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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Verhaltensbeobachtungen und elektrophysiologische Untersuchungen an Hunden in einer Ruhesituation (2018)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Kaminski-Greß, Mirja (WE 11)
    Quelle
    Gießen: Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft GmbH, 2018 — 346 Seiten
    ISBN: 978-3-86345-368-8
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/22596
    Kontakt
    Institut für Tierschutz, Tierverhalten und Versuchstierkunde

    Königsweg 67
    14163 Berlin
    +49 30 838 61146
    tierschutz@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Die vorliegende Studie kombiniert Verhaltensbeobachtungen anhand des Ethogramms des Hundes mit der Chronobiologischen Regulationsdiagnostik. Mit der Methode auf der Basis der Messung und Analyse vegetativer physiologischer Parameter war es möglich, verschiedene Verhaltensmuster erstmalig festzustellen und zu unterscheiden. Das Verhalten von 44 Schäferhunden in einer Ruhesituation wurde gefilmt und synchron fand eine Messung elektrophysiologischer Parameter statt. Die Aufzeichnung von Verhalten und Physiologie erfolgte über eine dreistündige Untersuchungszeit. Die Untersuchung eines jeden Hundes fand in Abwesenheit der Hundehalter und anderer Sozialpartner statt. Den Tieren wurde nach 1,5 Stunden eine Futterration angeboten, diese Futtergabe erfolgte durch eine Bezugsperson des Hundes oder eine dem Hund unbekannte Person. Die erfassten Daten durchliefen eine detaillierte Analyse. Verhalten wurde unter Zuhilfenahme der Software Interact® qualitativ und quantitativ ausgewertet und die Originaldaten von Muskelaktivität, Hautpotential und Herzfrequenz der biorhythmometrischen Zeitreihenanalyse unterzogen. Die Sympathikusaktivität wurde aus der Herzratenvariabilität abgeleitet. Die Ergebnisse aus Verhaltens- und Zeitreihenanalyse wurden synchronisiert und eine 25 Minuten umfassenden Kernphase um die erfolgte Fütterung ging in die vergleichende Bewertung ein. Diese Bewertung geschah über Häufigkeitsverteilungen, die Regulationsprozesse und Verhalten darstellten. Sowohl die einzelnen aufgetretenen Regulationszustände, als auch die Verteilung der Regulationszustände im „Periodensystem der Regulationszustände“ fanden Beachtung. Anhand von Grundkörperhaltungen (Laufen, Stehen, Sitzen, Liegen) und der Unterscheidung von offensivem und defensivem Verhalten wurden Zusammenhänge zwischen Verhalten und Regulation erfasst. Die Regulationsprozesse von Grundkörperhaltungen unterschieden sich signifikant. Von ruhender Körperhaltung ließ sich dabei nicht auf motorische Deaktivierung schließen. Liegen ging mit einer Aktivierung der motorischen und vegetativ-nervalen und einer Deaktivierung der vegetativ-emotionalen Regulation einher. Dabei konnte ein Zusammenhang von defensivem Verhalten und einer Verschlechterung der motorischen, sowie einer Verbesserung und Aktivierung der vegetativ-emotionalen Regulation beobachtet werden. Der Regulationszustand 37, ein Regulationszustand hyperaktivierter Regulation, dessen Auftreten mit hohem Energieaufwand für den Organismus einhergeht, wurde auffallend häufig während des Liegens gefunden. Dies überraschte und traf sowohl auf die motorische als auch auf die vegetativ-nervale Regulation zu. Es konnte ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten des Regulationszustands 74 und der Körperhaltung Sitzen gefunden werden. Die Körperhaltung Sitzen ging demnach mit einer starken Dysregulation einher, was auf vorhandene motorische Anspannung schließen lässt. Nach erfolgter Fütterung kam es zu einer Verbesserung vegetativ-nervaler Regulationsgüte. Die erwartete Zunahme von Ruheverhalten konnte jedoch nicht festgestellt werden. Interessante Ergebnisse brachte die Betrachtung der Futtergabe. Es kam zu einer deutlichen vegetativ-nervalen Aktivierung und zu einer vegetativ-emotionalen Deaktivierung, wenn eine dem Hund unbekannte Person das Futter brachte. Erhöhte Aufmerksamkeit beim Hund war demzufolge die Reaktion auf das Erscheinen der Personen. Die Zusammenführung von Verhaltensbeobachtungen und Chronobiologischer Regulationsdiagnostik stellt eine sinnvolle Ergänzung der ausschließlichen Ethogrammanalyse dar. Sie kann bei der Beurteilung von Stressbelastung und Haltungsbedingungen oder auch in der Ausbildung von Hunden zusätzliche Informationen bieten.