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Einleitung: Vielfach wurde die Pansenfüllung als Kuhsignal für die Futteraufnahme und Tiergesundheit postuliert. Neuere Untersuchungen bezweifeln jedoch, dass die Pansenfüllung ein geeigneter Parameter zur Beurteilung der Futteraufnahme ist (Burfeind et al., 2010). Ziel dieser Studie war es, die Zusammenhänge zwischen der Futteraufnahme und der Pansenfüllung zu untersuchen.
Material und Methoden: Bei pluriparen Tieren wurden über einen Zeitraum von 2x4 Tagen ante (n=21) und p.p.(n=10) Tagesprofile der Pansenfüllung erfasst. Dazu wurden die Tiere im 4 h Rhythmus um 01, 05, 09, 13, 17 und 21 Uhr nach einem standardisierten Schema (mod. nach Zaaijaer und Noordhuizen, 2003) bewertet. Zudem wurde die Futteraufnahme (Frischmasse) mittels Wägetrögen für jedes Einzeltier erfasst und für die letzten 4 h vor der Pansenbewertung addiert. Die Zusammenhänge zwischen Pansenfüllung und Futteraufnahme wurden mittels partieller Korrelation und gemischter linearer Regression analysiert. Ergebnisse: Die Variabilität der Pansenfüllungsnoten war a.p. sehr gering (Abb. 1). 98% aller Bewertungen fielen auf die Noten 3,5 und 4,0. P.p. war die Variabilität der Noten stärker und es wurden Noten zwischen 2,0 und 4,0 vergeben (Abb. 2). Dabei wiesen 28% der Tiere in der 1. Woche p.p. eine Note <3 auf. Der Median der Futteraufnahme in 4 h lag a.p. bei etwa 5 kg und p.p. bei etwa 6 kg. Zwischen der Frischmasseaufnahme und der Pansenfüllung bestand eine signifikante positive Korrelation (r=0,24; p<0,001). In den linearen gemischten Modellen zeigte sich, dass die Futteraufnahme einen signifikanten Einfluss auf die Pansenfüllungsnoten hatte (p<0,001, Tabelle 1). Allerdings waren die Regressionskoeffizienten a.p. sehr niedrig und um eine Änderung einer halben Boniturnote erkennen zu können, müsste ein Tier etwa 30 kg Frischmasse mehr aufnehmen. In der ersten Woche p.p. waren die Regressionskoeffizienten deutlich höher. Eine Kuh müsste etwa 9 kg zusätzliche Frischmasse aufnehmen um dies anhand einer halben Boniturnote erkennen zu können. In der 2. Woche p.p. müsste ein Tiere 23 kg zusätzlich aufnehmen, um eine Erhöhung der Boniturnote um 0,5 zu erreichen.
Tabelle 1: Einfluss der Frischmasseaufnahme (kg) auf die Pansenfüllungsnoten
Koeffizient Standardfehler Signifikanz
2 Wochen a.p. 0,018 0,003 <0,001
1 Woche a.p. 0,015 0,003 <0,001
1. Woche p.p. 0,053 0,009 <0,001
2. Wochen p.p. 0,022 0,008 <0,001
Schlussfolgerungen: Die Bewertung der Pansenfüllung stellt ein sensibles Messinstrument zur
Beurteilung der Futteraufnahme in der ersten Woche p.p. dar. In der zweiten Woche p.p. und a.p. ist die Pansenfüllungsbonitur dagegen weniger geeignet.