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In dieser Arbeit wurden 331 einer Herzkrankheit verdächtigen Katzen kardiologisch untersucht und die registrierten Elektrokardiogramme (EKG) ausgewertet. Besondere Beachtung galt dabei dem QRS-Komplex und der Amplitude der R-Zacke. Kardiale Erkrankungen und koinzidierende extrakardiale Krankheiten waren für die EKG-Veränderungen ursächlich. Insgesamt traten bei 294 (88,8 %) der 331 untersuchten Patienten Veränderungen in den EKG auf. Die häufigsten EKG-Veränderungen im gesamten Patientengut waren Veränderungen der QRS-Komplexe. Dies waren erhöhte Amplituden der R-Zacke (35,1 %) sowie tiefe Ausschläge der S-Zacke (11,8 %), Arrhythmien (39,3 %) und Vektoramplituden ≥1,0 mV in der Frontalebene (unabhängig von der Vektorenrichtung, 18,4 %). Zunahmen der R-Amplitude, mit einem Grenzwert von 0,8 mV für erhöhte R-Zacken und einem Maximalwert von 1,9 mV, wurden bei linksventrikulären Hypertrophien registriert (Kardiomyopathien: n=103/286, kongenitale Anomalien: n=9/25, andere Ursache: n=4/8) Hohe Amplituden wurden gehäuft auch bei Tieren mit einer Koinzidenz von chronischer Niereninsuffizienz (n=28/75) oder Hyperthyreose (n=15/28, p=0,0147) beobachtet. Negative Kammerkomplexe bis -1,5 mV resultierend aus tiefen S-Amplituden wurden bei Rechtsherzhypertrophien registriert. Kongenitale Anomalien (n=8/12, p=0,0022) oder eine Koinzidenz von felinem Asthma (n=9/24, p=0,0036) verursachten dabei die größten Amplituden und waren prozentual die häufigste Ursache für negative Kammerkomplexe (p <0,0001). Abweichungen des QRS-Vektors in der Frontalebene mit großen Vektoramplituden ≥1,0 mV (unabhängig von der Vektorenrichtung) entsprachen der links- oder rechtsherzbelastenden Erkrankung und wurden zehn Mal nach kranial gerichtet und 51 Mal nach kaudal gerichtet registriert (Kardiomyopathien: n=50/286, kongenitale Anomalien: n=9/37, andere Ursache: n=2/8). Weitere 56 Tiere hatten kleinere Vektoren außerhalb des Normbereiches (0-160°) mit einer Vektoramplitude <1,0 mV. Herzrhythmusstörungen wurden vor allem durch Extrasystolen (28,1 %) repräsentiert (Kardiomyopathien: n=82/286, kongenitale Anomalien: n=9/37, andere Ursache: n=2/8). Die nächst häufigsten Rhythmusstörungen waren tachykarde Arrhythmien (12,7 %; Kardiomyopathien: n=35/286, kongenitale Anomalien: n=3/37, andere Ursache: n=4/8): Vorhofflimmern (n=28), „sinoventrikuläre Rhythmen“ (n=8) und ventrikuläre Tachykardien (n=6). Weitere Abweichungen vom regulären Sinusrhythmus waren AV-Blockierungen (AV-Block 1.°: n=1; AV-Block 3.°: n=7) und Störungen der Erregungsausbreitung (RSB: n=4; LSB: n=6; Hemiblock: n=1 [Kardiomyopathien: n=16/286, kongenitale Anomalien: n=3/37]). Zusätzlich wurden im Patientengut registriert: erhöhte P-Wellen (n=42), erhöhte T-Wellen (n=31), verbreiterte QRS-Komplexe (n=25) und verlängerte QT-Intervalle (n=8). Die Ausprägung und Häufigkeit der EKG-Veränderungen war mit dem Schweregrad bzw. der Progredienz der jeweiligen Krankheit und den klinischen Symptomen assoziiert. Weil EKGAbweichungen von den physiologischen Normwerten nicht mit jeder einzelnen EKGAufzeichnung registriert wurden, waren Wiederholungsuntersuchungen essentiell für die Identifizierung spezifischer EKG-Veränderungen. Dies gilt besonders für Herzrhythmusstörungen. Das EKG hat eine bedeutende klinische Relevanz für die Identifizierung von Herzrhythmusstörungen und ist zusammen mit anderen Untersuchungsmethoden hilfreich für die Diagnose- und Prognosestellung. Weiterführende Studien zu Referenzwerten und individuellen sowie krankheitsbezogenen Unterschieden, beispielsweise bei felinem Asthma oder CNI, sind empfehlenswert.