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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Retrospektive Analyse vektorübertragener Infektionen bei reisebegleitenden und importierten Hunden im Raum Berlin-Brandenburg (2019)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Schäfer, Ingo (WE 20)
    Quelle
    Berlin, 2019 — XIV, 183 Seiten
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/25258?show=full
    Kontakt
    Klein- und Heimtierklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62422
    kleintierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Aufgrund klimatischer Veränderungen, dem zunehmenden Import von Hunden aus dem Ausland sowie dem zunehmenden Reise- und Güterverkehr innerhalb Europas und damit verbunden der zunehmenden Ausbreitung möglicher Vektoren gewinnen vektorübertragene Infektionen bei Hunden in Deutschland an Bedeutung. In den Ländern des Mittelmeerraumes sowie in Südosteuropa sind Erreger wie L. infantum, H. canis, E. canis, A. platys und Dirofilaria spp. endemisch. Erreger wie A. phagocytophilum und Babesia spp. kommen ebenfalls in Zentral- und Westeuropa vor. Ziel der Studie war die Untersuchung des Infektionsrisikos von Hunden im Raum Berlin/Brandenburg nach Import aus endemischen Regionen und nach reisebegleitendem Aufenthalt in endemischen Regionen. Sechszehn Länder in der Mittelmeerregion und Südosteuropa wurden als endemisch definiert. Es konnten 345 Hunde, die aus endemischen Regionen nach Deutschland importiert und im Zeitraum von 2007 bis 2015 an der Kleintierklinik der Freien Universität Berlin vorgestellt wurden, und 303 Hunde aus Deutschland, die reisebegleitend in endemischen Regionen waren und im Zeitraum von 2007 bis 2018 vorgestellt wurden, in die Studie eingeschlossen werden. Bei den reisebegleitenden Hunden wurden 1174 Testverfahren ausgewertet, aufgeteilt in 525 direkte und 449 indirekte Nachweisverfahren, bei den importierten Hunden 1368 Testverfahren, aufgeteilt in 576 direkte und 792 indirekte Untersuchungsverfahren. Mehr als ein Zehntel der Hunde (40/303 Hunde, 13%), die reisebegleitend in endemischen Ländern waren, wurden positiv auf mindestens eine vektorübertragene Infektion getestet. Bei den Hunden, die aus endemischen Ländern nach Deutschland importiert wurden, waren mehr als ein Drittel (122/345 Hunde, 35%) mit mindestens einer vektorübertragenen Infektion infiziert. Diejenigen Hunde, die aus endemischen Ländern nach Deutschland importiert wurden, wurden am häufigsten positiv auf Leishmanien (66/314 auf den Erreger getestete Hunde, 21%), Ehrlichien (45/278, 16%) und Babesien (25/251, 10%) getestet. Diejenigen Hunde, die sich reisebegleitend in endemischen Ländern aufhielten, wurden hauptsächlich positiv auf Ehrlichen (18/231, 8%), Leishmanien (14/260, 5%) und Babesien (14/260, 5%) getestet. Infektionen mit mehr als einem Erreger, die die Diagnosestellung erschweren und stärkere klinische Symptome auslösen können, waren im Falle der reisebegleitenden Hunde bei 1% (4/303 Hunde) der getesteten Hunde und im Falle der importierten Hunde bei 8% (27/345 Hunde) nachweisbar. Am meisten Hunde wurden aus Spanien (186/345 Hunde), Griechenland (48/345), Ungarn (19/345) und Italien (19/345) nach Deutschland importiert. Positiv auf mindestens eine vektorübertragene Infektion getestete Hunde stammten hauptsächlich aus Portugal (6/12 Hunde, 50%), Griechenland (22/48, 46%) und Spanien (67/186, 36%). Es wurden nur Länder in den Vergleich einbezogen, aus denen mindestens 10 Hunde nach Deutschland importiert wurden. Die beliebtesten Reiseziele waren Italien (90/303 Hunde), Frankreich (53/303) und Spanien (49/303). Siebenundfünfzig Hunde waren reisebegleitend in zwei oder drei Ländern. Am häufigsten wurden positive Testverfahren für vektorübertragene Infektionen bei Hunden festgestellt, die reisebegleitend in Kroatien (3/15 Hunde, 20%), Italien (13/90, 14%) und Spanien (6/49, 12%) waren. Es wurden nur Länder in den Vergleich einbezogen, die von mindestens 10 Hunden bereist wurden. Aufgrund klimatischer Veränderungen, dem zunehmenden Import von Hunden aus dem Ausland sowie dem zunehmendem Reise- und Güterverkehr innerhalb Europas und damit verbunden der zunehmenden Ausbreitung möglicher Vektoren ist es erforderlich, alle Hunde in Deutschland mittels Ektoparasitenprophylaxe vor Infektionen zu schützen, am besten mit Wirkstoffen, die eine repellierende Wirkung aufweisen. Weiterhin wäre eine behördliche Überwachung von reisebegleitenden Hunden sowie eine Erfassung von aus dem Ausland importieren Hunden in Kombination mit Aufklärung der Besitzer durch Behörden und/oder Tierärzte in Deutschland wünschenswert, um die Verbreitung der Infektionen und möglicher Vektoren zu vermindern. Vektorübertragene Infektionen sind nicht nur für die Veterinärmedizin, sondern aufgrund des zoonotischen Potentials einiger Infektionserreger auch für die Humanmedizin und die öffentliche Gesundheit bedeutend. Testverfahren für vektorübertragene Infektionen sollten gezielt und überlegt angewandt werden unter Berücksichtigung des Zeitpunktes und der Lokalität des Auslandsaufenthaltes und/oder Imports, der klinischen und klinikopathologischen Befunde betroffener Hunde und möglicher finanzieller Limitationen der Besitzer.