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Autologes Conditioniertes Serum (ACS) wird seit mehreren Jahren zur intraartikulären Behandlung der Osteoarthritis (OA) eingesetzt. Obwohl bisher der Therapieeffekt und das Komplikationsrisiko beim Pferd wenig erforscht sind, erfreut sich ACS bei Tierärzten und Besitzern zunehmender Beliebtheit. Das Ziel dieser Arbeit war es deshalb, einen langfristigen Behandlungseffekt bei Pferden mit OA des Hufgelenks, die ausschließlich mit ACS behandelt wurde, zu untersuchen. Zudem wurden Komplikationshäufigkeit und potentielle Risikofaktoren einer ACS-Behandlung bei einer größeren Anzahl von Pferden, bei denen mindestens ein Gelenk der Vorder- oder Hintergliedmaße mit ACS behandelt wurde, bestimmt. Dafür wurden die Krankenakten von Pferden, die in dem Zeitraum von Januar 2007 bis Juni 2010 eine intraartikuläre ACS-Injektion erhielten, retrospektiv ausgewertet. Die Diagnose OA des Hufgelenks wurde gestellt wenn, die Hufgelenksanästhesie die Lahmheit um mindestens 50 % reduzierte oder Leitungsanästhesien die Lahmheit auf den Hufbereich begrenzten und OA durch Bildgebung eindeutig bestätigt wurde. Dafür wurden die Röntgen- und MRT-Aufnahmen erneut beurteilt. Der Langzeiteffekt wurde durch telefonische Besitzerbefragung ermittelt. Mindestens zwei Jahre nach der ACS-Behandlung der OA des Hufgelenkes konnten acht der 26 Pferde (31 %) auf ihrem ursprünglichen oder einem besseren und vier (15 %) auf einem niedrigerem Leistungsniveau eingesetzt werden. Kein langfristiger Behandlungserfolg trat bei 14 Pferden (54 %) ein. Ein Zusammenhang zwischen Schweregrad der OA und Therapieerfolg konnte nicht nachgewiesen werden. Für die Bestimmung der Komplikationshäufigkeit und potentieller Risikofaktoren standen die Krankenakten von 387 Pferden mit insgesamt 1.445 Gelenksinjektionen zur Verfügung. Als potentielle Risikofaktoren galten diagnostische Gelenksinjektionen bis zu drei Tage vor der ACS-Injektion, Medikamente oder Antibiotika, die systemisch oder intraartikulär gleichzeitig mit ACS verabreicht wurden, und Arthroskopien bzw. Gelenkspülungen, die in einem zeitlichem Abstand von bis zu 47 Tagen vor der intraartikulären ACS-Injektion durchgeführt wurden. Mithilfe der adjustierten Waldmethode wurde die Komplikationshäufigkeit nach einer intraartikulären ACS-Injektion von 4,8 pro 1.000 Injektionen (95 % KI 1,7-9,3) bestimmt. Risikofaktoren, die die Entstehung einer Komplikation beeinflussten, konnten nicht ermittelt werden. Zur Absicherung dieser Komplikationshäufigkeit gegenüber der allgemeinen Komplikationsrate von 0,14 % müssen mindestens 5.900 Probanden pro Gruppe in einer prospektiven Studie behandelt werden. Schwerwiegende oder lebensbedrohliche Komplikationen wurden nicht beobachtet. Diese Arbeit zeigt erstmalig auf, dass nach mindestens zwei Jahren weniger als ein Drittel der mit ACS behandelten Pferde mit einer OA des Hufgelenks auf ihrem ursprünglichem oder einem besseren Leistungsniveau geritten werden können. Das Risiko einer Komplikation bei intraartikulären Injektionen mit ACS ist gering.