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Die Bestandsbetreuung ist Teil der tierärztlichen Arbeit im Milchviehbetrieb. Sie umfasst die Überwachung verschiedener Parameter zur Einschätzung der Tiergesundheit. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Kupferversorgung der Rinder. Zu deren Untersuchung kann die Messung des Akute- Phase- Proteins Ceruloplasmin in Blutproben hilfreich sein. Bisher wurden verschiedene Verfahren zu dessen labordiagnostischer Bestimmung beschrieben. Die große Anzahl an entwickelten Untersuchungsmethoden legt nahe, dass noch kein Verfahren gefunden werden konnte, welches allen Anforderungen genügt. Zielstellung der vorliegenden Arbeit war die Ceruloplasminbestimmung im Rinderblut und die Etablierung eines automatisierten Verfahrens auf der Grundlage der manuellen Methode nach Sunderman und Nomoto (1970). Die Probengewinnung für diese Untersuchung erfolgte im Rahmen der Bestandsbetreuung durch die Klinik für Klauentiere der Freien Universität Berlin. Der Zeitraum der Probensammlung erstreckte sich von 2014 bis 2017. Indikationen waren Routinebesuche zur Erhebung eines Status quo und dem Erkennen eines möglichen Verbesserungspotentials bis hin zur Lösung spezifischer Bestandsprobleme. Die untersuchten Tiere wurden nach Laktationsstatus in vier Gruppen eingeteilt. Zunächst wurden Untersuchungen zur Präzision des manuellen und automatischen Messverfahrens durchgeführt. Die ermittelten intraday- Variationskoeffizienten für Serumproben betrugen für die manuelle Methode 0,012 und 0,015 sowie 0,010 und 0,024 für die automatische Methode. Für die Plasmaproben lauteten die entsprechenden Koeffizienten für die manuelle Methode 0,020 und 0,032 sowie 0,011 für die automatische Methode. Die für die Präzision von Tag zu Tag ermittelten Variationskoeffizienten waren von der zugrunde gelegten Untersuchung und dem betrachteten Zeitraum abhängig. Die niedrigsten Koeffizienten konnten über den Lagerungsversuch bei Kühlschranktemperatur ermittelt werden. Für die Serumproben betrug der interday- Variationskoeffizient 0,029 und 0,021 für die entsprechenden Plasmaproben. Die aus den Kontrollproben gewonnenen Werte betrugen 0,038 bzw. 0,047. Nach der Etablierung der Methode konnten interday- Variationskoeffizienten unter 0,088 aus Serum- bzw. unter 0,086 aus Plasmaproben erzielt werden. Die Variationskoeffizienten des Lagerungsversuches wurden über 12 Tage, also einen sehr viel kürzeren Zeitraum als bei den anderen hier durchgeführten Untersuchungen (ca. 1 Jahr) ermittelt. Alle ermittelten interday- Variationskoeffizienten waren kleiner als 0,09. Sowohl für die manuelle als auch die automatische Methode konnte eine hohe Präzision in der Serie und von Tag zu Tag nachgewiesen werden. Dies gilt auch im Vergleich mit in anderen Studien untersuchten Methoden zur Ceruloplasminbestimmung. In bereits erfolgten Untersuchungen wurde herausgefunden, dass Chlorid einen hemmenden Einfluss auf die Reaktion hat. Dieser Effekt konnte in der vorliegenden Arbeit bestätigt werden. Es wurde nachgewiesen, dass der hemmende Einfluss linear mit der Chloridkonzentration zunimmt. Die Stabilität der Ceruloplasminkonzentration in Blutproben wurde unter verschiedenen Bedingungen in einem Lagerungsversuch untersucht. Gewonnene Proben konnten über einige Tage (5- 7 Tage) stabil bei Raumtemperatur (20°C) oder im Kühlschrank (8°C) gelagert werden. Auch mehrfaches Einfrieren und Auftauen der Proben beeinflusste die Konzentration nicht wesentlich. Eine Lagerung für ein Jahr bei -20°C verminderte die Ceruloplasminaktivität um ca. 10- 14 %, bzw. fiel die Ceruloplasminkonzentration in Serumproben in 30 Tagen um ca. 1,2 und in Plasmaproben um ca. 1,3 mg /l ab. Die nach Laktationsgruppen getrennte Auswertung der untersuchten Betriebe zeigte, dass die Ceruloplasminkonzentration nach der Kalbung am höchsten war. Der Mittelwert der mit der manuellen Methode bestimmten Konzentrationen in Serumproben betrug 160± 22,6 bzw. 227± 31,6 mg/ l in Plasmaproben. Mit der automatischen Methode wurden Werte von 123± 18,8 bzw. 166± 21,8 mg/ l ermittelt. Der Vergleich der beiden Messmethoden lieferte hohe Pearson- Korrelationskoeffizienten. Für die mit der manuellen und automatischen Methode bestimmten Konzentrationen in Serumproben betrug der Korrelationskoeffizient 0,922 (p< 0,001) bzw. 0,868 (p< 0,001) in Plasmaproben. Zudem wurden Korrekturfaktoren ermittelt, um die Ergebnisse der manuellen mit denen der automatischen Methode vergleichen zu können. Sie lagen zwischen 1,30 und 1,42 und waren somit niedriger als der theoretische Korrekturfaktor von 1,74. Die Bland- Altman- Analyse ohne Anwendung der Korrekturfaktoren ergab, dass die mit der automatischen Methode ermittelten Konzentrationen in Serumproben 34± 9,6 mg/ l unter den mit der manuellen Methode ermittelten Ceruloplasminkonzentrationen lagen. Für Plasmaproben waren es entsprechend 55± 14,2 mg/ l. Nach der Anwendung der ermittelten Korrekturfaktoren wurde mit der Bland- Altmann- Analyse kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den mit beiden Methoden parallel bestimmten Ceruloplasminkonzentrationen nachgewiesen. Der Vergleich von Serum- und Plasmaproben zeigte, dass die Ceruloplasminkonzentrationen in Serumproben geringer als in den zugehörigen Plasmaproben waren. Das Verhältnis der Konzentrationen in gepaarten Serum- und Plasmaproben war sehr variabel. Die ermittelten Quotienten aus den Konzentrationen beider Probenarten lagen zwischen 1,07 und 1,91. Aus den Betriebsmessungen ergaben sich über alle Laktationsgruppen Quotienten von 1,43 für die manuelle und 1,37 für die automatische Methode. Zwischen einzelnen Betrieben waren die Abweichungen größer als zwischen den Laktationsgruppen innerhalb der Betriebe. Es wurden die Konzentrationen von separaten Plasmaproben und den daraus hergestellten Poolproben ermittelt. Aus den Mittelwerten der separaten Proben und den Ergebnissen der Poolproben resultierte ein Pearson- Korrelationskoeffizient von 0,978 (p< 0,001). Das automatisierte Messverfahren bietet gegenüber der manuellen Methode sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile. Es lieferte präzise reproduzierbare Ergebnisse und kann unter Berücksichtigung von Korrekturfaktoren als Alternative zum manuellen Verfahren nach Sunderman und Nomoto (1970) zur routinemäßigen Bestimmung der Ceruloplasminkonzentration aus Rinderblutproben verwendet werden.