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Die Inzidenz feliner primärer Lungentumoren ist in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen. Dennoch sind Lungentumoren bei Katzen vergleichsweise wenig untersucht. Über die Korrelationen zwischen histologischen Tumorsubtypen, der Tumorursprungszelle, Prognose und klinischem Verlauf ist kaum etwas bekannt. Momentan werden feline Lungentumoren zumeist auf der Grundlage der Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation (WHO) diagnostiziert, die ausschließlich auf histologischen Merkmalen basiert. Diese Klassifikation wird jedoch von verschiedenen Autoren nicht nur unterschiedlich interpretiert, sondern auch kritisiert. Eine einfache und sichere Diagnostik ist für das Bestimmen der Tumordignität und -herkunft essentiell, denn feline primäre Lungentumoren sind häufig maligne und metastasieren in über 75 % der Fälle. Andererseits ist die Lunge einer der Hauptmetastasierungsorte anderer Primärtumoren, was eine Differenzierung primärer Lungentumoren rein anhand histologischer Kriterien erschwert. Ziel dieser Arbeit war es deshalb die Sensitivität und Spezifität des Thyroid Transcription Factor-1 (TTF-1) und die Funktion von Ki67 als Malignitätsmarker feliner primärer Lungentumoren zu untersuchen und zu prüfen, inwieweit sie die aktuelle Tumorklassifikation der WHO stützen bzw. deren Anwendung erleichtern. Für diesen Zweck wurde 1) die tatsächliche Anwendbarkeit der bestehenden Klassifikation der WHO überprüft, 2) relevante Tumormerkmale bestimmt, 3) die Spezifität von TTF-1 für feline Lungentumoren untersucht, 4) Korrelationen zwischen der TTF-1-Expression, den Tumormerkmalen und der Tumordignität erörtert, 5) die Expression des Proliferationsmarkers Ki67 in den Tumoren untersucht, 6) das diagnostische Potential einer Kombination von TTF-1 und Ki67 analysiert und 7) der Nutzen beider Marker und ihrer Kombination für das Klassifizieren feliner primärer Lungentumoren geprüft. 61 feline Lungentumoren wurden zunächst anhand der histologischen Kriterien der WHO klassifiziert. Dabei traten häufig verschiedene, für unterschiedliche Subtypen spezifische, Merkmale parallel im selben Tumor auf. Des Weiteren stimmten die beschriebenen Zellcharakteristika der zugehörigen Wachstumsmuster (papillär, bronchioloalveolär) nicht mit den tatsächlich vorkommenden Tumorzellen überein. Die Anwendbarkeit der Tumoreinteilung war demnach sehr beschränkt, da die Merkmalsbeschreibungen nicht eindeutig und teilweise gegensätzlich waren. Im zweiten Teil der Arbeit wurde der in der Humanmedizin bereits etablierte Lungentumormarker TTF-1 auf seine Spezifität für feline Lungentumoren untersucht. Immunhistochemische Färbungen bestätigten zum einen seine Spezifität für feline Lungentumoren und zum anderen den Zusammenhang seiner Expression mit der Tumordignität. So konnte eine positive Korrelation zwischen der TTF-1-Expression und dem Tumordifferenzierungsgrad identifiziert werden. Da TTF-1 jedoch nur in benignen Lungentumoren aber nicht in allen malignen primären Lungentumoren exprimiert wird, ist sein Potenzial als Tumormarker in der diagnostischen Praxis eingeschränkt. Weiterhin wurde die Expression des Proliferationsmarkers Ki67 in dem Tumoren erforscht. Sie korrelierte negativ mit dem Differenzierungsgrad. TTF-1 und Ki67 verhielten sich somit umgekehrt proportional, was den Zusammenhang einer positiven TTF-1-Expression mit einem guten Differenzierungsgrad verifizierte. Es war jedoch weder mit TTF-1, noch mit Ki67 möglich benigne Lungentumoren sicher von malignen zu trennen. Durch eine Kombination beider Marker (Kombinierter Expressionswert (KE)), wurde sowohl deren Sensitivität, als auch Spezifität für Lungentumoren erhöht. Der KE bietet eine mögliche, vielversprechende Variante zum Bestimmen der Tumordignität. Die Ergebnisse bestätigen zudem eine Verknüpfung des Zellcharakters und der Tumordignität. Adenome bestanden fast ausschließlich aus isoprismatischen, einschichtig angeordneten Zellen und zeigten eine signifikant höhere TTF-1-Expression. Mit steigender Zahl hochprismatischer und/oder mehrschichtig angeordneter Zellen, sanken sowohl der Differenzierungs-, als auch der TTF-1 Grad. Die Ki67 Expressionsintensität stieg parallel dazu an. Beide Marker und die tatsächlich gefundenen Zellmerkmale konnten die Einteilung der WHO nicht bestätigen. Die Ergebnisse decken vielmehr eine fehlende Übereinstimmung der tatsächlichen Tumormerkmale mit den WHO-Definitionen auf. Schlussendlich war es nicht möglich die Tumoren eindeutig anhand der histologischen Beschreibung der WHO zu Klassifizieren. Die Klassifikation konnte weder mit den TTF-1 und Ki67 Expressionsintensitäten nachvollzogen, noch deren Gebrauch durch sie vereinfacht werden. Darüber hinaus war die Einteilung der Subtypen nicht eindeutig und somit zum Teil sehr fraglich, was den dringenden Bedarf einer neuen Klassifikation offenlegt. Die Ergebnisse demonstrieren aber auch, dass durch das Verwenden eines spezifischen TTF-1 Antikörpers die Lunge leicht als Tumorursprung zu identifizieren ist. Zusätzlich ermöglicht der KE Wert eine genauere Trennung zwischen Adenomen und Karzinomen. Durch die Verwendung beider Marker und der KE Werte ist zudem eine sicherere Diagnose auch bei geringem Probenmaterial möglich. TTF-1 scheint außerdem prognostisches Potential zu besitzen.