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Die Versorgung mit Mengen- und Spurenelementen muss zur Erhaltung des Tierwohls und der Leistungsfähigkeit bedarfsdeckend sein. Eine Überversorgung gilt es sowohl aus tiergesundheitlicher Sicht als auch aufgrund möglicher Umweltbelastungen zu vermeiden. Die für eine optimale Versorgungsanpassung notwendige exakte Einschätzung des Versorgungsstatus erweist sich allerdings als komplex. Diese Komplexität betrifft bereits die Analyse des Futters, die zwar Elementkonzentrationen, aber keine unterschiedlichen Verfügbarkeiten und interagierende Futterfaktoren wiedergibt. Sie setzt sich innerhalb des Körpers durch elementspezifische Aufnahme-, Verteilungs- oder Exkretionsmuster fort. Eine möglichst präzise Einschätzung des Versorgungsstatus erfordert deshalb das jeweils optimale Probenmedium oder eine Kombination von Medien.
Zielsetzung dieser Arbeit ist es, die Nutzbarkeit von Kot als Untersuchungsmedium zur Bewertung der Mengen- und Spurenelementversorgung bei Rindern zu untersuchen. Dabei werden fäkale Mineralstoffkonzentrationen mit den Gehalten in anderen Medien verglichen und die Eignung der unterschiedlichen Substrate für die jeweilige Elementuntersuchung beurteilt.
Im Allgemeinen ist die Versorgungslage mit Mengen- und Spurenelementen über das Futter in der vorliegenden Untersuchung bedarfsdeckend. Allerdings neigen die TMR-Konzentrationen mehrerer Elemente zur Bedarfsüberschreitung. Die ausreichende Futterversorgung spiegelt sich auch in den entsprechend adäquaten Substratkonzentrationen wider. Eine Ausnahme hiervon bilden die trotz ausreichender TMR-Gehalte zu niedrigen Blut- und Haargehalte von Mangan, die die bereits in der Literatur beschriebenen Unwägbarkeiten der Mangandiagnostik unterstreichen.
Die Mehrheit der untersuchten Mineralstoffe im Kot unterliegt exo- und endogenen Einflüssen. Von den zwölf im Kot untersuchten Elementen sind lediglich die Elemente Zink, Selen und Molybdän unabhängig von jahreszeitlichen sowie laktationsdynamischen Einwirkungen.
Anhand der ermittelten Kotkonzentrationen wurden Referenzbereiche für die fäkalen Gehalte jedes Elements gebildet. Angesichts der teilweisen Überschreitung der Bedarfswerte in der TMR ist aber davon auszugehen, dass auch die gebildeten Referenzbereiche die fäkalen Gehalte unter bedarfsdeckenden Versorgungssituationen überschreiten.
Hinsichtlich der Analyse der Mengenelemente stellt die Kotuntersuchung bei den Elementen Magnesium und Kalzium eine gute Alternative zur Futteruntersuchung dar. Für die Abbildung einer ausreichenden Versorgung ist im Fall von Kalzium die Serumuntersuchung zu bevorzugen.
Bei Phosphor sollten die Ergebnisse aus mehreren Substraten wie Futter, Serum und Harn kombiniert werden, um eine Einschätzung zu treffen.
Im Fall von Magnesium kann der Harngehalt über den Versorgungsstatus informieren. Harn ist auch bei den Elementen Kalium und Natrium das Medium der Wahl. Bei Schwefel liefert der Harngehalt ebenfalls die bestmöglichste Aussage für eine Einschätzung des Versorgungsstatus.
Die Spurenelemente betreffend kann die Kotanalyse im Fall von Eisen eine TMR-Untersuchung ersetzen. Zur präzisen Bestimmung des Eisenstatus ist es notwendig, dass die ermittelten Serum-/Plasmaeisengehalte um weitere hämatologische Parameter ergänzt werden.
Fäkale Kupfergehalte informieren über die Kupferaufnahme. Außerdem können erniedrigte fäkale Kupfergehalte auf einen Kupfermangel hinweisen und die Diagnostik zur Unterversorgung einleiten. Für die Bestimmung des Kupferstatus kann Plasma im Fall von Kurzzeitbetrachtungen sowie Vollblut- und Haargehalte bei Einschätzung des Langzeitstatus untersucht werden.
Die fäkale Zinkkonzentration liefert ein gutes Abbild des mit dem Futter aufgenommenen Zink und kann stellvertretend für die Futterkonzentration herangezogen werden kann. Zur Ermittlung des Versorgungsstatus ist eine kombinierte Konzentrationsbestimmung aus mehreren Substraten sinnvoll.
Im Fall von Selen spiegelt Kot den Futtergehalt unter den hier untersuchten Medien am besten wieder. Um eine Einschätzung der Versorgungssituation zu treffen, sind die Analyse von Serum-, Plasma- oder Vollblut- und Haarkonzentrationen zielführend, je nachdem ob der gegenwärtige Selenstatus oder ein längerer Versorgungszeitraum beurteilt werden soll.
In Anbetracht der Verbindungen zu Futter-und Vollblutmangangehalt kann die Analyse des Kotmangangehalts als Produkt von Aufnahme und Stoffwechsel sowohl als geeignet zur Einschätzung der Futterversorgung als auch des Manganstatus gelten. Jedoch sind jahreszeitliche Einflüsse auf die Kotkonzentration vorhanden, die vorher einer genaueren Evaluierung unterliegen sollten.
Der Molybdängehalt im Kot ist ein geeignetes Medium zur Abschätzung eines Überversorgungsrisikos, da der Futtergehalt im Kot am besten reflektiert wird. Daneben erweist sich die Haarkonzentration im Fall von Molybdän als tauglich, um länger andauernde Mehrversorgungen zu bewerten.
Zusammenfassend kann für die Mengenelemente Kalzium, Phosphor und Magnesium sowie für die analysierten Spurenelemente festgestellt werden, dass Kot die Futterversorgung im Vergleich der hier untersuchten Medien am besten wiedergibt. Somit ist die Kotanalyse bei diesen Elementen geeignet die Futteranalyse zu ersetzen. Für eine Bewertung des Versorgungsstatus des Körpers ist die Analyse des Kotgehalts nicht ausreichend. Zu diesem Zweck müssen Konzentrationen aus elementspezifischen Medien beurteilt werden. Gleichwohl kann der Kotgehalt bei den Elementen Zink und Mangan sowohl Informationen zu Aufnahme als auch Versorgungsstatus beinhalten.