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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Untersuchungen zur Konditionsentwicklung bei Milchkühen in der Trockenstehperiode mittels der ultrasonographischen Messung der Rückenfettdicke und deren Einfluss auf die Leistung, Fruchtbarkeit und Tiergesundheit in der Frühlaktation (2010)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Daetz, Carsten (WE 18)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2010 — 182 Seiten
    ISBN: 978-3-86664-769-5
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/9750
    Kontakt
    Nutztierklinik

    Königsweg 65
    14163 Berlin
    +49 30 838 62261
    klauentierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Die Zielstellung der vorliegenden Arbeit bestand darin, durch wiederholte, ultrasonogra-phische Messung der Rückenfettdicke die Entwicklung der Körperkondition von Milchkühen und Färsen innerhalb der Trockenstehperiode bzw. der Vorbereitungsperiode genauer zu untersuchen. Dazu wurden 445 Kühe und 81 Färsen eines größeren ostdeutschen Milchviehbetriebes für die Dauer der TS bzw. der Vb im wöchentlichen Abstand untersucht. Weiterhin wurden die erfassten Konditionsdaten den Parametern der Milchleistung, Fruchtbarkeit und Tiergesundheit im ersten Laktationsdrittel gegenübergestellt. Ergänzend sind die Auswirkungen einer gezielten Konditionskorrektur innerhalb der TS bei einer Gruppe von Kühen beobachtet worden. Die Körperkondition sollte zum Trockenstellen der Kühe 20-25 mm RFD betragen und während der Trockenstehperiode annähernd konstant gehalten werden. Die Dauer der TS sollte bei Kühen nicht länger als 50 Tage und die Vorbereitungsperiode bei Kühen und Färsen nicht länger als 21 Tage sein. In der untersuchten Herde schwankte die TS-Dauer erheblich und lag im Mittel bei 65 Tagen. Die Vorbereitungsperiode dauerte bei den Kühen im Mittel 22 Tage und bei den Färsen durchschnittlich 33 Tage. Der Anteil unterkonditionierter Tiere lag zum Trockenstellen bei 44,2 % und stieg auf 57,0 % zu Beginn der Vorbereitungsperiode. Diese Entwicklung zeigt die unzureichende Energie-versorgung in der TS1-Periode. Zu Beginn der TS2 stieg die Kondition der Kühe leicht an und in der letzten Woche a.p. war das Einsetzen der antepartalen Lipomobilisation feststellbar. Nach der Kalbung verstärkte sich die Fettmobilisation erwartungsgemäß deutlich. Die Änderung der RFD innerhalb des untersuchten Zeitraumes zeigt ein Problem in der energetischen Versorgung der frühen Trockensteher. Besonders die jüngeren Tiere sind nicht in der Lage, zum Ende der ersten Laktation ihre Körperfettreserven ausreichend aufzubauen. Ähnlich wie die Kühe zeigten auch die untersuchten Färsen während der Vorbereitungsperiode eine Körperkondition z.T. weit unter den angegebenen Empfehlungen. Aus den Ergebnissen wird ersichtlich, dass Konditionsprobleme sehr spezifisch für den einzelnen Betrieb auftreten können. Anhand der jeweiligen Situation sind Zeitpunkt und Tiergruppe zur problemorientierten Konditionsüberwachung individuell festzulegen. Die durchgeführten Untersuchungen haben gezeigt, dass die Konditionsbeurteilung im Management von Milchkuhherden wichtige Hinweise auf Defizite in der energetischen Versorgung der Tiere in bestimmten Haltungsabschnitten liefern kann. So ist es möglich, ungenutzte Leistungsreserven der Kühe zu aktivieren oder aber auch die Entstehung von Gesundheitsrisiken bei Einzeltieren oder Tiergruppen frühzeitig zu erkennen. Um die Konditionsempfehlungen zum Trockenstellen umzusetzen, ist eine Kontrolle der Körperkondition im letzten Laktationsdrittel notwendig. Risikotiere sollten anhand bestimmter Kennzahlen (Laktationsdauer, voraussichtliches Kalbedatum, Milchleistung, Alter, Konditions-zustand) identifiziert werden und rechtzeitig entsprechende Maßnahmen erfolgen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Gestaltung der TS-Periode. Hierbei sollte auf die Einhaltung der zeitlichen Empfehlungen geachtet werden. Insbesondere bei Weidegang ist die ausreichende Energieversorgung der Tiere zu kontrollieren und gegebenenfalls durch TMR-Vorlage zu ergänzen. Eine ausreichende Kondition der Färsen und Jungkühe, auch zum Ende der Laktation, sollte in Anbetracht der noch erwartenden körperlichen Entwicklung angestrebt werden. Eine gezielte Korrektur der Körperkondition in der TS1 führte nur zu einer sehr kurzfristigen Anlage zusätzlicher Körperfettreserven und erhöhte die Aktivität der peripartalen Lipolyse deutlich. Daher sind derartige Maßnahmen in der Trockenstehperiode abzulehnen und die Forderung nach einer optimalen Kondition zum Trockenstellen zu bekräftigen. Die dem Körperfettgewebe zugeschriebenen positiven und negativen Eigenschaften für die Milchkuh haben sich in den Ergebnissen bestätigt. So wirkten sich ausreichend angelegte Fettdepots positiv auf die erbrachten Milchleistungs- und Fruchtbarkeitsleistungen aus. Als nachteilig ist die erhöhte Ketoserate der besser konditionierten Tiere zu bewerten. Der negative Einfluss einer stärkeren peripartalen Lipolyseaktivität auf die Futteraufnahme wird auch durch die Veränderungen der Blutserumparameter dieser Tiere deutlich. Auffallend war der mit 78,6 % hohe Anteil von Kühen mit einem Serumkalzium < 2,2mmol/l. Dieses Ergebnis unterstreicht die zentrale Rolle der Hypokalzämie in der Transitperiode der Milchkühe. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass im untersuchten Landwirtschaftsbetrieb durch weitere Maßnahmen zur optimalen Gestaltung der TS-Periode Reserven zur Ausschöpfung des Leistungspotentials der Kühe und Färsen und auch zur Verbesserung der Tiergesundheit genutzt werden können. Die regelmäßige Beurteilung der Körperkondition sollte fester Bestandteil im Herdenmanagement sein. Zeitgleich mit zuchthygienischen Untersuchungen sind mit der ultrasonographischen Messung der RFD mit nur geringem Mehraufwand zuverlässige Werte für die Beurteilung der Körperkondition verfügbar.