Robert-von-Ostertag-Str. 7-13
14163 Berlin
+49 30 838 51833
virologie@vetmed.fu-berlin.de
Das Borna-Virus (Borna-Disease-Virus, BDV) ist ein neurotropes RNA-Einzelstrangvirus, das bei Säugetieren persistierende Infektionen des Zentralnervensystems (ZNS) verursacht. Diese lösen unterschiedliche neurologische Störungen wie Blindheit, Lern-, Bewegungs-, Gedächtnisstörungen, Lähmungen, Hypokinesen, Anorexie, Exzitationen, Kolik und Speicheln, psychiatrische Erkrankungen, Demenz und Verhaltensänderungen aus, die auf Erkrankungen des limbischen Systems zurückzuführen sind. Borna-Virus-Infektionen sind bei verschiedensten Tierspezies beschrieben. Mittlerweile sind fast alle Tierarten experimentell infizierbar (Stitz et al. 1981; Ludwig et al. 1988; Rott und Becht 1995).
Die Symptome der Borna´schen Erkrankung werden nicht durch das Virus, sondern durch die Immunreaktionen des Wirtes hervorgerufen. Die Übertragung des Borna-Virus erfolgt vermutlich über die Schleimhaut der oberen Luftwege, den Rachen oder die Riechschleimhaut. Hinsichtlich eines Virusreservoirs kann eine Infektion von Kleinnagern nicht ausgeschlossen werden, wobei die Feldspitzmaus als natürlicher Virusträger diskutiert wird (Kersten 2015).
Über eine Übertragung der Viren auf Menschen konnte bisher keine übereinstimmende Aussage getroffen werden bis 2015 Vertreter aus der Familie der Borna-Viren mit dem Namen „Variegated Squirrel Borna Virus 1“ (VSBV-1), der bei Bunthörnchen gefunden wurde, Menschen infizieren konnten (Hoffmann 2015).
Es gibt lokale BDV-Stämme, die sich in ihrem Proteinmuster unterscheiden. Auf Basis des NProtein-Gens wurde nachgewiesen, dass bei Ausbrüchen unterschiedlicher Lokalisation aus erkrankten Pferden isoliertes Virus eine umso höhere genetische Variabilität im N-Protein Gen aufwies, je weiter die Ausbrüche räumlich voneinander entfernt lagen, was für das Aufrechterhalten der Infektketten bei empfänglichen Spezies durch enzootisch vorkommende, geographisch differenzierbare Virusstämme spricht. Das Virus kann sich rasch adaptieren und an andere Spezies anpassen (Dietz 2006).
Das Borna-Virus ist im menschlichen Genom zu finden und vermehrt sich in den befallenen Zellkernen, wobei die Bedeutung des Nachweises von BDV in der menschlichen DNA ungeklärt bleibt (Tomonaga 2002).
Die Nachweismethoden post mortem sind unumstritten, die intra vitam Diagnostik bereitet Schwierigkeiten und lässt zurzeit bei klinisch gesunden Pferden keine prognostische Aussage zu. Testsysteme müssen auf eine hohe Sensitivität eingestellt werden, da beim Nachweis von Antikörpern gegen BDV geringe Antikörpertiter ausgebildet werden, was eine geringe Spezifität der Tests zur Folge hat (Staeheli et al. 2000).
Aviäre Borna-Viren (ABV), die mit der Erkrankung des Magen-Darm-Traktes und des Nervensystems der Psittaziden in Verbindung gebracht werden (Hankavuori et al. 2008; Kistler et al. 2008), lösen neurologische Symptome wie Anfälle, Ataxien, Paresen, Tremor und Kopfschiefhaltung aus und gelten mittlerweile als Erreger der Erkrankung der Neuropathischen Drüsenmagendilatation (Gancz et al. 2010; Hoppes et al. 2010; Payne et al. 2011). Der Nachweis der PDD (Proventricular dilatation disease) durch Kontrastmittelröntgen ist für eine definitive Diagnose nicht ausreichend (Degernes et al. 1996) und PCRs (Hankavuori et al. 2008; Kistler et al. 2008; Weissenböck et al. 2009b), Westernblot (Villanueva et al. 2010), ELISA (De Kloet und Dorrestein 2009) und Immunfluoreszenztest ermöglichen noch keinen verlässlichen diagnostischen Test, einen Nachweis durchzuführen, weshalb für die intra vitam Diagnostik eine Kombination aus serologischen Tests und PCR empfohlen wird (Herzog et al. 2010).
Erkrankte Tiere werden symptomatisch behandelt. Es wird angenommen, dass ABV auf fäkal oralem Weg übertragen wird (De Kloet und Dorrestein 2009), da das Virus den gesamten Magen-Darm-Takt besiedelt. BDV konnte hingegen bisher nicht im Säugetierkot gefunden werden (Sauder und Staeheli 2003), allerdings im Vogelkot (Malkinson et al. 1995).
Die Übertragung des VSBV-1 (Variegated Squirrel Borna-Virus 1) bleibt ungewiss, wobei eine Tröpfcheninfektion vermutet wird. Beim Nachweis des VSBV-1 Virus wurden analoge Analysen, molekularbiologische Nachweismethoden, serologische Tests mittels IFT und ELISA und eine Lebendtestung über Maultupfer und Blutprobe benutzt, wobei die Lebendbeprobung mit der Totbeprobung 100% übereinstimmte (Kersten 2015).