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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Charakterisierung der fibrinolytischen Aktivität in der bronchoalveolären Lavageflüssigkeit beim chronisch lungenkranken Pferd und der Einfluss einer inhalativen Glukokortikoidtherapie (2016)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Wirth, Caroline Michaela Johanna (WE 17)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2016 — XVI, 235 Seiten
    ISBN: 978-3-86387-717-0
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/11643
    Kontakt
    Pferdeklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62299 / 62300
    pferdeklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Charakteristisch für chronische Atemwegserkrankungen sind langanhaltende und immer wiederkehrende Entzündungsprozesse im Respirationstrakt – Fibrosierungen des Lungengewebes und damit einhergehende persistierenden Einschränkungen in der Lungenfunktion sind die Folge. In der Humanmedizin konnte bei verschiedenen respiratorischen Erkrankungen (u.a. Asthma) ein prokoagulatorisches und antifibrinolytisches Milieu im Alveolarraum als Ursache progressiver Fibrosierungsprozesse ausgemacht werden. Beobachtungen aus der veterinärmedizinischen Literatur liefern Hinweise darauf, dass auch bei chronischen Lungenerkrankungen des Pferdes eine vergleichbare Hämostase- Dybalance in den Alveolen vorliegen könnte. Das Ziel dieser Arbeit bestand darin, in einer prospektiv-klinischen Studie unter Einschluss einer gesunden Kontrollgruppe die fibrinolytische Aktivität in bronchoalveolärer Lavageflüssigkeit (BALF) chronisch lungenkranker Pferde zu charakterisieren und einen pathogenetischen Zusammenhang herauszustellen. Hierfür sollten das Fibrinogen, die D-Dimere sowie Plasminogen-Aktivator-Inhibitor-1 (PAI-1) und Urokinase (u-PA) untersucht werden. Es stellte sich jedoch heraus, dass ein Nachweis von PAI-1 und u-PA mit verlässlicher Aussagekraft nicht möglich war. Zusätzlich zu den hämostatischen Parametern sollte auch das Serum-Amyloid-A in der BALF bestimmt werden. Alle Parameter wurden darüber hinaus auf Veränderungen im Rahmen einer inhalativen Glukokortikoidtherapie mit kombinierter Haltungsoptimierung untersucht. Für die vorliegende Studie wurden 61 Tiere an der Klinik für Pferde, allgemeine Chirurgie und Radiologie der Freien Universität Berlin stationär aufgenommen und einem dreitägigen Untersuchungsprotokoll unterzogen. Dieses umfasste eine allgemeine und spezielle klinische Untersuchung, eine venöse und arterielle Blutanalyse, eine Belastungsuntersuchung, eine Interpleuraldruckmessung, eine Tracheobronchoskopie mit bronchoalveolärer Lavage inklusive zytologischer Auswertung und eine röntgenologische Untersuchung der Lunge. Auf Grundlage der erhobenen Befunde und in Anlehnung an die in aktueller Literatur festgelegten Definitionskriterien wurden die Probanden in die folgenden fünf Diagnosegruppen eingeteilt: „Gesund“ (Gruppe 1, n=15), „COB in Exazerbation“ (Gruppe 2, n= 18), „IAD/COB in Remission“ (Gruppe 3, n=14), „interstitielle Pneumopathie“ (Gruppe 4, n=11) und „akute/subakute Pneumonie“ (Gruppe 5, n=3). Acht Patienten aus Gruppe 2 sowie vier Pferde aus Gruppe 3 erhielten eine zehntägige Inhalationstherapie mit dem Glukokortikoid Budesonid (3 μg/kg KGW, zweimal täglich) bei gleichzeitig staubarmen Haltungsbedingungen (Späne, nasses Heu), gefolgt von einer Kontrolluntersuchung, die im Wesentlichen dem Protokoll der Erstuntersuchung entsprach. Die weiterführenden Laboranalysen erfolgten aus dem Überstand der abzentrifugierten BALF. Das Fibrinogen und die D-Dimere wurden auf vollautomatischen Analysegeräten unter Anwendung immunturbidimetrischer Verfahren bestimmt. Für das SAA kam die ELISA-Methode zum Einsatz. Auch PAI-1 und u-PA sollten mit diesem quantitativen Nachweisverfahren bestimmt werden, was sich jedoch als nicht durchführbar erwies. Für die Fibrinogenkonzentration zeigte sich, dass der Median der lungenkranken Tiere deutlich über dem der gesunden Kontrollgruppe lag. Letztere wies zudem mit rund 60 % die geringste Nachweisbarkeit auf und unterschied sich damit signifikant (p=0,03) von der Gruppe 2 („COB in Exazerbation“), bei der in 94 % der Fälle Fibrinogenkonzentrationen gemessen werden konnten. Daraus ergab sich für Patienten mit Konzentrationen über der Nachweisgrenze von 0,001 g/l eine 11mal höhere Wahrscheinlichkeit, die Diagnose „COB in Exazerbation“ zu erhalten, anstatt als gesund eingestuft zu werden (Exp(B)=11,33). Darüber hinaus zeigte sich eine schwach positive Korrelation (rs=0,377; p=0,004) zwischen der Fibrinogenmenge und dem prozentualen Anteil neutrophiler Granulozyten in der BALF. Die D-Dimere konnten allein bei Pferden mit der Diagnose „COB in Exazerbation“ und „akute/subakute Pneumonie“ nachgewiesen werden. Hierbei wurde der Großteil der Messergebnisse erst im Anschluss an ein Proteinanreicherungs-Verfahren erbracht. Es ergab sich ein positiver Zusammenhang (rs=0,511; p=0,03) zwischen der D-Dimer-Konzentration und der durchschnittlichen Atemfrequenz der Patienten. Das Serum-Amyloid-A konnte in deutlich mehr als der Hälfte aller Proben (67,2 %) nicht wiedergefunden werden und es stellte sich für die gesunden wie kranken Tiere ein Median von 0,05 μg/ml heraus. Die therapeutische Intervention führte zu einer tendenziellen Verringerung insbesondere der Fibrinogen-, aber auch der D-Dimer-Konzentrationen in der BALF. Dieser Unterschied stellte sich als nicht signifikant heraus. Mangels funktionierender Testverfahren zur Bestimmung spezifischer Firbinolyse- Parameter konnte nur ein Teil der gesetzten Ziele in dieser Arbeit erreicht werden. Dennoch liefern die vorliegenden Beobachtungen neue Erkenntnisse für die Grundlagenforschung bei chronischen respiratorischen Erkrankungen des Pferdes. Die Ergebnisse bieten deutliche Anhaltspunkte für die Annahme, dass hierbei hämostatische Dysbalancen mit vermehrter Fibrinbildung eine zentrale Rolle im Pathomechanismus spielen. Insbesondere das Wissen über irreversible Veränderungen im Lungengewebe und persistierende Lungenfunktionsstörungen betroffener Tiere geben Anlass, diesen Forschungsansatz zu verfolgen und mögliche Veränderungen in der fibrinolytischen Aktivität in weiterführenden Studien aufzudecken.