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Hintergrund und Zielsetzung: Kardiovaskuläre Erkrankungen mit vaskulärer Kalzifizierung stellen ein klinisches Problem bei der chronischen Niereninsuffizienz (CKD) sowie bei der Nierentransplantation beim Menschen dar. In Voruntersuchungen konnte im Zellmodell ein hemmender Einfluss von Mycophenolsäure (MPA) auf die Kalzifizierung von glatten Gefäßmuskelzellen nachgewiesen werden. Das Ziel dieser Arbeit war es, die sich aus der Voruntersuchung ergebende, potentielle anti-kalzifizierende Wirkung von MPA im Tiermodell zu verifizieren. MPA ist ein nicht-kompetitiver und reversibler Inhibitor der Inosinmonophosphat-Dehydrogenase, wodurch die Proliferation der T- und B- Lymphozyten gehemmt wird. Neben diesen immunsuppressiven Eigenschaften von MPA, wird der oben genannte Einfluss auf das kardiovaskuläre System vermutet. Methoden: Zur Induktion einer CKD im Tiermodell wurden nacheinander zwei Nephrektomien durchgeführt. Bei der ersten Operation wurden 75 % der rechten Niere indirekt durch Abbinden der Gefäße teilnephrektomiert. Bei der zweiten Operation wurde die linke Niere vollständig entfernt. Während der zweiten Operation wurde auch die osmotische Pumpe mit MPA am Rücken subkutan implantiert. Drei Tage später erfolgte eine Futterumstellung auf eine Hochphosphatdiät bei allen Versuchstieren, da ein hoher Phosphatanteil im Futter für die Entwicklung einer Kalzifizierung notwendig ist. Es wurden weibliche DBA/2 Mäuse in vier Gruppen eingeteilt. Bei der Kontrollgruppe wurden keine Nephrektomien, sondern lediglich zwei Scheinoperationen ohne nachfolgende Medikation durchgeführt. Bei der Lösungsmittelgruppe wurden zwar Nephrektomien durchgeführt, aber anstelle von MPA nur Lösungsmittel verabreicht. Bei der low dose-MPA und bei der high dose MPA-Gruppe wurden ebenfalls Nephrektomien durchgeführt. Der low dose MPAGruppe wurde anschließend 3 mg/kg KGW/Tag MPA, der high dose MPA-Gruppe 30 mg/kg KGW/Tag MPA, jeweils in Lösungsmittel, verabreicht. Blutentnahmen fanden jeweils am Versuchsbeginn und -ende statt. Parathormon wurde mittels ELISA bestimmt. Eine Parathormondysbalance kann auf eine Störung des Kalzium- und Phoshathaushalts hinweisen. Ferner wurden Harnstoff-Stickstoff, alkalische Phosphatase, Gesamtcholesterin, Kalzium und anorganisches Phosphat via Trockenchemie ermittelt. Die rechte Niere und das Herz wurden histologisch mit Hilfe einer Hämatoxylin-, Von Kossa- und Alizarinrot S-Färbung untersucht. Außerdem erfolgten eine Bestimmung der Herznassgewichte sowie die biochemische Bestimmung des kardialen Kalziumgehaltes in den Proben. Ergebnisse: Die Niereninsuffizienz wurde mittels Nephrektomie und Hochphoshatdiät erfolgreich induziert. Für Parathormon und Harnstoff-Stickstoff konnte in der Lösungsmittelgruppe ein Anstieg gemessen werden. Es bildete sich in allen vier Gruppen ein sekundärer Hyperparathyreoidismus aus und auch der Kalzium- und der anorganische Phosphathaushalt waren gestört. Beide MPA-Gruppen zeigten eine Verminderung von Harnstoff-Stickstoff und alkalischer Phosphatase im Blutplasma im Vergleich zur Lösungsmittelgruppe. Das Herz war bei der Lösungsmittelgruppe signifikant kalzifiziert gegenüber der Kontrollgruppe (Alizarinrot S-Färbung, Herzgewicht, Histomorphometrie, biochemische Kalziumbestimmung). Der kardiale biochemische Kalziumgehalt der low dose MPA- Gruppe war geringer als bei der Lösungsmittelgruppe. Die kardiale Verkalkung der high dose MPA-Gruppe war in allen Untersuchungen im Vergleich zur Lösungsmittelgruppe und auch zur low dose MPA-Gruppe vermindert. Schlussfolgerung: MPA hat anti-kalzifizierende Eigenschaften, da sie im Tierversuch die Kalziumablagerungen im Myokard vermindern konnte. Dies könnte therapeutische Möglichkeiten bei kardiovaskulären Erkrankungen eröffnen.