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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Mukoviszidose und Haustiere:
    Beurteilung des Gesundheitsrisikos durch regelmäßigen Tierkontakt für Patienten mit Mukoviszidose (2016)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Heger, Nikola (WE 12)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2016 — 207 Seiten
    ISBN: 978-3-86387-751-4
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/6405
    Kontakt
    Institut für Tierpathologie

    Robert-von-Ostertag-Str. 15
    14163 Berlin
    +49 30 838 62450
    pathologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Die Vermeidung von Atemwegsinfektionen ist für Patienten mit Mukoviszidose (Cystischer Fibrose, CF) von essentieller Bedeutung, da jede Pneumonie die Gefahr bleibender Verschlechterung des Krankheitsstatus in sich birgt. Neben der großen Gefahr durch Infektionen gilt es grundsätzlich, den Kontakt zu allem zu meiden, was die Atemfunktion beeinträchtigt. Hier ist auch an Stäube und Allergene zu denken, wie z.B. Aspergillus spp., die eine allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA) auslösen können. Da der Umgang mit Tieren generell mit einem erhöhten Vorkommen an Erregern, Stäuben und Allergenen verbunden ist, wird dieser von vielen behandelnden Ärzten für Patienten mit CF sehr kritisch gesehen. Da bisher keine Leitlinie zu dem Thema „CF und Tierkontakt“ existiert, die auf spezifischen Untersuchungen mit Patienten mit CF basiert, sollten mit der vorliegenden Studie erste Schritte unternommen werden, entsprechende Daten zu erheben. Ziel war es, das für Patienten mit CF von Haustieren ausgehende Risiko, sowohl qualitativ als auch quantitativ, zu ermitteln. Die Arbeitshypothese der Studie wurde wie folgt formuliert: Das Halten von Haustieren bzw. regelmäßiger Tierkontakt stellt für Patienten mit CF ein erhöhtes Gesundheitsrisiko dar. Zunächst sollte das Ausmaß von Tierkontakten und das damit in Zusammenhang stehende Hygieneverhalten der Patienten mit CF des Christiane Herzog-Zentrums Berlin ermittelt werden. Zu diesem Zweck wurden Fragebögen an 290 Patienten des Zentrums verteilt und die freiwillig beantworteten Fragen ausgewertet. Für weitere Analysen wurden zwei Kohorten gebildet. Zur Kohorte der Patienten mit regelmäßigem Tierkontakt (n= 75) wurden Patienten gezählt, die aktuell zehn oder mehr Stunden pro Woche Kontakt zu einem Tier haben. Patienten mit weniger oder gar keinem Umgang mit Tieren zählten zur Kohorte der Patienten ohne regelmäßigen Tierkontakt (n= 97). Die Ergebnisse der Fragebogenauswertung zeigen, dass Patienten mit CF trotz ihrer Erkrankung nicht weniger Haustiere halten als der Durchschnitt der deutschen Bevölkerung. Sie bevorzugen allerdings mehr Hunde und Katzen gegenüber sonstigen Haustieren. Das Hygieneverhalten im Umgang mit Tieren ist nicht stark ausgeprägt. Auffallend hoch ist die positive emotionale Wirkung (90%), die die tierbesitzenden Patienten ihrem Haustier zuschreiben. Im zweiten Teil der Studie wurden beide Kohorten auf gesundheitliche Unterschiede untersucht. Hierzu wurden retrospektiv klinische Daten wie die Einsekundenkapazität der Lunge (FEV1), der Body Mass Index (BMI), Exazerbations- und Hospitalisationsraten sowie mikrobiologische Daten (qualitativer und quantitativer Erregernachweis aus Sputumanalysen im Untersuchungszeitraum) miteinander verglichen. Um eine qualitativ hochwertige statistische Analyse durchzuführen, waren Datenreduktionen notwendig. Nach dem Ausschluss der Daten von insgesamt 19 Patienten (lungentransplantierte Patienten bzw. Patienten mit fehlenden Daten), kamen schließlich 56 Patienten mit regelmäßigem Tierkontakt und 58 Patienten ohne regelmäßigen Tierkontakt zur statistischen Auswertung. Die Ergebnisse der statistischen Datenauswertung geben keinen Hinweis darauf, dass Patienten mit regelmäßigem Tierkontakt mehr Infektionen haben als Patienten ohne regelmäßigen Tierkontakt. FEV1, BMI, Exazerbations- und Hospitalisationsraten unterschieden sich in beiden Patientengruppen statistisch nicht signifikant. Allerdings konnte regelmäßiger Tierkontakt als Prädiktor für eine allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA) ermittelt werden. Patienten mit regelmäßigem Tierkontakt haben gegenüber Patienten ohne regelmäßigen Tierkontakt ein siebenfach erhöhtes Risiko eine ABPA zu entwickeln. Der dritte Teil der Studie diente dem Nachweis von Bakterien und Pilzen, die bei Haustieren von Patienten mit CF und in ihrem Umfeld vorkommen, der Einschätzung ihrer Pathogenität für die Patienten und der Ermittlung von Transmissionen. Dazu wurden 22 Patienten mit Haustieren zu Hause aufgesucht und 364 Proben von den verschiedenen Haustierarten und von ihrem Umfeld genommen. Die Proben wurden anschließend mykologisch und bakteriell über Kultivierung, mikroskopische Untersuchung und falls erforderlich DNA-Sequenzierung und MALDI-TOF Verfahren bis auf Speziesebene analysiert. In diesem Teil der Studie wurden mehrfach Erreger bei Patienten und ihren Haustieren nachgewiesen, bei denen aufgrund der Patienten-Haustier- Historie eine Transmission als wahrscheinlich anzusehen war. Die mykologischen Analysen zeigten, dass mit der Haltung von Tieren auf organischer Einstreu wie Heu, Stroh, Holzspäne und Rindenmulch eine große Schimmelpilzbelastung, insbesondere von Aspergillus spp., verbunden ist. Der festgestellte erhöhte Erregerdruck spiegelt sich jedoch nicht in einer Erhöhung der Infektionsraten wider, scheint also keine Auswirkungen auf die tierbesitzenden Patienten zu haben. Der Anfangsverdacht auf erhöhten Erregerdruck mit potentiell problematischen Erregern bei Reptilien, sollte in Zukunft genauer untersucht werden. Die vorliegenden Studie kann mit einer Patientenzahl von n= 4 keine aussagekräftigen Ergebnisse liefern. Für die Entwicklung einer ABPA konnten die in der vorliegenden Studie erhobenen Daten die Arbeitshypothese stützen, für alle anderen Aspekte (Infektionsrisiko, Lungenfunktion, Ernährungsstatus, Hospitalisationen und Exazerbationen) jedoch nicht.