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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Erarbeitung einer Methode zur Bewertung des Wachstumsverlaufes von Holstein-Friesian Färsen ab dem zweiten Lebenshalbjahr bis zur Hochträchtigkeit (2018)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Weiß, Nora (WE 18)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag Berlin, 2018 — 184 Seiten
    ISBN: 978-3-86387-903-7
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/22452
    Kontakt
    Nutztierklinik

    Königsweg 65
    14163 Berlin
    +49 30 838 62261
    klauentierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Zur Beurteilung der Körperkondition von Milchkühen wird das BCS-System nach Edmonson et al. (1989) angewandt. Für wachsende Jungrinder hingegen steht noch kein eigenes Bewertungsschema zur Verfügung. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung bestand daher darin, ein für die Färsenaufzucht angepassten BCS-Beurteilungsschlüssel zu erarbeiten. Im ersten Teil der Untersuchung wurden Erhebungen zum Wachstumsverlauf und zum Fettansatzverlauf wachsender Färsen durchgeführt. Im zweiten Teil der Untersuchung galt es die Aussage der neu entwickelten Methode zur Körperkonditionsbewertung zu prüfen. Zeitraum für die Bewertung war der Aufzuchtzeitraum von 6 Lebensmonaten bis 9 Trächtigkeitsmonaten. Da gerade in diesem Lebensabschnitt mit Eintritt in die Pubertät im zweiten Lebenshalbjahr und weiter fortsetzend in der Trächtigkeit eine starke Zunahme des Fettansatzes eintritt, gilt es in dieser Zeit ein optimales Wachstum zu gewährleisten und dabei einer Verfettung mit Hilfe der Konditionsbeurteilung entgegenzuwirken. Innerhalb eines Untersuchungszeitraumes von zwei Jahren wurden in drei Herden mit unterschiedlichen Aufzuchtverfahren bei insgesamt 1936 zufällig ausgewählten Holstein-Friesian-Zuchtfärsen die Untersuchungsgrößen Rückenfettdicke (RFD), Lebendmasse (LM) und Kreuzbeinhöhe (KBH) erfasst und die Körperkondition nach einem speziell für die Anwendung bei Färsen neu entwickelten Beurteilungsverfahren geschätzt. Es wurden Altersgruppen gebildet bestehend aus 6 bis 9 Monate alten, 9 bis 11 Monate alten, 12 bis 16 Monate alten Färsen, 1 bis 4 Monate tragenden, 5 bis 7 Monate tragenden und 8 bis 9 Monate hochtragenden Färsen. Pro Untersuchungsgang wurden jeweils 30 Färsen beurteilt. Die mit Ultraschall objektiv gemessene Rückenfettdicke diente als Referenzmethode zur Beurteilung der Körperkondition einer Altersgruppe. Nach dem neuen BCS-System wird die Rückenfettdicke in mm Fettauflage durch visuelle Betrachtung und Palpation am Tier geschätzt. Als Beurteilungskriterien für den BCS bei Aufzuchtfärsen dienen die Fettfüllung der Schwanzfalte und der Bereich zwischen Hüfthöcker und Sitzbeinhöcker.
    In der Auswertung zum Wachstumsverlauf zeigen sich Unterschiede in der Lebendmasse und der Rückenfettdickenentwicklung. In der Kreuzbeinhöhe besteht ausgenommen des Altersabschnittes von 6 bis 8 Lebensmonaten ein einheitlicher Verlauf zwischen den unterschiedlich aufgezogenen Färsen in den drei Untersuchungsbetrieben. Die Lebendmassekurve der sehr intensiv aufgezogenen Färsen im Betrieb 1 zeigt im Abschnitt von 6 bis 12 Lebensmonaten einen steileren Verlauf, gefolgt von einer Abnahme der Wachstumsintensität im zweiten Lebensjahr. Im Unterschied dazu zeigen die Färsen in den Betrieben 2 und 3 einen gleichmäßig ansteigenden Verlauf der Lebendmassekurve. Im Fettansatz treten starke Veränderungen ab einem Alter von 8 bis 9 Lebensmonaten auf. Die Nutzung der RFD als Maß für die Körperkondition ist erst ab diesem Alter nach Eintritt in die Pubertät sinnvoll. In der Trächtigkeit realisieren die Färsen in den Untersuchungsbetrieben noch einen Zuwachs in der KBH von 6 bis 7 cm. Die für das Erreichen eines EKA von 22 Monaten im ersten Lebensjahr sehr intensiv aufgezogenen Färsen im Betrieb 1 zeigen ab 7 Trächtigkeitsmonaten eine signifikante Abnahme RFD. Die RFD-Abnahme ist die Folge des Haltungs-, Fütterungs- und Aufzuchtmanagements des Betriebes. Die für ein EKA von 24 Monaten ebenfalls intensiv aufgezogenen Aufzuchtfärsen im Betrieb 3 zeigen im gleichen Beobachtungszeitraum eine geringe Zunahme der Rückenfettdicke. Die in den Untersuchungsbetrieben erreichten Lebendgewichte der Färsen vor dem Abkalben betragen 583 kg (Betrieb 1) und 600 kg (Betrieb 3). Die hochtragenden Färsen weisen eine RFD von 15 mm (Betrieb 1) und 18 mm (Betrieb 3) auf. Die mittlere KBH liegt bei 144,3 cm (Betrieb 1) und 145,7 cm (Betrieb 3).
    Hinsichtlich des Einsatzes der Messmethoden ist festzustellen, dass die RFD immer als Ergebnis unterschiedlich intensiver Wachstumsverläufe zu betrachten ist und nicht getrennt von diesen bewertet werden darf. Auch die Lebendmasse lässt die Differenzierung durch die RFD der Färsen nicht erkennen. Zur zuverlässigen Kontrolle des Wachstumsverlaufes sind daher ab einem Alter von 9 Lebensmonaten sowohl die Lebendmasse als auch die Rückenfettdicke heranzuziehen. Methoden zur Überwachung des Wachstumsverlaufes sind:
    – Lebendmassewägung
    – Messung der Widerristhöhe / Kreuzbeinhöhe
    – Körperkonditionsbeurteilung
    Aus den Ergebnissen zur Schätzgenauigkeit der Körperkondition wachsender Färsen geht hervor, dass sowohl durch ausschließliche Betrachtung der Schwanzfaltengrube (visuelle Methode S1) als auch des Bereiches zwischen Hüft- und Sitzbeinhöcker (visuelle Methode S3) sowie durch Betrachten plus zusätzliches Betasten der Fettfüllung der Schwanzfalte (palpatorische Methode S2) der Mittelwert für die mit Ultraschall objektiv gemessene RFD für eine Altersgruppe von Färsen mit hoher Übereinstimmung geschätzt werden kann. Anhand der Schätzung der RFD über ausschließlich visuelle Betrachtung nach Methode S1 können 49% und nach Methode S3 55% der Variabilität der Körperkondition der Färsen erklärt werden. Durch zusätzliches Betasten der Schwanzfalte steigt das Bestimmtheitsmaß (R2) auf 64%. Damit verbessert sich die Schätzung der RFD durch das zusätzliche Betasten. Bei den Methoden wurden hohe Korrelationskoeffizienten in den verschiedenen Altersabschnitten für wiederholte Beurteilungen erzielt (r= 0,75 bis 0,85). Daher kann von einer sicheren Merkmalserfassung anhand der Beurteilungsmethoden ausgegangen werden. Die Aussagekraft der BCS-Methode beim Einzeltier ist relativ begrenzt. Für Herdenuntersuchungen bei der Beurteilung von Tiergruppen stellt diese Methode jedoch ein wichtiges Instrument zur Kontrolle des Wachstumsverlaufes und zur Korrektur der Fütterung dar. Durch die Schätzung der RFD kann der Messaufwand im Rahmen von Herdenuntersuchungen minimiert werden. Zur Überprüfung und zur Sicherung der Schätzgenauigkeit der Konditionsbeurteilung sollten bei einem Anteil an Tieren zusätzlich in bestimmten Zeitabständen die Schätzwerte mit den Ultraschallmesswerten verglichen und der Bewertungsmaßstab justiert werden. Bei schwerer zu beurteilenden Tieren, wie den hochtragenden Färsen, sollten die Schätzwerte bei einem Teil der Tiere durch die RFD-Messung überprüft werden. Der bei Milchkühen bekannte BCS kann nicht auf wachsende Färsen direkt übertragen werden. Es wird vorgeschlagen, die im Ergebnis der Untersuchung erarbeiteten Beurteilungskriterien für die Konditionsbewertung bei Aufzuchtfärsen heranzuziehen. Darüber hinaus sollte keine Note vergeben werden, sondern die Kondition mittels der konkreten RFD in mm geschätzt werden.