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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Okuläre Befunde bei der älteren Katze (2017)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Sandhas, Ellen (WE 20)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2017 — LXXIX, 128 Seiten
    ISBN: 978-3-86387-830-6
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/6085
    Kontakt
    Klein- und Heimtierklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62422
    kleintierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Bei der Katze sind bisher nur wenige Altersveränderungen des Auges beschrieben. Die Abgrenzung von Altersveränderungen und altersbedingten Erkrankungen stellt so in der Praxis eine Herausforderung dar. Die vorliegende Studie geht davon aus, dass die ophthalmologische Untersuchung selbstverständlicher Bestandteil einer geriatrischen Vorsorgeuntersuchung bei der Katze sein sollte. Ziel war es, den Alterseinfluss auf okuläre Befunde zu untersuchen und Normalwerte hinsichtlich des Augeninnendrucks und des Schirmer Tränentests bei der älteren Katze zu ermitteln. In der vorliegenden Studie wurden 209 Katzen im Alter von 9-24 Jahren in einem Zeitraum von 28 Monaten in der Klinik für kleine Haustiere der Freien Universität Berlin untersucht. Eine systemische Erkrankung war kein Ausschlusskriterium. Es wurde eine Allgemeinuntersuchung und eine Blutdruckmessung mittels Doppler durchgeführt. Die Augenuntersuchung beinhaltete die Spaltlampenbiomikroskopie, Tonometrie, Ophthalmoskopie und den Schirmer Tränentest. Die häufigste okuläre Ursache einer Visuseinschränkung waren Ödeme, Blutungen und/oder Ablösungen der Retina, gefolgt vom Glaukom. Tiere ohne hypertensive Veränderungen zeigten einen mittleren systolischen Blutdruck von 153,9 ± 29,3 mmHg. Im Gegensatz zu anderen Studien konnte kein signifikanter Einfluss des Alters auf den Blutdruck nachgewiesen werden, jedoch zeigten jüngere Tiere ohne hypertensive Veränderungen höhere Maximalwerte des systolischen Blutdrucks als ältere Tiere. Gleichzeitig konnte ein signifikanter Alterseinfluss auf die Entwicklung attenuierter Fundusgefäße ermittelt werden. 50 % der Tiere mit Retinablutungen und/oder -ödemen zeigten einen systolischen Blutdruck ≤ 160mmHg. Altersbedingte Veränderungen von Fundusgefäßen könnten zu einer geringeren Widerstandsfähigkeit gegenüber einem erhöhten systolischen Blutdruck führen. Ebenso sollte die Diagnose einer hypertensiven Choroidopathie/hypertensiven Retinopathie auch bei einem systolischen Blutdruck ≤ 160 mmHg in Betracht gezogen werden. Dies ist die erste Studie, die den Augeninnendruck bei älteren Katzen mittels Tonovet® ermittelt. Der mittlere Augeninnendruck bei Katzen ohne Veränderungen der Kornea und ohne Anzeichen eines Glaukoms oder einer Uveitis lag bei 16,2 ± 5,2 mmHg. Es konnte kein signifikanter Alterseinfluss auf den Augeninnendruck nachgewiesen werden. 17 Katzen zeigten einen IOP ≥ 25 mmHg, davon 14 Tiere ohne Visuseinschränkung. Bei 7 dieser 17 Tiere war der Druckunterschied zwischen beiden Augen > 5 mmHg. Der Augeninnendruck wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Bei der Katze zeigen sich okuläre Veränderungen infolge eines Glaukoms spät und subtiler als beim Hund. Derzeit wird die Prävalenz des felinen Glaukoms möglicherweise noch Zusammenfassung unterschätzt. Eine regelmäßige Tonometrie erscheint im Rahmen einer geriatrischen Vorsorge sinnvoll. Der Schirmer Tränentest lag bei 15,6 ± 5,1 mm/Minute. Es konnte ein signifikanter Alterseinfluss auf mittels Schirmer Tränentest ermittelte Tränenproduktion nachgewiesen werden. Die vorliegenden Ergebnisse reichen jedoch nicht aus, um die geringe Neigung der Katze zur Entwicklung eines altersbedingten trockenen Auges zu erklären. Hier sind weitere Untersuchungen notwendig. Es wurde kein signifikanter Alterseinfluss auf die Entwicklung von Irispigmentveränderungen, lineare Trübungen im Bereich des posterioren Linsenkortex und die peripapilläre Hyperreflexie (Halo) ermittelt. Diese bisher als normale Altersveränderungen geltenden Befunde sollten kritisch beobachtet werden. In der Studie konnte gezeigt werden, dass Visuseinschränkungen keine normalen Altersveränderungen bei der Katze sind. Insgesamt zeigt die Katze vor allem im vorderen Augenabschnitt nur wenige in der ophthalmologischen Untersuchung erkennbare altersbedingte Veränderungen. Gleichzeitig werden visusbedrohende Erkrankungen wie die hypertensive Choroidopathie/hypertensive Retinopathie und das Glaukom oftmals nicht früh genug erkannt, um einen Visusverlust zu verhindern. Eine regelmäßige Augenuntersuchung im Rahmen einer geriatrischen Vorsorge könnte dem vorbeugen. Die in der vorliegenden Studie ermittelten Normalwerte und Beobachtungen können dazu einen wichtigen Beitrag leisten.