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Ziel dieser Arbeit war es, die Futterschwefelversorgung der Milchkuh zu untersuchen, zu beurteilen und eine Empfehlung zur Diagnostik der Schwefelversorgung zu erstellen. Die im Rahmen der Bestandsbetreuung der Klinik für Klauentiere der Freien Universität Berlin gesammelten Daten wurden ausgewertet. Die Proben von Januar 2006 bis September 2012 stammen aus den Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Trotz massiv verminderter Schwefeldioxid- Emission der Industrie in den letzten Jahrzehnten, ist wider Erwarten ein steigender Trend der Schwefelkonzentration im Futter zwischen 2006 und 2012 zu erkennen. Zu Beginn des Untersuchungszeitraumes sind die Futterschwefelwerte erwartungsgemäß sehr niedrig und liegen somit deutlich im unterversorgten Schwefelbereich. Gegen Ende der Untersuchungen sind die Futterschwefelkonzentrationen zwar immer noch zu niedrig, sie sind jedoch weitestgehend kontinuierlich von Jahr zu Jahr bis an die untere Grenze des adäquaten Schwefelversorgungsbereiches gestiegen. Durch die Verfütterung einer Anionenration verdoppelt sich der Schwefelgehalt im Futter nahezu im Vergleich zur Futterration ohne saure Salze. Daher befand sich die Futterschwefelkonzentration dieser Tiere im hoch versorgten Schwefelbereich. Auch hier ist ein steigender Trend zu erkennen. Die sehr kleine Spannweite des adäquat versorgten Schwefelbereichs macht es schwierig, diesen Versorgungsbereich exakt zu treffen. Bei der Futterrationsgestaltung sollte bedacht werden, dass die Verdaulichkeit und die Verfügbarkeit des Schwefels von unterschiedlichsten Faktoren abhängt. Unter anderem werden sie beeinflusst von der verfügbaren Schwefelform und -quelle sowie vom N:S-Verhältnis der Ration. Weiterhin bestehen Wechselwirkungen zu Zusatzstoffen wie zum Beispiel Spurenelementen. In der Literatur werden, selbst bei offensichtlich sehr ähnlichen Experimenten, immer wieder verschiedene Messergebnisse ermittelt. Aus diesem Grund wurde schon öfters empfohlen, eine noch genauere Verfügbarkeit der verschiedenen Schwefelformen und –quellen zu bestimmen. Die Definition von maximal tolerablen und toxischen Schwefelmengen müssen daran angepasst und daraus angemessene Fütterungsempfehlungen beschrieben werden. Diesbezüglich bedarf es weiterer detaillierter Untersuchungen. Darüber hinaus wurden in dieser Arbeit signifikante Zusammenhänge zwischen einer Schwefelunterversorgung über das Futter und einer Reihe von Erkrankungen festgestellt. Zu den Erkrankungen zählen das vermehrte Auftreten von Ovarialzysten und Nachgeburtsverhalten sowie Labmagenverlagerungen, Stoffwechselstörungen, Verdauungsstörungen, Pansenazidose, Klauen- und Gliedmaßenerkrankungen. Besonders deutlich ist der Zusammenhang bei Milchkühen, die keine Anionenration bekamen. Dieses offensichtliche Ergebnis unterstreicht die Bedeutsamkeit des Schwefels in der Fütterung. Schwefel nimmt einen wichtigen Stellenwert für die Gesundheit der Milchkuh ein. Es ist notwendig, dem bisher vernachlässigten Mengenelement bei der Rationsgestaltung mehr Beachtung zu schenken. Zur Kontrolle der Futterschwefelversorgung der Milchkuh wurden in diesen Untersuchungen die Probenmedien Vollblut, Plasma, Serum, Haar und Harn auf ihren Total-Schwefelgehalt hin analysiert. Besonders auffällig ist, dass nur der Schwefelgehalt im Probenmedium Harn in signifikanter Wechselwirkung zur Schwefelkonzentration in der Futterration steht. Im Vergleich hierzu steht weder der Schwefelgehalt der Probenmedien Serum, Plasma und Vollblut noch des Probenmediums Haar in signifikanter Wechselwirkung zum Schwefelgehalt im Futter. Daher empfiehlt es sich, die Beurteilung der Schwefelversorgung über das Futter anhand der Schwefelmessung im Harn durchzuführen. Der Harnstatus lässt Rückschlüsse sowohl auf die Einzeltier- als auch auf die Herdenversorgung zu. Einige Autoren empfehlen die Schwefelmessung aus dem Pansensaft oder –gas. Im Gegensatz zur Pansensaft- oder Pansengasgewinnung ist die Harngewinnung jedoch eine schnelle und einfach durchführbare Methode. Zur Überprüfung von unterschiedlichen Zeiträumen der Schwefelversorgung dienen die untersuchten Probenmedien. Das Probenmedium Harn ist als Kurzzeitparameter, die Blutmedien Serum, Plasma und Vollblut sind als mittelfristige Parameter und das Probenmedium Haar ist als Langzeitparameter einzustufen. Die zur Diagnostik des Schwefelstatus empfohlenen Referenzwerte sind wie folgt: Medium - Referenzwerte Serum (mg/l) - 750-1200 Plasma (mg/l) - 850-1400 Vollblut (mg/l) - 1000-1800 Haar (mg/kg) - 30000-53000 Harn (mg/l) - 350-2200