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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Echokardiographische Untersuchung zum Einfluss der Allgemeinanästhesie auf die Myokardkontraktilität beim Pferd (2015)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Wittschorek, Julia (WE 17)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2015 — XI, 155 Seiten
    ISBN: 978-3-86387-679-1
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/12718
    Kontakt
    Pferdeklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62299 / 62300
    pferdeklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Ziel der Arbeit war es festzustellen, ob die Anästhesie beim Pferd Auswirkungen auf die Myokardkinetik hat. Im Rahmen dieser Studie wurde die Myokardkontraktilität beim anästhesierten Pferd mit konventioneller Echokardiographie, Gewebedopplerechokardiographie (TDI) und dem 2D Speckle Tracking (2D ST) untersucht. Das Probandengut umfasste insgesamt 25 Pferde, bei denen wegen eines chirurgischen Eingriffes eine Allgemeinanästhesie in der Klinik für Pferde der Ludwig-Maximilians-Universität in München durchgeführt wurde. Aufgrund einer klinischen, echo- und elektrokardiographischen Voruntersuchung wurden alle 25 Pferde als „herzgesund“ beurteilt. M-Mode- und Gewebedopplermessungen sowie die Verformungsanalyse mittels Speckle Tracking wurden vor der Anästhesie (T1) sowie während (T2, T3) und nach (T4) der Anästhesie durchgeführt. Ein standardisiertes Anästhesieprotokoll wurde benutzt, welches eine initiale Sedation mit einem a2-Agonisten in Kombination mit einem Opioid, eine Narkoseeinleitung mit Guaifenesin und Ketamin sowie eine Aufrechterhaltung der Anästhesie mit Isofluran beinhaltete. Alle Pferde wurden während der Anästhesie in linker Seitenlage gelagert. T2 bzw. T3 und T4 waren feste Zeitpunkte: 5 bzw. 20 Minuten nach Beginn der Aufrechterhaltung der Anästhesie mit Isofluran und 30 Minuten nach dem Aufstehen des Pferdes. Es wurden die Geschwindigkeiten der radialen Myokardbewegung der links- und rechtsventrikulären Wand und des Interventrikularseptums jeweils mittels der PW- und Farbgewebedopplertechnik evaluiert. Die Messungen umfassten die isovolumetrische Kontraktionsgeschwindigkeit (IVC), die systolische Spitzengeschwindigkeit (S), sowie die früh- (E) und spätdiastolische Relaxationsgeschwindigkeit (A). Beim 2D ST wurden die Verformungsparameter Strain und Strain Rate im Bereich der linksventrikulären Wand und des Interventrikularseptums in radialer Bewegungsrichtung ermittelt. Die beschriebenen Messungen waren bei allen Pferden durchführbar. Die PWGewebedopplermessungen der rechtsventrikulären Wand wurden nur bei 22 Pferden durchgeführt. Die im M-Mode ermittelte prozentuale Verkürzungsfraktion reduzierte sich während der Allgemeinanästhesie (T3) signifikant um 15,6 ± 12,5 % (***p = 0,001), die Ejektionsfraktion signifikant um 11,3 ± 17,9 % (***p = 0,001), und der diastolische linksventrikuläre Durchmesser verkleinerte sich signifikant um 7,2 ± 13,0 % (**p = 0,01) im Vergleich zu T1. In der vorliegenden Studie war bei den Messungen mithilfe der PW- Gewebedoppler- und Farbgewebedopplertechnik in den meisten Fällen eine signifikante Reduktion der systolischen und diastolischen myokardialen Wandgeschwindigkeiten während der Allgemeinanästhesie feststellbar. Bei den Farbgewebedopplermessungen waren im Bereich der rechtsventrikulären Wand zum Messzeitpunkt T3 signifikante Reduktionen im Vergleich zu T1 feststellbar: A reduzierte sich um 78,3 ± 12,8 % (***p = 0,001), E um 64,3 ± 23,4 % (*p = 0,05), S um 73,8 ± 13,3 % (***p = 0,001) und IVC um 63,8 ± 34,6 % (*p = 0,05). Im Bereich der linksventrikulären Wand reduzierten sich beim Vergleich von T1 zu T3 A um 43,0 ± 22,2 % (***p = 0,001), E um 18,1 ± 23,9 % (***p = 0,001) und S um 15,0 ± 24,6 % (**p = 0,01). Im Bereich des Interventrikularseptums fehlte zum Messzeitpunkt T3 bei 60 % der Pferde die A-Welle bzw. verminderte sich A um 68,2 % ± 24,6 (**p = 0,01), S war bei T3 bei 20 % der Pferde nicht vorhanden bzw. verminderte sich um 43,7 ± 43,7 % (**p = 0,01), und IVC reduzierte sich beim Vergleich von T1 zu T3 um 32,2 ± 49,2 % (***p = 0,001). Bei den PW-Gewebedopplermessungen waren im Bereich der rechtsventrikulären Wand beim Vergleich von T1 zu T3 signifikante Reduktionen von A um 50,6 ± 23,1 % (***p = 0,001), von S um 39,8 ± 38,6 % (***p = 0,001) und von IVC um 25,0 ± 37,2 % (**p = 0,001) feststellbar. An der linksventrikulären Wand reduzierten sich beim Vergleich von T1 zu T3 A um 37,8 ± 24,8 % (***p = 0,001), E um 8,6 ± 34,0 % (*p = 0,05) und S um 18,1 ± 26,2 % (***p = 0,001). Im Bereich des Interventrikularseptums reduzierte sich IVC um 50,7 ± 22,3 % (***p = 0,001) und S um 29,7 ± 43,8 % (***p = 0,001) beim Vergleich von T1 zu T3. Beim Vergleich der Strain der linksventrikulären Wand und des Interventrikularseptums ergaben sich im Vergleich von T1 zu T3 reduzierte Messwerte im Bereich des Interventrikularseptums um 18,3 ± 42,2 % (***p = 0,001) und im Bereich der linksventrikulären Wand um 33,1 ± 54,1 % (**p = 0,01). Bei den Strain-Rate- Messungen zeigten sich im Vergleich von T1 zu T3 signifikante Verminderungen von S und A. An der linksventrikulären Wand verminderte sich S um 26,6 ± 23,2 % (***p = 0,001) und A um 34,7 ± 37,2 % (***p = 0,001), am Interventrikularseptum reduzierte sich S um 28,4 ± 42,4 % (***p = 0,001) und A um 44,2 ± 23,6% (***p = 0,001). Beim Vergleich der Messparameter von T2 zu T3 konnten zum Teil signifikant niedrigere Myokardgeschwindigkeiten gemessen werden, was darauf hindeutet, dass die Anästhesiedauer einen negativen Einfluss auf die Herzkontraktilität hat. Die Studie konnte zeigen, dass Gewebedopplermessungen und 2D Speckle Tracking beim Pferd während der Allgemeinanästhesie praktikabel sind und die Ergebnisse ergänzende quantitative Informationen zur globalen sowie regionalen systolischen und diastolischen Funktion liefern. Anhand der Messungen konnte die unmittelbare Wirkung der Allgemeinanästhesie auf die Herzkinetik dargestellt werden. Es zeigten sich negative Auswirkungen auf die Kontraktilität und Relaxationsfähigkeit der linksventrikulären und rechtsventrikulären Wand sowie des Interventrikularseptums.