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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Untersuchungen zum moderaten Einsatz von Anionenrationen zur Gebärpareseprophylaxe in der antepartalen Transitperiode (2011)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Schmutzer, Sibylle (WE 18)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag Berlin, 2011 — V, 130 Seiten
    ISBN: 978-3-86664-955-2
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/4228
    Kontakt
    Nutztierklinik

    Königsweg 65
    14163 Berlin
    +49 30 838 62261
    klauentierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Die vorgestellte Arbeit gliedert sich in drei Abschnitte mit folgenden Zielen: Zuerst sollte die Konservierung von Harnproben überprüft werden. Das Ziel des zweiten Abschnittes war, ein wirksames Konzept der Gebärpareseprophylaxe zur Vermeidung von Nebenwirkung bei einer moderaten DCAB-Absenkung in der Vorbereiterperiode zu entwickeln. Drittens sollte anhand von Herdendaten in einer Querschnittsstudie ein Überblick zur DCAB (dietary cation anion balance) und zu verschiedenen Mengenelementen (Kalium, Natrium, Magnesium, Chlorid, Schwefel) in den Vorbereiterrationen erstellt und deren Wirkung auf den Stoffwechsel geprüft werden. Für die methodische Harnuntersuchung wurde ein Teil der Harnproben mit dem Konservierungsmittel Bronopol versetzt und aus den Einzelproben Poolproben gebildet. Einerseits wurde deren Lagerungsfähigkeit vergleichend in gekühltem Zustand und bei Raumtemperatur überprüft. Das Ergebnis zeigt, dass die gekühlte Fraktion in ihrer Abweichung in pH, NSBA, Calciumausscheidung, NH4 und Magnesium von der Ausgangsuntersuchung geringfügig sicherer ist als die raumtemperierte. Die Mengenelemente Natrium und Kalium weisen eine starke Abweichung auf. Für den Harn-pH, die NSBA und die Kalziumausscheidung mit dem nicht konservierten Harn wurden andererseits die Poolwerte mit den Mittelwerten der Einzelproben verglichen. Ebenso wurde die Streuung der Einzelwerte um den Mittelwert überprüft. Die Abweichungen sind für alle 3 Parameter gering, so dass die Poolwerte repräsentativ für die Mittelwerte und diese für die Einzelwerte stehen können. Im zweiten Teil der Arbeit wurde im Feldversuch in zwei Milchviehbetrieben die Wirksamkeit des moderaten Einsatzes saurer Salze auf die gesundheitliche Entwicklung der Kühe in der Transitperiode untersucht. Durch eine Zufütterung von sauren Salzen erfolgt eine Verschiebung der Mengenelemente. Daraus resultieren eine Senkung der DCAB und eine metabolische Azidose bei der Vorbereiterkuh verbunden mit einer Kalziummobilisation und Erhöhung der Kalziumausscheidung mit dem Harn. Es wurde eine DCAB zwischen 0 und 50 meq/kg TS angestrebt. Als Erfolgskontrolle wurden die Harnparameter pH, NSBA und Calcium überprüft und die Effekte der moderaten Absenkung auf die Tiergesundheit dokumentiert. Lag die DCAB oberhalb 50meq/kg TS, spiegelte es sich in entsprechenden Harnergebnissen (Harn-pH↑, NSBA↑, Calciumausscheidung↓) wider. Daraus resultierten Gebärparesefälle und Folgeerkrankungen der klinischen bzw subklinischen Hypokalzämie. In der Querschnittsstudie wurden die Rationsanalysen der antepartalen Vorbereiterphase von 158 zufällig ausgewählten Milchviehherden der Jahre 2004 bis 2008 verglichen. Es wurde die DCAB den Mengenelementen Natrium, Kalium, Calcium, Chlorid und Schwefel gegenüber gestellt. Zum einen wurden Betriebe drei verschiedener Bundesländer mit und ohne den Einsatz von Anionen verglichen. Aufgrund der unausgeglichenen Datenverteilung konnten keine bundesländerübergreifenden Ergebnisse erzielt werden. Durchgängig korrelierten bei der Einzelbetrachtung in allen Jahren eine niedrige DCAB und Kaliumkonzentration mit einem hohen Calcium- und Schwefelgehalt beim Einsatz von Anionen und umgekehrt bei anionenfreien Rationen. Parallel dazu fanden Harnuntersuchungen der Vorbereiterkühe statt. Es wurde überprüft, ob einzelne Rationsinhalte die Wirkung von Anionenrationen auf den Säuren-Basen-Haushalt von Vorbereiterkühen und deren Effekte auf die Calciumaktivierung zusätzlich beeinflussen. Außer den in die DCAB-Formel eingehenden Mengenelementen konnte kein signifikanter Zusammenhang im Einfluss anderer Rationsparameter auf die Wirkung von Anionrationen hergestellt werden. Jedoch hat Kalium einen bedeutenden Einfluss auf die Alkalität und folglich den Säuren-Basen-Haushalt der Vorbereiter. Die Einhaltung von einer Höchstgrenze des Kaliumgehaltes ist eine wichtige Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Anwendung von Anionenrationen. Beim Vergleich von Betrieben mit und ohne Anionenzugabe wurden die Rationsinhalte der Vorbereiterration mit dem Säuren- Basen-Haushalt und den Mengenelementen im Harn der Vorbereiter verglichen. Die Rationsergebnisse der Betriebe mit Anionenergänzung fielen ähnlich aus wie bei dem bereits beschriebenen Jahresvergleich. Die Harnergebnisse spiegeln die erzielte metabolische Azidose in der Beeinflussung des Säuren-Basen-Haushaltes (pH, NSBA) und einer gesteigerten Kalziumausscheidung wider. Die angestrebten Werte werden weder für die Rationsinhalte noch für die Harnparameter erreicht. Zur besseren Prüfung der Wirkung von Anionenrationen wurden die Betriebe nach festgelegten Wirkungsparametern (pH < 7,8, Ca > 5,0 mmol/l) aufgeteilt. Betriebe mit einer Wirkung haben eine deutlich niedrigere DCAB (0-50 meq/kg TS). Ebenfalls liegt der Schwefelgehalt deutlich höher. Eine Absenkung der Parameter des Säuren- Basen-Haushaltes bei Wirkung der Anionenzugabe war bei der Aufteilung zu erwarten. Die NSBA lag hier im empfohlenen Bereich. Der Einsatz saurer Salze sollte differenziert und in Abhängigkeit vom ausgehenden sowie angestrebten DCABWert gestaltet werden. DCAB-Bereiche zwischen 50 und 100 meq/kg TS sind als kritisch und unsicher anzusehen. Saure Salze im Sinn der DCAB-Regulation sind alleine nicht sicher. Diese Arbeit erarbeitet ein Konzept, welches den differenzierten Einsatz saurer Salze als DCAB-Regulator in Kombination mit zusätzlichen Maßnahmen sicherer gestaltet.