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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Stoffwechselüberwachung als Methode der Bestandsbetreuung von Milchkuhherden (2015)

    Art
    Vortrag
    Autor
    Staufenbiel, Rudolf (WE 18)
    Kongress
    40. Fortbildungsveranstaltung Labordiagnostik und Bestandsbetreuung
    Leipzig, 19. – 20.06.2015
    Quelle
    Internationale Tagung Zukunft gestalten 40 Jahre Präventivmedizin — M. Fürll (Hrsg.)
    Leipzig: Medizinische Tierklinik mit Funktionseinheit Klauentiere der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig, 2015 — S. 39–44
    Verweise
    URL (Volltext): http://www.vetmed.uni-leipzig.de/ik/wmedizin/labor/laborfortbildung/leipziger_laborfortbildung_15.pdf
    Kontakt
    Nutztierklinik

    Königsweg 65
    14163 Berlin
    +49 30 838 62261
    klauentierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Stoffwechselüberwachung als Methode in der Bestandsbetreuung: Die veterinärmedizinische Bestandsbetreuung hat die Gesunderhaltung des Einzeltieres und der Herde als gemeinsame Aufgabe aller für die Herde verantwortlichen Personen und Berufsgruppen durch abgestimmtes Handeln zur Aufgabe. Die konkrete Methodik der Bestandsbetreuung hängt von den äußeren Rahmenbedingungen ab, insbesondere von der Herdengröße, dem Leistungsniveau, dem Qualifikationsstand der Beteiligten und den Zielen des Landwirtes als Tierhalter. Auf diesem Hintergrund kann man drei Stufen unterscheiden, die kurative Bestandsbetreuung, die problembezogene Bestandsbetreuung und die prophylaktische Bestandsbetreuung. Auf der untersten Stufe, der kurativen Bestandsbetreuung, stimmen sich Tierarzt und Landwirt ab, wie eine konkrete Aufgabe abgearbeitet werden soll. Beispiele sind die Nachbehandlung von erkrankten Tieren (Mastitis), auch die Erstbehandlung (Gebärparese) nach einem Behandlungsprotokoll, die Organisation des zeitlichen Ablaufes von Bestandsmaßnahmen (Zuchthygieneuntersuchung, Impfungen). Auf dieser Ebene spielt die Stoffwechselüberwachung als systematische Methode keine Rolle. Sie kann analog zur kurativen Praxis bei erkrankten Einzeltieren angewandt werden. Auf der Ebene der problembezogenen Bestandsbetreuung sollen die Ursachen eines konkreten Bestandsproblems herausgefunden und ein wirksames Prophylaxeprogramm gegen exakt dieses Bestandsproblem erarbeitet werden, z.B. plötzlicher Anstieg an toten Kälbern in der ersten Lebenswoche, gehäuftes Auftreten von Klauenreheerkrankungen bei Jungkühen in der Frühlaktation. In diesem Kontext können Stoffwechselprofile einen relevanten Beitrag zur Ursachenklärung und zur Festlegung der Bekämpfungsmaßnahmen bilden. Hervorzuheben ist, im Rahmen der problembezogenen Bestandsbetreuung werden als Probanden in einem Stichprobentest Tiere herangezogen, die das zu klärende Erkrankungsbild repräsentieren. Das ist der entscheidende Unterschied zur prophylaktischen Bestandsbetreuung. Das Ziel in der prophylaktischen Bestandsbetreuung besteht in der Aufrechterhaltung der Gesundheit in einer gesunden Herde. Da in jeder Milchkuhherde Erkrankungen auftreten, ist es besser als Ziel zu formulieren, dass das Überschreiten einer prospektiv festgelegten Erkrankungshäufigkeit vermieden werden soll. Im Fokus stehen subklinische Erkrankungen und die sogenannten Produktionskrankheiten (Hypokalzämie/Gebärparese, Ketose, Pansenfermentationsstörungen, erhöhte Milchzellzahlen/Mastitis, Fruchtbarkeitsstörungen). Als Probanden für die toffwechseluntersuchung werden klinisch gesunde Tiere ausgewählt, von denen nach vorher festgelegten Auswahlkriterien in einem Stichprobentest diagnostisches Probenmaterial gewonnen wird. Da es sich um klinisch gesunde Tiere handelt, wird ein möglichst weites Parameterspektrum analysiert, um an Hand der Konstellation der als ausgelenkt gefundenen Parameter eine Risikoanalyse und Risikobewertung für die Herdengesundheit insbesondere mit Blick auf die Bedeutung von subklinischen Störungen vornehmen zu können. Es wird versucht, vor dem Auftreten manifester Erkrankungen die Herdengesundheit durch geeignete Prophylaxemaßnahmen zu stabilisieren. Ein zweites Ziel kann das Einhalten einer vorher festgelegten oberen Inzidenzschwelle für bestimmte Krankheiten (Labmagenverlagerung) sein. Da die 40 Labordiagnostik nur einen spezifischen Teil der Herdensituation abbildet, sollte die Interpretation der Ergebnisse der Stoffwechseluntersuchung unter Berücksichtigung weiterer Informationsquellen erfolgen, insbesondere der Ergebnisse der klinischen Bewertung der Kühe vor Ort im Stall (Kuhsignale), der Futtermittel und der Futterration (TMR-Analyse), der Ergebnisse von angewandten Stalltests, der Körperkonditionsbeurteilung sowie der Auswertung der Daten aus dem Herdenverwaltungsprogramm zu den Milchleistungsdaten, Fruchtbarkeitsdaten und den Daten zu den Erkrankungen und Abgängen. Diese komplexe Auswertung der Laborergebnisse verbessert die Aussagekraft wesentlich und reduziert Fehlinterpretationen.