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Problemstellung: Eine grundlegende Voraussetzung zur Erzielung hoher Leistungen in der Milchviehhaltung ist die adäquate Versorgung mit essentiellen Spurenelementen. Während eine Molybdänunterversorgung nur in seltenen Ausnahmefällen zu beobachten ist, werden Intoxikationen und chronische Überversorgung in der Literatur beschrieben. Molybdän (Mo) stellt einen Antagonisten zu Kupfer dar und führt bei einem Überangebot zum sekundären Kupfermangel mit entsprechender Klinik. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Mo-Versorgung bei Milchkühen in den neuen Bundesländern zu untersuchen, Referenzwerte für den Mo-Gehalt in verschiedenen Probenmedien zu erarbeiten und zwei zur Mo-Bestimmung verwendete Analyseverfahren zu vergleichen.
Versuchsanordnung: Die Studie wurde in zwei Abschnitte gegliedert. Im ersten Versuchsabschnitt wurden von 2007 bis 2012 auf 489 Milchviehbetrieben Blut- (Plasma, Serum, EDTA-Vollblut), Urin- und Haarproben von klinisch gesunden, multiparen Holstein- Friesian-Kühen mit unterschiedlichem Laktationsstatus entnommen. Im zweiten Abschnitt der Studie wurden auf einem Betrieb Blut (Plasma, Serum, EDTA-Vollblut), Haare und Lebergewebe von je zehn Einzeltieren aus vier Laktationsgruppen gewonnen. In beiden Studienteilen wurde die Mo-Konzentration im Probenmaterial mithilfe ICP-OES (Inductively coupled plasma optical emission spectrometry) und ICP-MS (Inductively coupled plasma mass spectrometry) bestimmt. Die Messwerte wurden mittels Varianzanalyse, Korrelation nach Pearson, Regressionsanalyse sowie Bland-Altman-Plot analysiert. Zur Ermittlung der Referenzwerte wurden nicht-parametrische Verfahren gewählt.
Ergebnisse: Eine Über- oder Unterversorgung mit Mo liegt bei keinem der untersuchten Tiere vor. Die Mo-Konzentrationen in Serum und Plasma sind vergleichbar, während im Vollblut signifikant niedrigere Werte vorliegen. Zwischen 70% und 77% der Blutproben weisen Werte im niedrigen Konzentrationsbereich auf (< 10 μg/l). Die Mo-Konzentration im Urin liegt im Mittel bei 120 μg/l und korreliert eng mit den Konzentrationen in Serum und Plasma. Dagegen liegen die ermittelten Werte im Haar in 35% der Fälle über dem Referenzbereich. Die Mo-Konzentrationen der Haare korrelieren nur schwach mit den Konzentrationen der anderen Proben. Im untersuchten Lebermaterial befinden sich 18% oberhalb des Referenzbereiches. Die Mo-Gehalte in der Leber korrelieren nicht mit den Werten im Blut und nur schwach mit denen im Urin. Im Laktationsverlauf zeigen sich keine signifikanten Unterschiede im Mo-Gehalt, während bei der Analyse der Jahreszeitdynamik signifikant niedrigere Werte in den Sommermonaten auffallen. Bei dem Vergleich der Bundesländer sind die Mo-Konzentrationen der Milchkühe aus Thüringen signifikant niedriger als die der Tiere aus den restlichen analysierten Bundesländern. Die eingesetzten analytischen Verfahren ICP-MS und ICP-OES korrelieren eng miteinander, wobei die MSTechnik höhere Werte als das OES-Verfahren ermittelt.
Diskussion: Laut Angaben des Untersuchungslabors lässt die Messgenauigkeit aufgrund von Untergrundrauschen unter einer Mo-Konzentration von 10 μg/l nach. Dies ist insbesondere bei der Beurteilung der Ergebnisse im Vollblut problematisch, da hier der Grenzwert in 77% der untersuchten Proben unterschritten wird. Im Hinblick auf diese Nachweisgrenzen und die zentrale Rolle der Nieren bei der Regulation des Mo-Haushaltes ist die Harnuntersuchung zur Darstellung der aktuellen Mo-Versorgung besonders geeignet. Die niedrigeren Mo- Konzentrationen in den Sommermonaten lassen sich wahrscheinlich durch eine verminderte Futteraufnahme bei erhöhten Außentemperaturen erklären. Anhand der niedrigeren Werte thüringischer Tiere sind keine Rückschlüsse auf die Bedeutung des Standortes möglich, da das Futter nicht zwangsläufig aus dem jeweiligen Bundesland des Betriebes stammen muss. Schlussfolgerung: Als Kurzzeitparameter eignen sich Blutplasma, Blutserum und Urin, wobei vor allem die Harnuntersuchung zu empfehlen ist. Die Konzentrationen im Lebergewebe liefern gute Hinweise auf die Mo-Versorgung der letzten Monate, allerdings gestaltet sich die Probenentnahme vergleichsweise aufwendig. Zur langfristigen Beurteilung ist prinzipiell die Haaranalyse geeignet, es besteht jedoch die Gefahr exogener Verunreinigung.