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Die implantatassoziierte Infektion ist in der Orthopädie bei Mensch und Kleintier insgesamt selten, aber für einen Patienten eine gravierende Komplikation, weil die Frakturheilung verzögert abläuft, sich Implantate lockern, ein Funktionsverlust entstehen und der Infekt in einer Osteomyelitis enden kann. Die Pathogenese zahlreicher Infektionen der chirurgischen Orthopädie wird von Mikroorganismen in Biofilmen beeinflußt. Die Biofilmbakterien machen etwa 60% aller nosokomialen Infektionen aus. In der vorliegenden Studie wurde erstmals die Infektionsinzidenz an den Explantaten und die damit assoziierten Komplikationen und das Erregerspektrum analysiert, um daraus etwaige Einflussfaktoren der Plattenosteosynthese zu finden. Studiengut waren 51 Hunde und 14 Katzen verschiedener Rassen, denen im Zeitraum 02/2010 bis 03/2013 ein Plattenimplantat mit Schrauben entnommen und mikrobiologisch untersucht wurde. Auf 49,3% (n=35) der Explantate konnten Mikroorganismen nachgewiesen werden. Staphylokokkus ssp. war der häufigste Infektionserreger. Nach 26 der 68 Operationen verlief die Heilung komplikationslos obwohl bei 12 der 26 Explantate mikrobiologisch Erreger nachgewiesen wurden. Bei den 42 Patienten mit einer Komplikation konnten bei 21 (50%) Mikroorganismen aufgespürt werden. Körpergewicht und Alter sind Einflussfaktoren hinsichtlich einer Infektion. Das Geschlecht der Patienten war kein relevanter Parameter für ein erhöhtes Infektionsrisiko. Je älter und schwerer die Tiere waren, desto höher war die Wahrscheinlichkeit einer Infektion. Der Bereich distal des Ellenbogens (n=18/21, 85,7 %) und distal des Kniegelenkes (n=10/14, 71,4%) war wesentlich häufiger infiziert als die proximalen Abschnitte. Die Explantate von Traumapatienten mit Lungenläsionen waren signifikant höher infiziert (p=0,028). Weitere zusätzliche Läsionen wie Hautwunden und Frakturen hatten keinen signifikanten Einfluss darauf ob eine Infektion am Explantat vorlag oder nicht. Das Non-Contact-Explantat war mit 59,5% häufiger infiziert als das der Dynamischen-Kompressions-Platten mit 39,3% oder der T-Plättchen mit 33,3%. Dünne 2-2,7mm Explantate waren zu 38,5% und dicke 3,5-4,5mm zu 62,5% infiziert. Prozentual ist das Infektionsrisiko eines Explantates mit 52% bei einem erfahrenen Chirurgen höher als bei einem unerfahrenen mit 42,9%. Das Infektionsrisiko steigt mit der Zahl der Personen im Operationsraum. Bei einer assistierenden Person betrug es 42,9% während es bei dreien 66,7% ausmachte. 14 von 16 Operationen mit drei Assistenten wurden von einem erfahrenen Operateur geleitet. Die Infektionsgefährdung nahm mit der Dauer des stationären Aufenthaltes ab. Die Liegedauer der Implantate beeinflusste das Infektionsrisiko nicht signifikant. Röntgenologisch war in 36 von 68 Fällen bei Explantation kein besonderer Befund zu vermerken. In 32 Fällen wurden am häufigsten eine Osteolyse (n=20, 29,4%) und Demineralisierung des Knochens im Plattenbereich (n=9, 13,2%), vor Implantatbrüchen (n=7, 10,3%), gelockerten Schrauben (n=6, 8,8%), Plattenbiegung (n=2, 2,9%) und Sequestrierung (n=2, 2,9%) diagnostiziert. Infiziert waren die Explantate bei 60% (n=12) der Patienten mit sichtbarer Osteolyse, bei 55,6% (n=5) mit ersichtlichem Knochenabbau, bei der Hälfte mit gelockerten Schrauben sowie bei 28,6% (n=2) mit einem Implantatbruch. Beide Sequestrierungen und eines der gebogenen Explantate waren infiziert. Tiere, die bei Explantation im Bewegungsablauf funktionsgestört waren, bei denen die Gliedmaße in Fehlstellung geheilt oder geschwollen war, wiesen zu 73,3% einen Explantatinfekt auf. 5 (N=51, 9,8%) Patienten hatten bei Explantation klinisch und röntgenologisch eine Osteomyelitis. Auch wenn bei der Analyse der Faktoren kaum Signifikanzen festgestellt werden konnten, so waren doch einige die Infektion tendenziell begünstigend. Nahezu 50% aller Explantate waren von Mikroorganismen besiedelt, obwohl nur 7,4% der Patienten erkrankt waren. In weiteren Studien sollte eine Probengewinnung für mikrobiologische Untersuchungen bei Öffnung des Operationsgebietes, vor dem Wundverschluss und bei Explantation routinemäßig erfolgen, um die Relevanz der Ergebnisse an einem größeren Patientengut weiter zu hinterlegen.