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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Frettchen:
    endokrinologisch oder neurologisch? Das ist hier die Frage! (2019)

    Art
    Vortrag
    Autor
    Müller, Kerstin (WE 20)
    Kongress
    34. VÖK Jahrestagung
    Salzburg, 20. – 22.09.2019
    Quelle
    Wissenschaftlicher Bericht über die 34. Jahrestagung der Vereinigung Österreichischer Kleintiermediziner (VÖK) : Hauptkongress : Salzburg 21. - 22. September 2019 — VÖK Vereinigung Österreichischer Kleintiermediziner (Hrsg.)
    Salzburg, 2019 — S. 136–137
    Verweise
    URL (Volltext): https://www.voek.at/fileadmin/user_upload/JT19/Proceedings/Wissenschaftlicher_Bericht_JT19.pdf
    Kontakt
    Klein- und Heimtierklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62422
    kleintierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Im Vergleich zu anderen Tierarten werden Frettchen häufig mit neurologischen Symptomen wie Ataxie (Verlust bzw. Einschränkung Muskelkoordination) und Parese (Reduktion oder Verlust der Muskelkraft) vorgestellt. Nicht immer ist dem Besitzer dies zu Hause aufgefallen, manchmal wird auch das Alter für das langsamere, etwas „komische“ Laufen verantwortlich gemacht. Neben Erkrankungen des Nervensystems, können auch andere Erkrankungen für diese Erkrankungen verantwortlich sein, die sekundär das Nervensystem betreffen. Das trifft ganz besonders für Frettchen zu. Aus diesem Grund muss die diagnostische Aufarbeitung einschließlich der neurologischen Untersuchung sorgfältig und systematisch erfolgen.
    Die häufigste Erkrankung, die zu Ataxie bei Frettchen führt, ist das Insulinom, welches mit einer Hypoglykämie einhergeht. Betroffene Tiere sind meist über 3 Jahre alt (Median: 5 Jahre). Adenokarzinome oder Adenome der β-Zellen der Bauchspeicheldrüse wurden als Auslöser nachgewiesen. Neben einer genetischen Prädisposition wird auch eine fütterungsbedingte Ursache diskutiert. Klinische Symptome von Frettchen mit Insulinom sind Apathie, Schwäche, Gewichtsverlust, Ptyalismus, Kratzen am Maul, Ataxie, Zittern, Schwäche der Hintergliedmaßen, Krämpfe, Kollaps, Orientierungslosigkeit, Erbrechen und Sinusbradykardie.
    Labordiagnostisch fällt eine Glukosekonzentration von weniger als 60 mg/dl (3 mmol/l) auf. Der Nachweis einer persistierenden Hypoglykämie und der Ausschluss andereHypoglykämieursachen (v.a. Sepsis) sind deutliche Hinweise auf ein Insulinom. Die Insulinbestimmung hilft oft nicht weiter, da auch physiologische Konzentrationen bei erkrankten Tieren vorliegen können. Zudem muss der Test für Frettchen validiert sein.
    Im Ultraschall können ggf. größere Insulinome nachgewiesen werden, nicht selten handelt es sich aber um sehr kleine disseminiert vorkommende Tumore. Insbesondere bei gering ausgeprägten Symptomen wird oft mit einer konservativen Therapie begonnen. Eine Futterumstellung, mehrmaliges Füttern am Tag bzw. ad libitumFütterung einer protein- und fettreichen Kost, kann bei vielen Tieren einen positiven Betrag leisten.
    Bei einer medikamentellen Therapie können Diaxozid (5–10 mg/kg zweimal täglich) oder Prednisolon (0,5–2 mg/kg zweimal täglich) eingesetzt werden. Wenn keine Besserung der Symptome mit einem der beiden Medikamente erreicht werden kann, können die beiden Wirkstoffe auch kombiniert werden. Bei der Entscheidung für eine chirurgische Entfernung der Neoplasie muss beachtet werden, dass bei Frettchen die Insulinome unter Umständen makroskopisch nicht immer sicher erkannt werden können und die Neoplasien multifokal auftreten können. Postoperativ ist ca. ein bis vier Wochen nach der OP mit einer Hyperglykämie zu rechnen, die aber ohne weitere Therapie wieder abklingt.
    Da Frettchen mit Insulinom meist älter sind, entscheiden sich viele Besitzer für eine medikamentelle Therapie. Nicht selten bestehen bei älteren Tieren simultan andere Erkrankungen (Nebennierenneoplasien, Herzerkrankungen), sodass eine chirurgische Therapie in diesen Fällen nicht unbedingt empfehlenswert ist. Metastasierung ist selten und betrifft vor allem Leber und Lymphknoten.