eingetragen werden können. Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass Hygienemaßnahmen bereits am Brutei die Kükengesundheit verbessern, Mortalität reduzieren und das Produktionspotential positiv beeinflussen. In diesem Teilprojekt wurde untersucht, ob etablierte und neue Bruteidesinfektionsmethoden wirksam für ESBL bildende E. coli sind, um sowohl den Eintrag nach vertikaler Infektion in die Produktionskette von Geflügelfleisch zu reduzieren bzw. zu eliminieren als auch deren Einfluss auf Schlupfrate und Kükengesundheit zu kontrollieren.

    Versuchsaufbau:
    Um die Effektivität der Desinfektionsverfahren in vitrozu testen wurden Eischalen aus Bruteiern (Ross 308) als Keimträger künstlich mit einem CTX-M1 bildenden E. coli kontaminiert und anschließend in getrennten Gruppen mit sechs Desinfektionsmethoden behandelt: 1) Formaldehyd (als Referenzmethode), 2) Wasserstoffperoxid-Alkohol-Gemisch, 3) Peressigsäure, 4 a) ätherische Öle als Spray, 4b) ätherische Öle als Kaltnebel und 5) niedrigenergetischen Elektronen Strahlung. Verbliebene Bakterien wurden nach der Behandlung reisoliert und die Desinfektionseffizienz ermittelt. Die Versuche zur Ermittlung des Einflusses von Desinfektionsmitteln auf Bruteier und Küken wurden zunächst im Tierversuch getestet. Jedes Desinfektionsmittel wurde an einer Gruppe experimentell kontaminierter Eier (n=50) getestet und mit einer kontaminierten, nicht desinfizierten Kontrollgruppe (n=50) und einer nicht kontaminierten, nicht desinfizierten Kontrollgruppe (n=50) verglichen. Von eingangs sechs verschiedenen Protokollen wurden anschließend geeignete Methoden für zwei Feldversuche ausgewählt und in Gruppengrößen von 1.400 -27.000 respektive 1.400 Eiern pro Gruppe getestet. Untersuchte Parameter für Tier-und Feldversuche waren im Bereich der Brut Befruchtungs-und Absterbe-sowie Schlupfraten, in der Aufzucht wurde die Mortalitätsrate und Mastleistung erfasst und die Daten von Sektion (Tierversuch) und Schlachtung im Hinblick auf die Tiergesundheit ausgewertet.

    Auswertung:
    Im Keimträgerversuch wurde eine Reduktion der reisolierten Bakterien um mindestens 2 Log-Stufen als wirksam beurteilt. Fünf der sechs getesteten Verfahren erfüllten dieses Kriterium (ätherische Öle als Kaltnebel wiesen eine ungenügende Wirksamkeit auf).Im Tierversuch erwies sich die Anwendung von Formaldehyd, niedrig-energetischer Elektronenstrahlung und Peressigsäure als unauffällig in Bezug auf Brut, Schlupf, Mast und Tiergesundheit. Die mit Wasserstoffperoxid behandelte Versuchsgruppe zeigte Abweichungen der Schlupfrate, Mortalität und Körpermasseentwicklung im Vergleich zu den Kontrollgruppen. Bei Anwendung ätherischer Öle als Spray war einzig die Schlupfrate deutlich erniedrigt. Als Vernebelung gab es keine Auffälligkeiten, jedoch zeigte dieses Protokoll eine nicht ausreichend desinfizierende Wirkung. Eine weitere Testung der ätherischen Öle wurde nicht vorgenommen.Im Feldversuch wurde Wasserstoffperoxid im Vergleich mit Formaldehyd und einer nicht desinfizierten Gruppe an vier Durchgängen à 27.000 Bruteiern pro Gruppe getestet. Die Anwendung von Peressigsäure wurde auf Grund der Schaumformulierung kritisch betrachtet und nur an einem Durchgang getestet. Die Ergebnisse waren nur eingeschränkt belastbar, da eine antibiotische Behandlung erfolgte, sie flossen nicht in die finale Auswertung ein. Die niedrig-energetische Elektronenstrahlung wurde an 1.400 Eiern in einem Durchgang gegen Formaldehyd getestet und bestätigte in diesem Maßstab die Ergebnisse aus dem Tierversuch. Alle erfassten Parameter in der Versuchsgruppe unterschieden sich kaum von der Formaldehyd-Vergleichsgruppe.

    Ausblick:
    Die erzielten Ergebnisse zeigten, dass alternative Methoden eine vergleichbare Effizienz in der Reduzierung bzw. Eliminierung von ESBL bildenden E. coli auf Eischalen Oberflächen von Bruteiernhaben. Anhand der Ergebnisse der Tierversuche und erster Ergebnisse aus den Feldversuchen ließen sich mehrere vielversprechende, rückstandsfreie Alternativen zur Formaldehydbegasung hervorheben. Zur Etablierung unter Praxisbedingungen ist es nötig, belastbares Datenmaterial zu sammeln und die bisherigen Ergebnisse zu validieren.