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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Untersuchung von Einflussfaktoren auf die postpartale Konzentration an Beta-Hydroxybutyrat im Blutserum von Milchkühen und deren Beziehung zur Milchleistung und Tiergesundheit in der Folgelaktation (2017)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Richter, Susann (WE 18)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2017 — VI, 189 Seiten
    ISBN: 978-3-86387-804-7
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/8835
    Kontakt
    Nutztierklinik

    Königsweg 65
    14163 Berlin
    +49 30 838 62261
    klauentierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Die Stoffwechselüberwachung von Milchkühen in der Transitperiode ist ein elementarer Teil der Bestandsbetreuung. Es gilt subklinische Stoffwechselstörungen zu erkennen und zu vermeiden. Die subklinische Ketose stellt eine der häufigsten und wirtschaftlich bedeutsamsten Stoffwechselerkrankung der Transitperiode dar. Diese Erkrankung führt zu Milchmengenverlusten und erhöht das Risiko für klinische Erkrankungen. Die β-Hydroxybutyrat-Konzentration (BHB) ist ein geeigneter diagnostischer Parameter für die subklinische Ketose. Außerdem findet die Bestimmung der nonesterified fatty acids (NEFA) Verwendung für das Identifizieren von subklinisch an Ketose erkrankten Tieren.

    Ziel dieser Arbeit war die Untersuchung von Einflussfaktoren auf die BHB-Konzentration. Desweiteren wurde die Auswirkung der BHB-Konzentration auf die Tiergesundheit und die Milchleistung untersucht. Dafür wurden 1949 Kühe (Holstein-Schwarzbunt) auf einem Betrieb untersucht. Die Probenentnahme bezog sich auf alle abkalbenden Kühe vom 05.04.2013 bis zum 22.02.2014. Die durchschnittliche 305-Tage-Leistung der Herde betrug 10750 kg. Der Fettgehalt belief sich auf 3,61 % und der Eiweißgehalt auf 3,15 %. Es befanden sich Kühe der ersten bis elften Laktation in der Herde. Das Probenschema umfasste eine Blutprobenentnahme aus der Vena oder Arteria coccygea mediana zum Zeitpunkt der Umstallung in die Vorbereitergruppe, eine Blutentnahme bei der Kalbung und drei weitere an Tag eins, drei und sieben post partum morgens zur Fütterung. Die Parameter BHB und NEFA wurden aus den Blutproben bestimmt. Zusätzlich wurden die Rückenfettdicke mittels Ultraschall zum Trockenstellen, zum Umstallen in die Vorbereitergruppe, einen Tag post partum und zum Ausstallen in die Leistungsgruppen (circa zwei Wochen post partum) eingeführt. Die Trockensteh- und Vorbereitungszeit und alle Daten zur Abkalbung, wie Kalbanzahl, Kalbgewicht, Kalbgeschlecht, Kalbeverlauf wurden gesammelt. Darüber hinaus wurde jede Erkrankung, die Milchleistung (Tages-, Wochen-, 305-Tage-Leistung) sowie die Fruchtbarkeitsparameter Zwischentragezeit und Besamungsanzahl erfasst.

    Die durchschnittliche postpartale BHB-Konzentration in der ersten Laktationswoche betrug 0,50 mmol/l. Die Prävalenz der subklinischen Ketose belief sich auf 12,7 %. Die Auswertung ergab eine Vielzahl von Einflussfaktoren auf die BHB-Konzentration. Bei den erstlaktierenden Tieren ergeben sich die Einflussfaktoren NEFA-Konzentration zur Kalbung, Kalbanzahl und Kalbemonat, wobei die NEFA-Konzentration zur Kalbung den weitaus stärksten Faktor bildet. Im Modell der mehrlaktierenden Kühe sind die signifikanten Einflussfaktoren: Laktationszahl, Kexxtone®-Bolus, Dauer der Trockenstehzeit, Dauer der Vorbereitungszeit, RFD zur Kalbung, Kalbemonat, Kalbanzahl und die antepartale NEFA-Konzentration. Davon ist Kexxtone der stärkste Einflussfaktor, gefolgt von der Dauer der Trockenstehphase. Die NEFA-Konzentration vor der Kalbung und die RFD zur Kalbung besitzen die gleiche Effektstärke. Einen nur geringen Einfluss auf die BHB-Konzentration haben der Kalbemonat, die Laktationszahl und die Kalbanzahl, wobei die Effektstärke der Laktationszahl durch den Faktor Kexxtone reduziert wird. Stärkster Einflussfaktor für die Erkrankung Ketose ist eine BHB-Konzentration am dritten Tag nach der Kalbung ≥1,2 mmol/l. Die BHB-Konzentration erklärt 10,1 % der Variabilität der Ketose. Die weiteren Einflussfaktoren sind Kalbanzahl, Kalbemonat, RFD-Abnahme in den ersten drei Laktationswochen, Dauer der ersten Phase der Trockenstehzeit und Höhe der Milchleistung in Woche drei bis sieben. Zusammen erklären diese Faktoren 28,1 % der Variabilität der Ketose. Die Laktationszahl ergibt keinen weiteren aufklärenden Effekt. Nicht untersuchte Faktoren, wie Genetik, Milchleistung in der Vorlaktation oder Vorerkrankungen könnten die Modellaufklärung erhöhen.

    Eine Auswirkung der BHB-Konzentration auf die Fruchtbarkeit konnte in dieser Untersuchung nicht gezeigt werden. Ebenfalls ergab sich kein Zusammenhang zwischen den Erkrankungen Mastitis und Lahmheit und der Höhe der BHB-Konzentration. Die BHBKonzentration steht im Zusammenhang mit der Milchleistung. Tiere, die eine BHBKonzentration ≥1,2 mmol/l besitzen, haben eine geringere Milchleistung als Kühe mit BHB-Werten <1,2 mmol/l. Je früher eine erhöhte BHB-Konzentration vorliegt, desto größer ist der Milchleistungsverlust. Eine BHB-Konzentration zur Kalbung ≥1,2 mmol/l führt zu einer um 1390 kg geringeren 305-Tage-Leistung. Gesunde Kühe haben eine geringere BHB-Konzentration als kranke Kühe. Der Cutpoint von ≥1,2 mmol/l BHB post partum ist für die Vorhersage von Stoffwechselerkrankungen geeignet. Die Odds Ratio betragen: Labmagenverlagerung OR=19,0 (BHB7), Gebärparese OR=9,3 (BHB0), Retentio secundinarum OR=5,0 (BHB0) und Metritis OR=6,0/2,0 (BHB0/BHB7).