Königsweg 65
14163 Berlin
+49 30 838 62261
klauentierklinik@vetmed.fu-berlin.de
Sowohl das Kolostrometer als auch das Brix-Refraktometer erwiesen sich als geeignete Feldmethoden, um die Qualität des Erstkolostrums unmittelbar im Milchviehbetrieb überprüfen zu können. Die Vorteile lagen jedoch beim Refraktometer in Hinblick auf Genauigkeit, Handling, Robustheit sowie der Temperaturunabhängigkeit, welche die bedeutendste Überlegenheit darstellt. Der Anteil von 22,4% an Erstkolostrum von schlechter Qualität mit weniger als 22 %Brix macht deutlich, wie wichtig die Kontrolle mithilfe einer der beiden Feldmethoden noch vor dem Verfüttern an das Kalb ist, um eine ausreichende IgG-Erstversorgung sicherzustellen und die Bildung einer belastbaren Immunkompetenz beim Neugeborenen zu ermöglichen. Bereits die separaten Regressionsmodelle für die primi- und pluriparen Tiere verdeutlichen den Unterschied in der Qualität und Menge des Erstkolostrums zwischen den verschiedenen Altersgruppen. Die Tiere der vierten Laktation bildeten dabei das Erstkolostrum mit der höchsten Qualität. Zudem erwiesen sich, im Falle der pluriparen Kühe, die Trockenstehzeit sowie der Kalbemonat als signifikante Einflussfaktoren und es zeigte sich ein Zusammenhang der Qualität des Erstkolostrums zur Ca-Serumkonzentration des Muttertieres zum Zeitpunkt der Kalbung. Im Modell der primiparen Rinder verblieb dagegen einzig der Kalbemonat als erklärende Variable. Wie sich zeigte, wird die Menge des Erstkolostrums der Pluripara von der Gesamttrockenstehzeit, dem Kälbergeburtsgewicht sowie dem Kalbemonat und vom Mitarbeiter, welcher die Kuh als erstes melkt, signifikant beeinflusst. Auch wurde ein Zusammenhang
zwischen der Menge und der NEFA-Serumkonzentration zum Zeitpunkt der Geburt deutlich. Die Tiere der vierten Laktation bildeten am meisten Erstkolostrum. Im Regressionsmodell der Primipara verblieben hingegen die Vorbereitungszeit, das Geburtsgewicht der Kälber sowie der Monat der Kalbung als signifikante Einflussfaktoren und es wurde ein Zusammenhang der Menge zur Ca-Serumkonzentration deutlich.
Auffällig war, dass sich für die pluriparen Kühe zudem ein negativer Zusammenhang zwischen der Qualität und Menge des Erstkolostrums ergab. Dennoch bildeten die Tiere der vierten Laktation sowohl am meisten als auch das hochwertigste Erstgemelk. Diese Ergebnisse sowie die Vielzahl der Einflussfaktoren auf die Qualität und Menge des Erstkolostrums verdeutlichen die Komplexität der Zusammenhänge und unterstreichen, wie wichtig die Kontrolle eines adäquaten Ig-Gehalts mithilfe einer geeigneten Feldmethode ist. Die Überprüfung der Qualität des Kolostrums beim ersten Melken sollte daher fester
Bestandteil im Betriebsablauf sein, um die Kälbergesundheit zu gewährleisten und zu optimieren.