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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publication Database

    Andere neurologische Erkrankung von Kaninchen (2019)

    Art
    Vortrag
    Autoren
    Künzel, Frank
    Müller, Kerstin (WE 20)
    Kongress
    34. VÖK Jahrestagung
    Salzburg, 20. – 22.09.2019
    Quelle
    Wissenschaftlicher Bericht über die 34. Jahrestagung der Vereinigung Österreichischer Kleintiermediziner (VÖK) : Hauptkongress : Salzburg 21. - 22. September 2019 — VÖK Vereinigung Österreichischer Kleintiermediziner (Hrsg.)
    Salzburg, 2019 — S. 132–133
    Verweise
    URL (Volltext): https://www.voek.at/fileadmin/user_upload/JT19/Proceedings/Wissenschaftlicher_Bericht_JT19.pdf
    Kontakt
    Klein- und Heimtierklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62422
    kleintierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    „Rabbit Floppy Syndrome“:
    Beim „Rabbit Floppy Syndrome“ handelt es sich um eine Erkrankung, die durch eine perakut auftretende Tetraparese gekennzeichnet ist. Meist handelt es sich um Jungtiere mit einem Alter von wenigen Monaten, die (ohne Traumaanamnese) vom Besitzer bewegungsunfähig angetroffen werden. Charakteristischerweise befinden sich betroffene Kaninchen in Brust-Bauchlage und zeigen abhängig vom Stadium der Erkrankung einen deutlich reduzierten bis aufgehobenen Muskeltonus aller 4 Extremitäten. Obwohl die Tiere mit Tetraplegie oft nicht im Stande sind, den Kopf anzuheben, stellt die Futteraufnahme in der Regel kein Problem dar. Darüber hinaus präsentieren sich betroffene Kaninchen im Rahmen der klinischen Untersuchung in
    der Regel unauffällig. Da bei der chemischen Blutuntersuchung durchwegs extrem hohe Kreatinkinase Aktivitäten festgestellt werden können, wird eine Myopathie als mögliche Ursache der bisher als idiopathisch eingestuften Erkrankung angenommen.
    Die Prognose wird als gut eingestuft, da die klinischen Anzeichen betroffener Kaninchen meist nach einigen wenigen Tagen vollständig verschwinden.

    Rückenmarksverletzungen, Frakturen von Wirbeln, Wirbelluxationen:
    Meist sind ein Sturz aus der Höhe durch unsachgemäßen Umgang, eine inadäquate Fixation, inadäquate Unterbringung oder Hundebisse Ursache von Frakturen und Luxationen im Wirbelsäulenbereich. In einigen Fällen waren Tiere auf dem Boden (Laminat) ausgerutscht oder aber gegen ein Hindernis gelaufen. Je nach Lokalisation können entsprechende Paresen oder Paraplegien als Symptom auftreten.
    Für die Diagnosestellung gibt die Anamnese meist erste Hinweise, die klinische und neurologische Untersuchung helfen bei der Lokalisierung des Problems. Bildgebende Verfahren, vor allem Röntgen und Computertomographie (CT) geben wichtige Informationen zur Beurteilung der Verletzung, insbesondere bei knöcherner Beteiligung. Ausschließliche Rückenmarksverletzungen können ggf. über eine Magnetresonanztomographie diagnostiziert werden.
    Liegt die Verdachtsdiagnose einer Rückenmarksverletzung ohne Knochenbeteiligung vor, sind stabilisierende Maßnahmen, wie Infusionen, Analgesie die erste Wahl. Kortikosteroide sind nach heutigem Stand der Wissenschaft nicht mehr indiziert. BKomplexpräparate können gegeben werden. Harn- und Kotabsatz sind zu überwachen, ggf. muss ein Harnkatheter gelegt werden. Das Tier sollte sehr vorsichtig manipuliert werden.
    Bei einer Wirbelfraktur oder –luxation muss mit Hilfe eines fachkundigen Chirurgen über das weitere Vorgehen entschieden werden. Für Kaninchen können die bei Kleintieren eingesetzten chirurgischen Maßnahmen angewendet werden. Kosten und der postoperative Aufwand der ggf. auf die Besitzer zukommt, müssen gut kommuniziert werden. Bei einer vollständigen Durchtrennung des Rückenmarks sollte von weiteren Maßnahmen abgesehen und das Tier schmerzfrei getötet werden.

    Bandscheibenvorfälle:
    Die Ursache für Bandscheibenvorfälle bleibt oft unklar. In einigen Fällen berichten die Besitzer von traumatischen Ereignissen. Die Klinik ist abhängig von der Lokalisation und dem Ausmaß des Vorfalls. Für die Diagnose werden bildgebende Verfahren, wie Röntgen und CT (Myelo-CT) eingesetzt. In einigen Fällen ist die Diagnose ein pathologischer Nebenbefund.
    Oft wird altersbedingt und aufgrund anderer Erkrankungen keine chirurgische Intervention vorgenommen. Sollte eine chirurgische Therapie erwogen werden, erfolgt sie in Anlehnung an die Kleintierchirurgie.

    Neoplasien des peripheren Nervensystems und des Rückenmarks:
    Treten selten auf und werden meist pathologisch diagnostiziert. Beschrieben wurden unter anderem Lymphome.

    Erkrankungen des Gehirns:
    Verschiedene Erkrankungen können mit Veränderungen des Gehirns bei Kaninchen einhergehen. Neben dem parasitären Erreger E. cuniculi wurden bei Kaninchen als Ursache von ZNS-Veränderungen auch Nematodenlarven (Baylisascaris procynotis), Toxoplasmose, virale (Herpes simplex) und bakterielle Infektionen, Bleivergiftungen und Neoplasien erwähnt. Hypoxische Zustände verschiedenster Ursachen, können ebenfalls zu Krämpfen führen. Hypovitaminose E und A sind bei Heimtierkaninchen nicht zu erwarten.
    Symptome sind zentralnervöse Störungen unterschiedlichen Ausmaßes je nach Lokalisation der Veränderungen.
    Die Diagnosestellung ist in vielen Fällen nur pathologisch möglich. Bildgebung, vor allem MRT, sind vielversprechend bei Larva migrans. Gegebenenfalls kann die Anamnese Hinweise liefern (Zugang zu Katzen- oder Waschbärkot, zu bleihaltigen Stoffen, wie Bleifarbe, bleihaltiges Lametta; etc.). Bei Verdacht auf Bleivergiftung kann die Bleikonzentration in Heparinvollblut analysiert werden.
    Bei einer Bleivergiftung können Chelatbildner (z. B. Ditripentat) gegeben werden. Alle anderen Erkrankungen können nur symptomatisch mit Infusionen, Analgetika, ggf. mit Medikamenten gegen Anfälle therapiert werden. Gegebenenfalls muss eine Euthanasie erwogen werden.