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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Untersuchungen zur Tiergesundheit auf einem ökologisch geführten Milchviehbetrieb unter besonderer Berücksichtigung der Anwendungsmöglichkeiten der Homöopathie (2017)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Bella-Paul, Livia Anna (WE 17)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag Berlin, 2017 — x, 163 Seiten
    ISBN: 978-3-86387-874-0
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/3314
    Kontakt
    Pferdeklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62299 / 62300
    pferdeklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Der Konsum von ökologisch produzierten Lebensmitteln hat in den vergangenen Jahren einen immer höheren Stellenwert und Marktanteil in unserer Gesellschaft eingenommen. Unter dem zunehmenden Diskurs über Antibiotikaresistenzen gefördert durch den hohen Einsatz von Antibiotika bei lebensmittelliefernden Tieren sowie der Sorge des Verbrauchers belastete und unter unzureichendem Tierwohl produzierte Lebensmittel zu sich zu nehmen, wächst die Nachfrage nach alternativen Methoden der Landwirtschaft.

    Verschiedene Studien konnten belegen, dass unter Optimierung des Herdenmanagements und gezieltem Einsatz von Antibiotika und homöopathischen Behandlungsmethoden der Verbrauch von antibiotischen Präparaten in Problembetrieben um bis zu 75 % reduzierbar ist. Ziel dieser Arbeit war es, einen ökologisch geführten Milchviehbetrieb hinsichtlich der Tiergesundheit und den gefundenen Problemfeldern zu analysieren und die Einsatzmöglichkeiten von homöopathischen Präparaten zu beurteilen. Hierfür wurden im Untersuchungszeitraum die Herden- und Fruchtbarkeitskennzahlen, Blut- und Harnwerte, Körperkondition sowie die Tiergesundheitsdaten bestimmt und analysiert. Zudem wurde eine dreifach verblindete, randomisierte placebokontrollierte Studie zur Behandlung von Mastitiden und eine randomisierte, Kontrollgruppen begleitete Studie zur Behandlung von Kälberdiarrhoe durchgeführt.

    Die Untersuchungen fanden in dem Zeitraum von Mai 2012 bis Februar 2014 auf einem ökologisch geführten Milchviehbetrieb in Brandenburg statt. Der Betrieb ist NOP (bis Oktober 2013), Bioland und Biokreis zertifiziert. Bis zum Studienzeitpunkt fand kein Einsatz von homöopathischen Präparaten auf dem Betrieb statt. Ebenso wurden keine antibiotischen Präparate bei der Behandlung der laktierenden oder trockenstehenden Milchkühe angewendet. Der Einsatz von Antibiotika fand nur bei schwerwiegenden Erkrankungen der Kälber innerhalb der ersten Lebensmonate Anwendung. Die Größe der Herde lag durchschnittlich bei circa 250 Milchkühen mit einer 305-Tage-Milchleistung von 8379 kg Milch und circa 350 dazugehöriger Färsen, Fressern und Kälbern.

    Die Beurteilung der Leistungen, Fruchtbarkeitskennzahlen und Tiergesundheit führte im Vergleich mit konventionellen und ökologischen Herden zu sehr guten Ergebnissen der untersuchten Herde. Lediglich die hohen Abgangsraten aufgrund der Eutergesundheit und die hohen Inzidenzen der Infektionsraten mit Euterentzündungen zu Beginn der Laktation der Färsen und Kühe sowie die schlechtausheilenden Euterentzündungen während der Trockenstehperiode werden als nicht optimal und verbesserungswürdig bewertet.

    Für die Behandlung der euterkranken Kühe wurden 21 verschiedene hochpotenzierte (C200) homöopathische Einzelpräparate in Form von Globuli eingesetzt. Der Studienzeitraum umfasste zehn Monate (Mai 2013 bis Februar 2012) und insgesamt nahmen 134 euterkranke Kühe an der Studie teil, davon 62 Tiere in der Placebogruppe und 72 Tiere in der Verumgruppe. Es wurden die Studienparameter Laktationsanzahl, Laktationstag, Zellzahlen und bakteriologische Befunde der ersten Milchprobe nach Erkrankung, Erstgemelksbefund, Palpationsbefund des Eutergewebes, Verteilung der beprobten Viertel, Anzahl vorheriger Mastitiden, zusätzliche Erkrankungen, Verteilung der eingesetzten homöopathischen Mittel, Anzahl der Abgänge, Wechselhäufigkeit der Mittel und Erkrankungsdauer analysiert und die Ergebnisse beider Gruppen miteinander verglichen. Das Ergebnis war für beide Studiengruppen und für alle Studienparameter, bis auf die Verteilung der Anzahl der Laktationstage zu Erkrankungsbeginn, gleich: es gab keine signifikanten Unterschiede für die beiden Gruppen. Das belegt zum einen den Erfolg der Randomisierung, dass Studiengruppen mit gleichen Bedingungen und Symptomen entstanden sind und zum anderen, dass der Heilungserfolg unabhängig davon ist, ob ein Placebo oder ein Homöopathikum eingesetzt wird. Demnach kann kein Wirkungsnachweis durch die Behandlung mit klassischen homöopathischen Präparaten belegt werden (p-Wert der Erkrankungsdauer 0,304).

    Aus technischen Gründen wurden bei der Kälberstudie nicht verblindete, niedrigpotenzierte, für lebensmittelliefernde Tiere zugelassene Injektionspräparate verwendet (Homöopathiegruppe n=32). Zum Einsatz kamen acht verschiedene homöopathische Einzelmittel (D4-D8), über einen Zeitraum von sechs Monaten. Die Kontrollgruppe (n=33 Kälber) wurde betriebsüblich behandelt. Die Gruppen waren randomisiert und es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen den untersuchten Parametern der Studiengruppen. Es konnte kein besserer Heilungserfolg durch die zusätzliche Gabe der Homöopathika neben der betriebsüblichen Behandlung erzielt werden (p-Wert der Erkrankungsdauer 0,082).

    Ökologische Milchviehhaltung mit hohem Leistungsniveau und stabiler Tiergesundheit ist mit einem strukturiertem guten Herdenmanagement erreichbar. Es ist möglich den Antibiotikaeinsatz dabei auf das Minimum zu beschränken, dafür müssen hohe Abgangsraten besonders für euterkranke Kühe akzeptiert werden. Der Einsatz von homöopathischen Präparaten trägt nicht direkt zur Verkürzung von Erkrankungsdauern bei, kann aber ohne Nachteile in Konzepte eingebunden werden, um eine regelmäßige Beurteilung kranker Tiere in den Betriebsablauf zu integrieren.