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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Giardia duodenalis bei Haustieren und ihren Besitzern:
    Studie zur Erfassung von Prävalenz, Zoonosepotential und epidemiologischen Faktoren (2016)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Rehbein, Sina (WE 20)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2016 — 196 Seiten
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/22757
    Kontakt
    Klein- und Heimtierklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62422
    kleintierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Giardia duodenalis (Synonyme: G. intestinalis, Giardia lamblia) wird ein Zoonosecharakter aufgrund des Nachweises humanpathogener Genotypen (Assemblagen) bei Haustieren zugesprochen. Die Bedeutung der Tiere als Ansteckungsquelle für den Menschen ist jedoch weiterhin unklar. Mit Hilfe dieser unizentrisch, prospektiv geführten Studie sollte die Prävalenzrate von G. duodenalis bei Hunden und Katzen einer Kleintierklinikpopulation und der mit ihnen lebenden Menschen bestimmt werden. Zudem sollten über Multi Locus Sequence Typing (MLST) die Assemblagen von Tier und Mensch identifiziert und das mögliche Zoonosepotential ermittelt werden. Epidemiologische Gesichtspunkte einer Giardia-Infektion bei Hunden und Katzen sollten mit Hilfe teilstandardisierter Fragebögen erfasst werden. Hierfür wurden von April 2012 bis Februar 2014 an der Klinik für kleine Haustiere der FU Berlin Kotproben von 618 Hunden, 156 Katzen und 69 Menschen gesammelt. Die initiale Analyse der Tierproben erfolgte mit Hilfe eines ELISA, der Humanproben mittels Immunfluoreszenzanalyse für Giardia-Detektion. Das MLST wurde an folgenden Gen-Loci durchgeführt: Triosephosphat-Isomerase-, Glutamat-Dehydrogenase-, β -Giardin-Gen. Bei den Tierproben erfolgten zusätzliche PCR-Analysen am Triosephosphat-Isomerase Dog Genlocus sowie an der ssurRNA. Positive Resultate im Antigennachweis ergaben sich bei 101/618 (16,3%) Hunde-, 10/156 (6,4%) Katzen- sowie 1/69 (1,59%) Humanproben. Eine erneute Beprobung des positiv getesteten Menschen ergab ein negatives Ergebnis. 2 weitere Menschkotproben konnten mittels real time PCR positiv getestet werden. Die Sequenzierrate betrug bei den Kotproben der Hunde 54/113 (47,8%), der Katzen 1/10 (10%) sowie der Menschen 2/3 (66,7%). Die Verteilung der nachgewiesenen Assemblagen war wie folgt: Hunde A n=12, A/C n=2; A/D n=4, B n=2; B/D n=1; C n=7; C/D n=2, D n=24; Katzen D n=1; Menschen B n=2. Die 70 Humankotproben stammten aus 38 Haushalten mit 31 Hunden und 7 Katzen. 13/31 Hunde, 1/7 Katzen und 1/70 Mensch waren mittels ELISA bzw. Immunfluoreszenzanalyse positiv. Eine Genotypisierung war bei 4/13 Hunden mit folgender Verteilung möglich: A=2, B=1, C=1; D=2. Ein übereinstimmendes Ergebnis konnte mit der Assemblage B bei einem Probenpaar ermittelt werden. Statistisch signifikant war das junge Alter der Hunde (p=<0,001) bezüglich einer Giardia-Infektion. Dieser Zusammenhang konnte nicht für die Katzenpopulation bestätigt werden (p=0,739). Eine näherungsweiser Zusammenhang konnte zwischen intakten Hunden (p=0,071) einerseits sowie intakten Hündinnen andererseits (p=0,064) und dem Giardia-ELSIA Testergebnis gefunden werden. Aufgrund der geringen Anzahl der Katzen konnten keine signfikanten Zusammenhänge ermittelt werden. Die Hunde wurden je nach Rasse gemäß der Fédération Cynologique Internationale (FCI) in 10 Gruppen eingeteilt. Gruppe 11 fasste Mischlinge und Rassen ohne FCI-Anerkennung zusammen. Es ergaben sich keine statistisch signfikanten Zusammenhänge bezüglich einer Giardia-Infektion. Es konnten allerdings erhöhte Odds Ratio für FCI-Gruppe 10 (OR=2,53) und 8 (OR=1,4) berechnet werden. 8/10 (80,0%) ELISA positiv getesteten Tieren waren Europäisch Kurzhaar Katzen. Von den positiv getesteten Tieren wiesen 67/101 (66,3%) Hunde sowie 8/10 (80,0%) Katzen gastrointestinale Symptome auf. Hinsichtlich des Auftretens abdominaler Schmerzen (p=0,008), Fieber (p=0,037), breiiger/ungeformter Kot (Wald; p=0,029) und dem Giardia-Testergebnisses konnten statistisch signfikante Zusammenhänge in der Hundepopulation festgestellt werden. Eine erhöhte Odds Ratio konnte für das Symptom abdominale Schmerzen (OR=3,54; 95%CI=1,39-9)gefunden werden. Die häufigsten Symptome der positiv getesteten Katzen waren akuter Durchfall (n=5) und Erbrechen (n=4). Die Kotkonsistenz war bei den meisten Katzen (n=5) ungeformt/breiig (p=0,035). Häufungen von Giardia-Infektionen konnten beim Hund in Gebieten mit den Postleitzahlen 109, 121, 122, 140, 141, 144 und 145 mit 5-13 Infektionen gesehen werden. Kartografisch bestand zwar ein scheinbarer Bezug zu Hundeauslaufgebieten und Gewässern (semiquantitativ und -qualitative Auswertung). Letzteres konnte über die Fragebogenanalyse nicht bestätigt werden. Es bestanden keine statistischen Zusammenhänge hinsichtlich des Kontaktes zu anderen Tieren (p=0,968). Hinsichtlich des zeitlichen Aufenthaltes im Freien und eines positiven Giardia Testresultates bestanden keine signifikanten Zusammenhänge (p=0,419). 3/5 (60,0%) Giardia positiven Katzen, die in der Wohnung gehalten wurden, hatten Kontakt zu anderen Tieren. Hinsichtlich der verbrachten Zeit im Freien bestanden keine signfikanten Zusammenhänge (p=0,881). Signifikante Zusammenhänge einer generellen Medikamenteneinnahme der Hunde und dem ELISA Ergebnis bestanden nicht (p=0,346). Die 38 häufigsten Medikamente wurden in 5 verschiedene Medikamentengruppen eingeteilt. Es konnte ein einfach signfikanter Zusammenhang zwischen dem Giardia ELISA Testergebnis und dem Einsatz von Antiemetika (p=0,036; OR=0,50; 95%CI=0,27-0,96) gefunden werden. Entwurmungen hatten in der untersuchten Hundepopulation keinen Einfluss auf das Giardia-Testergebnis . An Pneumonie erkrankte Hunde wiesen häufiger eine Giardia-Infektion auf (p=0,026; OR=2,97; 95%CI=1,14-7,74). 7 der 10 Giardia positiv getesteten Katzen wiesen eine Grunderkrankung auf. 8/10 Katzen waren zum Zeitpunkt der Studie nicht entwurmt. Bezüglich der Rohfütterung von Geflügel, Ente, Rind, Schwein und Pferd konnten zwar keine statistisch signifikanten Zusammenhänge, jedoch erhöhte Odds Ratio festgestellt werden. Dies galt nicht für die Verfütterung von handelsüblichem Fertigfutter. Inwiefern die Fütterung bei Katzen einen Einfluss auf eine Giardia-Infektion hat, sollte in weiteren Studien mit einer größeren Katzenpopulation untersucht werden. Vorherige Infektionen bei Hunden erhöhten die Chance einer Infektion um das 2,23fache (p=0,087). Dies konnte für die Katzenpopulation aufgrund der geringen Anzahl untersuchter Tiere nicht bestimmt werden. In der Hundepopulation bestanden keine signfikanten Zusammenhänge bezüglich eines generellen Auslandsaufenthaltes (p=0,187). Die in dieser Studie ermittelten Prävalenzraten entsprechen den Angaben der Literatur. Humanpathogene Assemblagen konnten bei Hunden nachgewiesen werden. Ein Zoonoserisiko konnte jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Neben den bekannten epidemiologischen Risikofaktoren wie junges Alter, Kastrationsstatus und Kontakt zu Hundeparks oder Oberflächengewässern, sind Reisen, vorherige Giardia-Infektionen, Rohfütterung oder Fütterung von Selbstgekochtem nicht zu unterschätzende Faktoren. Keine oder auch nur milde gastrointestinale Symptome schließen eine Infektion nicht aus. Entwurmungen haben keinen protektiven Charakter. Zudem sollten Besitzer zu ihrem eigenen Schutz und zum Schutz der Tiere auf mögliche Gefahren und Infektionswege von Parasiten besser aufgeklärt werden.