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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Histomorphologische und ultrastrukturelle Untersuchungen an klinisch relevanten Blutgefäßen des Pferdes (2018)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Lorenz, Andre (WE 1)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2018 — XVI, 158 Seiten
    ISBN: 978-3-86387-898-6
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/22225
    Kontakt
    Institut für Veterinär-Anatomie

    Koserstr. 20
    14195 Berlin
    +49 30 838 75784
    anatomie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Für die histomorphologische und ultrastrukturelle Analyse klinisch relevanter Blutgefäße wurden zelluläre und extrazelluläre Komponenten der distalen Arterien der Vordergliedmaße und der Vena jugularis externa von 35 Pferden untersucht. Dabei wurde das Alter und die Körpermasse der Pferde und deren Einfluss auf die Gefäßwandarchitektur berücksichtigt. Es sollten Hinweise über mögliche Ursachen von Hämatombildung nach Gefäßpunktion sowie zur Empfindlichkeit von Pferden für die Ausbildung von Thrombophlebitiden der Vena jugularis gewonnen werden. Es wurden Abschnitte der A. palmaris com. II in ihrem distalen Verlauf an 3 definierten Stellen entnommen. Gefäß 1 (G1) entspricht der proximalsten (A. palmaris com. II) und Gefäß 3 (G3) der distalsten (A. dorsalis phalangis med.) Entnahmestelle. Gefäß 2 (G2) entspricht der A. digitalis dorsalis med., welche sich im Verlauf zwischen G1 und G3 befindet. Die Pferde (n=35) wurden sowohl in unterschiedliche Altersklassen (AK) AK 1 (n=14, 0-7 Jahre), AK 2 (n=11, 8-16 Jahre), AK 3 (n=10, 17-24 Jahre) als auch Gewichtsklassen (GK) GK 1 (n=4, 100-200 Kg), GK 2 (n=16, 201-400 Kg), GK 3 (n=15, 401-700 Kg) unterteilt um einen möglichen Einfluss dieser Parameter auf die Gefäßarchitektur zu verdeutlichen. Die quantitative Analyse verschiedener Parameter wie z.B. Lumendurchmesser, Dicke der Tunica interna und der Tunica externa, Intimaverdickungen, Anzahl und Dichte von Vasa und Nervi vasorum in der Tunica media und Tunica externa sowie die prozentuale Verteilung von glatten Muskelzellen, elastischen und kollagenen Fasern in der Tunica media, erfolgte mit Hilfe verschiedener Färbungen und einer immunhistochemischen Markierung an Formalin-fixierten Schnittpräparaten. Eine qualitative Betrachtung der Tunica interna der Vena jugularis, der distalen Gliedmaßenarterien und deren Vasa vasorum erfolgte am Elektronenmikroskop. Die in der vorliegenden Arbeit erstmals beschriebenen Ergebnisse bei der Spezies Pferd sind:

    • Die distalen Schultergliedmaßenarterien der Pferde gehören zum muskulären Typ und zeigen eine Alters- und gewichtsabhängige Gefäßwanddickenzunahme mit resultierender Lumenreduktion.
    • An Gefäßabzweigungen erfahren die glatten Muskelzellen der distalen Arterien eine Verlaufsänderung von ursprünglich zirkulär in einen longitudinalen Verlauf entlang des abzweigenden Gefäßes.
    • Es konnten Intimaverdickungen und Intimapolster an den distalen Arterien nachgewiesen werden, welche sich morphologisch deutlich voneinander unterscheiden.
    • Der Hauptanteil der Vasa vasorum befindet sich in der Tunica externa (9,3 Vasa vasorum /mm2 ) und fällt zur Tunica media (4,2 Vasa vasorum / mm2) um mehr als die Hälfte (54,84%) ab.
    • Ausschließlich die zur Verfügung stehende Fläche (Fläche der Tunica externa oder Tunica media) entscheidet über die Anzahl (Dichte) an Vasa vasorum.
    • Die Tunica media der distalen Arterien zeigt eine durchschnittliche (0,467 mm) und eine minimale (0,29 mm) avaskuläre Zone, welche ausschließlich über Diffusion vom Lumen versorgt wird.
    • Vater-Pacini-Lamellenkörperchen konnten regelmäßig in unmittelbarer Umgebung zur Tunica externa der distalen Arterien nachgewiesen werden.
    • Die Ausprägung der Glykokalix variiert zwischen Arterien und der Vena jugularis beträchtlich. Arterien zeigen eine deutliche Glykokalix, welche bei der Jugularvene teilweise vollständig fehlt.
    • Ausschließlich bei der Vena jugularis konnten Protrusionen equiner Endothelzellen aufgezeigt werden.
    • In Einzelfällen konnte an den distalen Arterien Mehrlagigkeit und Diskontinuität der Membrana elastica interna nachgewiesen werden.
    • Benachbarte Endothelzellen von Arterien zeigen gegenüber den Endothelzellen der Vena jugularis deutlich mehr Interdigitationen.
    • Lumennahe Haftkomplexe (tight- und adherens junctions) zwischen Endothelzellen der distalen Arterien sind entgegen denen der Vena jugularis gehäuft anzutreffen.

    Zusammenfassend ist bei der Betrachtung des Endothels der Vena jugularis festzustellen, dass im Vergleich zu den distalen Arterien, die Kontaktfläche benachbarter Endothelzellen, das Ausmaß an Überlappungen, die Anzahl an Zellkontakten, insbesondere der tight junctions und die Glykokalix deutlich schwächer ausgeprägt sind als bei den Arterien. Das Zusammenspiel dieser Faktoren führt möglicherweise zur gesteigerten Neigung der Jugularvene eine (Thrombo)- Phlebitis zu entwickeln. Die Protrusionen der Endothelzellen können bei der Entwicklung einer Phlebitis eine Rolle spielen. Es konnte zusätzlich gezeigt werden, dass sowohl das Gewicht der Pferde als auch das Alter der Tiere Einfluss auf die Gefäßarchitektur ausübt. Die distalen Blutgefäße der Schultergliedmaße reagieren mit einer Gefäßwandverdickung und entsprechender Lumenreduktion und zeigen somit ein adaptives Verhalten auf veränderte hämodynamische Verhältnisse.