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Der wissenschaftliche Erkenntnisprozess ist langwierig und auch mit Richtungs¬änderungen ver-bun¬den. Die Zeit ist reif, die Auffassungen zum Zusammen¬hang zwischen Milchleistungshöhe und Fruchtbarkeitsergebnissen vom Kopf auf die Füße zu stellen (Abb. 15). Tab. 1 enthält die Empfehlungen zu wichtigen Herdenparametern aus dem Jahr 2010, wie sie in der Bestands-betreuung verbreitet genutzt werden. Die Kennzahlen zur Rastzeit, Güstzeit, Zwischenkalbezeit (auch zu den Milchharnstoffwerten) sind nicht aufrecht zu erhalten. In der Konsequenz ist die Zeit gekommen, die Nutzung von Hormonprogrammen zurückzufahren und im Gegenzug über die Verlängerung der freiwilligen Wartezeit bzw. der Rastzeit die Fruchtbarkeitsergebnisse in einen gewünschten Zielkorridor zu bringen. Das sollte auf Herdenebene nicht abrupt erfolgen, sondern in einer Übergangszeit, in der auf Grundlage der erreichten Ergebnisse das Optimum für die eigene Herde herausgearbeitet wird (Abb. 16).
Es gibt inzwischen Berichte über die positiven Effekte einer systematischen Verlängerung der Rastzeit (Rudolph, 2017) Die beschriebene Herde mit 1150 Holstein-Friesian Kühen hat die mittlere Rastzeit systematisch auf 108 Tage erhöht und denkt über eine weitere Steigerung in Richtung 120 Tage nach. Bei einer Zwischenkalbezeit von 421 Tagen betragen die Jahres¬milch-leistung 11800 kg pro Kuh, die Lebensleistung 37000 kg und die Lebenseffektivität (Lebenstagsleistung) knapp 20 kg. Diese Beispielherde sollte dazu ermutigen, die Verlängerung der Rastzeit in der eigenen Herde aktiv zu verfolgen (Abb. 16).