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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Veränderungen des weißen Blutbildes bei Kaninchen (Oryctolagus cuniculus) mit verschiedenen Erkrankungen (2019)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Weiß, Janine (WE 20)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2019 — V, 177 Seiten
    ISBN: 978-3-86387-990-7
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/25310
    Kontakt
    Klein- und Heimtierklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62422
    kleintierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Ziel der Studie war es Veränderungen der Zellzahl der weißen Blutzellen bei Erkrankungen von Heimtierkaninchen zu untersuchen. Ebenso sollte ein Methodenvergleich zwischen der maschinellen und manuellen Differenzierung des weißen Blutbildes vorgenommen werden. Die manuelle Differenzierung war vor allem bei häufiger auftretenden Leukozytenpopulationen vergleichbar mit den Messungen des automatischen Analysegerätes (Sysmex XT-2000iV). Weniger häufig auftretende Zellpopulationen konnten dagegen genauer mit der maschinellen Messung ermittelt werden. Prognostische und diagnostische Parameter für einzelne Erkrankungen konnten nicht nachgewiesen werden. Die Gesamtleukozytenzahl hatte wenig Aussagekraft bei spezifischen Erkrankungen. Nur selten waren Werte außerhalb des Referenzbereiches nachweisbar. Diese waren nicht krankheitsspezifisch. Neoplastische Erkrankungen wie Thymome und Lymphome gingen wahrscheinlicher mit einer Leukozytose einher. Kaninchen wiesen bei Erkrankungen häufiger eine Leukozytose (16,7 %) als eine Leukopenie (3,9 %) auf, die eher bei Kaninchen mit sehr schlechtem Allgemeinzustand (z. B. SIRS, Kokzidiose) nachgewiesen wurde. Eine Linksverschiebung in Richtung der stabkernigen Heterophilen entwickelte sich anders als bei Kleintieren signifikant häufiger bei akuten, nicht-infektiösen Erkrankungen. Das Heterophilen-Lymphozyten-Verhältnis war bei 86,2 % (387/449) aller Proben bei Erstvorstellung im klinikinternen Referenzbereich (Messbereich: 0,1-5,3; Median: 0,6). 1,1 % (5/449) der Proben lagen unterhalb des Referenzbereichs und waren somit in den lymphozytären Bereich verschoben, während 12,7 % (57/449) oberhalb des Referenzbereichs und somit in den heterophilen Bereich verschoben waren. Das Verhältnis lag bei gesunden Referenzkaninchen signifikant häufiger im lymphozytären Bereich (Kolmogorov-Smirnov; p < 0,001). Der Median des Heterophilen-Lymphozyten-Verhältnis war bei 0,6, d. h. es lagen bei den meisten Proben deutlich mehr Lymphozyten als Heterophile vor. Im Vergleich dazu lag das Heterophilen-Lymphozyten-Verhältnis erkrankter Kaninchen ebenfalls signifikant im lymphozytären Bereich (Kolmogorov-Smirnov; p < 0,001), d. h. die Lymphozytenzahl lag wie bei gesunden Kaninchen oft im Referenzbereich. Der Median des Heterophilen-Lymphozyten-Verhältnis von erkrankten Kaninchen bei Erstvorstellung lag mit 1,7 (Messbereich: 0,01 - 45) deutlich über dem der gesunden Kaninchen und die Heterophilenzellzahl war bei erkrankten Kaninchen signifikant häufiger höher als die Lymphozytenzellzahl (Kruskal-Wallis-Test; p < 0,001). Im Verlauf der Erkrankungen sank der Median auf 1,02 und näherte sich damit dem Median des Heterophilen-Lymphozyten-Verhältnis gesunder Kaninchen an. Die Anzahl der Monozyten war sehr variabel. Ihr Vorkommen in der Heilungsphase kann ein Hinweis darauf sein, dass viele Kaninchen erst nach der akuten Erkrankung vorgestellt werden. Monozytosen bei Infektionskrankheiten scheinen bei Kaninchen ebenso wie bei Kleintieren aufzutreten. Eine Eosinophilie wie bei Kleintieren konnte bei parasitären Erkrankung nicht nachgewiesen werden und scheint entgegen Vermutungen in der Literatur eine untergeordnete Rolle bei Kaninchen zu spielen. Stattdessen wurde bei Ektoparasiten- bzw. Kokzidienbefall signifikant häufiger eine Eosinopenie gemessen. Andere nicht-parasitäre Krankheitsbilder wie neurologische Erkrankungen, die vermutlich unabhängig von einer Infektion mit Encephalitozoon cuniculi auftraten, wiesen dagegen eine um 73,5-fach erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Eosinophilie auf. Die Anzahl der Basophilen wies eine hohe Variabilität auf, die ähnlich dem Vorkommen bei Kleintieren ist und in dieser Studie keine direkte Krankheitszuordnung zulässt. Mikroskopisch wurden vor allem Granula in Monozyten bei erkrankten Kaninchen festgestellt, die vermutlich einen Hinweis auf den Schweregrad der Erkrankung geben können. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass sich Veränderungen des weißen Blutbildes bei Heimtierkaninchen deutlich zu denen von Kleintieren unterscheiden. Viele Erkrankungen scheinen ohne Veränderungen einherzugehen oder weisen stark individuelle Schwankungen auf. Das Heterophilen-Lymphozyten-Verhältnis kann ein Krankheitshinweis, aber nicht -beweis sein. Die Monozytenzahl sollte vor allem bei infektiösen Erkrankungen beachtet werden.