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Einleitung:
Die Kolonisierung von Masthähnchen mit Extended-Spektrum-Beta-Laktamase (ESBL) und AmpC-Beta-Laktamase-(AmpC-) produzierenden Enterobacteriaceae (im Folgenden als ESBL und AmpC bezeichnet) stellt eine herausfordernde Problematik dar. Bereits bei Eintagsküken konnten diese antibiotikaresistenten Keime nachgewiesen werden. Zudem kann es auch ohne Einsatz von Antibiotika zu einer starken Kolonisierung von Masthähnchen mit ESBL und AmpC während einer Mastperiode kommen. Eine Übertragung auf den Menschen ist über den Kontakt zu kolonisierten Tieren und vor allem durch den Verzehr kontaminierten, nicht ausreichend erhitzten Fleisches möglich. Für Untersuchungen zur Reduktion der Kolonisierung von Masthähnchen wurde ein Broiler Kolonisierungsmodell (Seeder-Bird) etabliert. Mit Hilfe dieses Modells wurden verschiedene Interventionsmaßnahmen auf ihr Potenzial einer Reduktion von ESBL und AmpC hin untersucht.
Material und Methoden:
Die Untersuchungengliedern sich in die Etablierung des Kolonisierungsmodells mit der Bestimmung der minimalen Kolonisierungsdosis und der Durchführung des Seeder-Bird Kolonisierungsmodells und in die darauffolgenden Untersuchungen der einzelnen Interventionsmaßnahmen. Für alle Versuche wurden ESBL-/ AmpC-negative Masthähnchen (Ross 308) konventionell aufgestallt (39 kg/m2, kein Enrichment, Futter und Wasser ad libitum) und am dritten Lebenstag bivalent mit je einem Stamm ESBL-E. coli(CTX-M-15, ST410) und AmpC-E. coli(CMY-2, MCR-1, ST10) oral koinfiziert. Die Kolonisierung der Tiere wurde mittels Kloakentupfer über den gesamten Versuchszeitraum überprüft. In einer abschließenden Sektion wurden die Besiedlungsraten von Kropf, Jejunum, Cecum und Colon mit beiden Infektionsstämmen quantifiziert.
Nach erfolgter Dosisfindung wurde das praxisnahe Seeder-Bird Modell mit 20 Tieren etabliert. Lediglich jedes fünfte Tier wurde dafür mit der zuvor ermittelten Kolonisierungsdosis von 102 koloniebildenden Einheiten (KbE) E. coliinokuliert (Seeder) und bis zu einem Zielgewicht von 2 kg auf die Kolonisierung mit beiden Infektionsstämmen hin untersucht.
Für die darauf folgende Evaluierung der einzelnen Interventionsmaßnahmen wurden 90 Masthähnchen bis zu einem Gewicht von 2 kg konventionell aufgestallt, unter Anwendung jeweils einer Maßnahme. Die Tiere wurden mit der zuvor festgelegten Kolonisierungsdosis von 102KbE E. coliund dem Kolonisierungsverhältnis von 1:5 am dritten Lebenstag inokuliert. Getestet wurden folgende Parameter:(1) die Reduktion der Besatzdichte auf 25 kg/m2, (2) der Einsatz einer dreifach erhöhten Einstreumenge, (3) die Ansäuerung des Tränkwassers, (4) die Verwendung einer langsam wachsenden Rasse, (5) der Einsatz eines definierten, nicht pathogenen CompetitiveExclusion (CE-) Stammes und (6) der Einsatz einer nicht definierten CE-Kultur.
Ergebnisse und Schlussfolgerung:
Die sehr geringe Dosis von 10 ESBL-E. coli-Bakterien bzw. von 101KbE ist für eine Kolonisierung von Masthähnchen bereits ausreichend. Auch bei Inokulation nur eines Fünftel der Tiere führt bereits eine Dosis von 102KbE E. colizu einer Kolonisierung aller Tiere in der Gruppe.Die Untersuchung einzelner Interventionsmaßnahmen zeigte eine stammabhängige Reduktion des ESBL-E. coli-Stamms(nicht aber desAmpC-E. coli-Stamms)bei Verringerung der Besatzdichte auf 25 kg/m2und bei Einsatz des definierten CE-Stammes. Die Untersuchungen zur Wirksamkeit einer komplexen CE-Kultur sind aktuell nicht abgeschlossen, zeigen jedoch bisher stammunabhängig eine sehr deutliche Reduktion beider eingesetzter Infektionsstämme. Im Gegensatz dazu hat der Einsatz von angesäuertem Tränkwasser einen negativen Effekt auf die ESBL-und AmpC-Kolonisierung der Tiere.Die Applikation von Competitive Exclusion Kulturen scheint ein vielversprechender Ansatz für die Reduktion der Kolonisierung von Masthähnchen mit ESBL-und AmpC-E. colizu sein. Demgegenüber erwiesen sich die allermeisten Managementmaßnahmen im untersuchten Tiermodell als nur gering wirksam oder als nicht wirksam hinsichtlich der Kolonisierung und dem Vorkommen von ESBL-und AmpC-E. coli.