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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Die Wirksamkeit von Insektizid-behandelten Netzen zur Bekämpfung von Vektoren und Lästlingsinsekten mit veterinärmedizinischer und medizinischer Bedeutung in Burkina Faso, West-Afrika (2016)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Arends, Marthe (WE 13)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2016 — X, 153 Seiten
    ISBN: 978-3-86387-708-8
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/2830
    Kontakt
    Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin

    Robert-von-Ostertag-Str. 7-13
    14163 Berlin
    +49 30 838 62310
    parasitologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Die Nutztierhaltung in tropischen und subtropischen Regionen wird durch mehrere gewichtige Probleme in erheblichem Masse beeinträchtigt. Ähnlich schwer wie der saisonal bedingte Mangel an Futter, Weideland und Wasser wiegt eine durch Insekten verursachte Belastung. Besonders Vertreter der Ordnung Diptera sind bedeutende Lästlinge und Krankheitsüberträger bei Mensch und Tier und dabei auch potenzielle Überträger von Zoonosen wie z.B. dem Rift Valley- Fieber. Die Auswirkungen auf das allgemeine Wohlbefinden von Mensch und Vieh nehmen während der Regenzeiten bedrohliche Ausmaße an; sie schränken die lokale Nutztierhaltung ein und sind so für erhebliche wirtschaftliche Verluste verantwortlich. Die Situation wird durch einen allgemeinen Trend zur Intensivierung in der landwirtschaftlichen Produktion verschärft. In der vorliegenden Studie sollte eine umweltschonende und ökonomisch sinnvolle Methode der Insektenkontrolle unter subtropischen Bedingungen geprüft werden. Dabei wurde die Wirksamkeit Insektizid-behandelter Netze untersucht, die um Tiergehege (Kraals) gespannt wurden, um Nutzvieh vor dem Anflug von Insekten zu schützen. Innovativ war der folgende Versuchsansatz: Anstatt wie in vorhergehenden Studien einzelne Ställe, Gehege oder Weiden zum Schutz von (Nutz-)Tieren zu umzäunen, wurden erstmals sämtliche Rindergehege innerhalb eines Dorfes zeitgleich mit den Netzen umspannt. Als Studiendörfer (Kontroll- und Interventionsdorf) wurden zwei fulanische Siedlungen in Süd-West Burkina Faso, Westafrika, ausgewählt; beide liegen in der Region Bama nahe der Stadt Bobo-Dioulasso. Die halb-sesshaften Fulani praktizieren den sogenannten Agropastoralismus, bei dem es sich um eine Mischform aus Ackerbau und Viehhaltung handelt. Die Studientiere wurden großteils durch Kreuzungsprodukte aus Zeburindern und den trypanotoleranten Baoulé repräsentiert. Einerseits sollten Unterschiede in dem Insektenaufkommen vor und nach der Intervention festgestellt werden; dazu wurden verschiedene entomologische Methoden angewandt. Drei Insektenfallentypen (BioGents© Sentinel Schwarzlichtfallen, Ngu-Fallen und Klebstofffallen) wurden in wöchentlichen Abständen in beiden Studiendörfern ausgebracht. Zusätzlich wurden standardisierte Videosequenzen von geschützten und ungeschützten Tieren angefertigt, um Abwehrbewegungen gegen Insekten festzuhalten. Die Belastung von Melkutensilien durch Fliegenbefall wurde mithilfe von digitalen Fotoaufnahmen dokumentiert. Andererseits sollte der Einfluss der Insektizid-behandelten Netze auf die Produktivität der geschützten Rinder gemessen werden. Dazu wurden über den gesamten Studienzeitraum zweimal im Monat die Gewichtszunahmen von Kälbern und in wöchentlichen Abständen die Milchmenge laktierender Kühe protokolliert. Fragebogenerhebungen zu sozio-ökonomischen Aspekten und dem subjektiven Empfinden der Dorfbewohner bezüglich der Insektenproblematik und dem Nutzen der Insektizid-behandelten Netzzäune wurden zu Beginn und am Ende der Studie durchgeführt. Die Wirkstoffpersistenz des in das Netz eingearbeiteten Pyrethroids Deltamethrin wurde über 5 Monate verfolgt. Obwohl Hinweise auf eine Reduktion der Zielinsekten nach der Netz-intervention in mehreren Fällen vorliegen, sind die mit Hilfe von Insektenfallen erhobenen Daten nicht ausreichend zuverlässig. Dies ist durch eine Reihe von Irregularitäten bedingt, die technische Probleme im Gebrauch der Insektenfallen und Kommunikationsschwierigkeiten mit den Dorfbewohnern einschließen. Die Videosequenzen der Abwehrbewegungen zeigen eine eindeutige Verbesserung bei den netzgeschützten Tieren im Vergleich zu den Kontrolltieren; auch die Fotos von Milchgefäßen weisen eine signifikante Reduktion der Fliegenbelastung im Interventionsdorf nach. Obwohl die Aussagekraft beider Visualisierungsmethoden aufgrund nur kleiner Datenmengen begrenzt ist, sind diese Ergebnisse als deutlicher Hinweis auf den positiven Einfluss der Insektizid-behandelten Netzzäune zu werten. Die Auswertungen der Fragebogenerhebungen bestätigen die Vergleichbarkeit von Interventions- und Kontrolldorf, bestärken die These der Insektenreduktion nach der Netzausbringung und zeigen eine hohe Akzeptanz seitens der Viehhalter. Es konnte eine ausreichende Wirksamkeit des Netzmaterials auf pyrethroid-sensible Laborfliegen über einen Zeitraum von 5 Monaten nachgewiesen werden. Die Netzzäune stellten sich als robust und daher für den Gebrauch unter tropischen Feldbedingungen geeignet heraus. Nachfolgende Studien sollten sich auf die Klärung von Fragestellungen bezüglich der Nachhaltigkeit der Netze, einer Bedarfs-orientierten Verteilung und Befestigungsmethoden der Netze an verschiedenen Untergründen (wie z.B. Bäumen, Hauswänden usw.) fokussieren. Das Qualitätsmanagement der Datenerhebung insgesamt sollte verbessert werden.