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Otitis media/interna
Otitiden treten bei Meerschweinchen regelmäßig auf. Eine Otitis media/interna muss nicht unbedingt mit einer Otitis externa einhergehen und vice versa. Das belegen Ergebnisse von klinikeigenen Computertomographien.
Bei einer Otitis media spielen vor allem Bakterien wie Bordetella bronchiseptica, Streptococcus zooepidemicus sowie Streptococcus pneumoniae) eine Rolle. In einigen Fällen sind Neoplasien des Gehörgangs der Auslöser. Betroffene Tiere werden oft aufgrund eines peripheren Vestibularsyndroms
(Nystagmus, Ataxie, Kopfschiefhaltung) vorgestellt. Bei Bestehen einer Otitis externa können auch Juckreiz, Krusten an den Pinnae und im Gehörgang, eitriges Ohrsekret; Kopfschütteln auftreten. Bei einigen Tieren ist die Otitis media ein Nebenbefund von Schädelröntgenaufnahmen oder CTs.
Die Diagnose einer Otitis media kann in einigen Fällen neben den Hinweisen durch das klinische Erscheinungsbild über Röntgenaufnahmen des Schädels in
dorsoventraler Projektion gestellt werden. Viel sicherer ist aber eine Computertomographie mit Darstellung der Bullae. Eine Endoskopie in Narkose kann
ebenfalls manchmal Hinweise liefern. Die Therapie erfolgt in Anlehnung an die Kleintiermedizin. Neben einer Antibiose nach Antibiogramm und Analgesie kann bei Vorliegen einer Otitis externa auch eine topische Behandlung der Otitis externa (Ohrreinigung, Ohrspülung) erfolgen. Um Material für die bakteriologische Untersuchung aus der Bulla tympanica zu erhalten, kann unter Anästhesie eine Punktion/Perforation des Trommelfells mit Aspiration/Spülung erfolgen. Bei Tieren mit Vestibularsyndrom werden Infusionen, Analgesie, H1-Blocker (Diphenhydramin, Maropitant) gegen Schwindel empfohlen.
Eine Bullaosteotomie kann erwogen werden. Neoplasien können chirurgisch entfernt werden. Aufgrund der Anatomie und der Patientengröße, ist eine vollständige Entfernung oft nicht möglich. Aus eigener Erfahrung sind Rezidive aber die Ausnahme.
Insulinom
Im Gegensatz zum Frettchen, bei dem das Insulinom eine häufige Diagnose darstellt, wird diese endokrine Neoplasie beim Meerschweinchen nur sporadisch nachgewiesen. Bei sämtlichen in diesen Fallberichten erwähnten Tieren handelte es sich um ältere Meerschweinchen mit einem medianen Alter von 5 Jahren. Klinische Anzeichen traten in der Regel plötzlich auf und umfassten sowohl unspezifische Symptome wie Schwäche, Apathie und Gewichtsverlust sowie neurologische Anzeichen. Interessanterweise, manifestieren sich neurologische Ausfallerscheinungen, neben Krampfanfällen, beim Meerschweinchen vielfach in Form eines Vestibularsyndroms (Kopfschiefhaltung, im Kreis gehen).
Führt die Verabreichung einer Zuckerlösung beim Tier mit akuter Symptomatik zu einem Rückgang der klinischen Anzeichen, kann das ein erster Anhaltspunkt für das Vorliegen eines Insulinoms sein. Wiederholte Bestimmungen der Blutglukosekonzentration am nüchternen Tier (im Abstand von 2 Stunden) können eine Verdachtsdiagnose erhärten. Um mögliche belastende Blutabnahmen für die Tiere zu umgehen, können auch bestimmte Glukometer, die für den Gebrauch bei Hunden und Katzen konzipiert wurden, auch zur Bestimmung der Blutglukosekonzentration beim Meerschweinchen herangezogen werden. In Ermangelung eines validierten Tests zur Bestimmung der Insulinkonzentration im Blut beim Meerschweinchen sowie das Fehlen eines entsprechenden Referenzintervalls ist die Bestimmung der Insulinkonzentration für die Diagnosefindung nicht hilfreich.
Erfahrungsgemäß gelingt es in Einzelfällen, Insulinomknoten mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung darzustellen. Eine definitive Bestätigung der
Verdachtsdiagnose ist jedoch lediglich mittels einer pathohistologischen Untersuchung möglich.
In den wenigen dokumentierten Fällen wurden betroffene Meerschweinchen fast ausnahmslos aufgrund des kritischen klinischen Zustandes nach Erstellung der Verdachtsdiagnose euthanasiert. Dennoch war in einem Fall eine effektive Therapie mit Diazoxid möglich. Auch Glukokortikoide wie Prednisolon könnten bei Therapieversagen mit Diazoxid eine möglich ergänzende medikamentöse Behandlungsoption bei Meerschweinchen mit einem Insulinom sein. Da bei Hunden und Frettchen die Kombination einer chirurgischen Entfernung von Insulinomknoten (Nodulektomie, partielle Pankreatektomie) mit einer medikamentösen Behandlung zu einer signifikanten Verlängerung der Überlebenszeit führt, könnte auch die Nodulektomie beim Meerscheinchen eine zielführende Behandlungsoption von Insulinomen sein.